Ölpreise auf Wochensicht fast ausgeglichen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 29.11.2019

um 10:17 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Als Highlight bei der Preisentwicklung beider Rohölsorten darf das Erreichen eines Neun-Wochen-Hochs am Mittwoch bezeichnet werden. Im Vergleich zu den Wochen zuvor, als es durch überraschende Ereignisse zumindest zeitweise zu übersichtlichen Preissprüngen gekommen ist, blieben vergleichbare Entwicklungen zuletzt aus. Vergleichbar mit den Heizölpreisen, treten die Notierungen an den internationalen Finanzmärkten erneut auf der Stelle. Im Vergleich zum Vortag sank der Preis bei der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) geringfügig um rund 0,1 Dollar/Barrel auf 58,- $/b. Das Minus bei der für Europa relevante Sorte Brent war mit 0,2 Dollar/Barrel auf 63,7 $/b nur unwesentlich höher.

Mit Spannung blicken die Marktteilnehmer aktuell auf das bevorstehende Treffen des OPEC + - Kartells in Richtung Österreich. Bei dem Treffen der Organisation erdölexportierender Länder soll über die Fördermengen für das kommende Jahr beraten werden. Bei Beibehaltung der aktuellen Fördermengen-Kürzung, wird für die ersten beiden Quartale des kommenden Jahres mit einem Überangebot gerechnet, das sich jedoch aufgrund eines erwarteten Defizites in der zweiten Jahreshälfte ausgleichen sollte. Experten der OPEC gehen somit davon aus, dass der globale Ölmarkt im Jahr 2020 ausgeglichen sein dürfte.

Bei der genannten Prognose muss jedoch im Konjunktiv gesprochen werden, da das bevorstehende Treffen in Wien abgewartet werden muss. Da in den zurückliegenden Monaten häufig über die Fördermengenpolitik für das Jahr 2020 spekuliert wurde, erhoffen sich Marktbeobachter eine konkrete Vereinbarung auf dem Treffen Ende nächster Woche. Auch wenn eine vertragliche Bindung für den Rest des Jahres als unwahrscheinlich eingeschätzt wird, so wird zumindest eine Festlegung für das 2. Quartal erwartet.

Mitte des Jahres hat sich das Ölkartell gemeinsam mit den in der Opec + zusammengefassten verbündeten Förderstaaten, auf eine Fördermengenkürzung verständigt, die auch noch im erste Quartal des kommenden Jahres Bestand hat. Einzelne Mitgliedstaaten des Kartells überschreiten jedoch die vertraglich vereinbarten Produktionsgrenzen nahezu regelmäßig. So wird auch für den aktuelle Monat November erwartet, dass Russland erneut mehr als Öl als vereinbart gefördert hat. Sollte sich die erneute Annahme bestätigen, wäre dies das achte Überschreitung im laufenden Jahr.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen

In den letzten 14 Tagen gab es immer häufiger Berichte über Fortschritte in den Abkommens - Verhandlungen im Handelsstreit zwischen China und den USA. Während vermeintliche Annäherungen in der Vergangenheit meistens nur von einer der beiden Beteiligten angedeutet oder teilweise sogar klar kommuniziert wurde, haben sich die Marktteilnehmer schon fast darauf eingestellt, dass die andere Partei gar keine Reaktion auf das Statement gab, oder kurze Zeit später ein Dementi folgte.

Die in den letzten beiden Wochen daraus entstandene Hoffnung auf eine zeitnahe Abkommens - Unterzeichnung dürfte durch die neuste Handlung des US-Präsidenten schlagartig in Skepsis umgeschlagen sein. Trump hat zwei Gesetze unterschrieben, die zur Unterstützung der Demokratiebewegung in Hongkong dienen. Neben der belastenden Wirkung im ohnehin "angekratztem" Verhältnis der beiden Wirtschaftsmächte, belastete der Entscheid zudem die Notierungen des internationalen Ölmarktes.

Die von uns bereits erwähnten auskunftsfreudigen Statements zum aktuellen Stand der Verhandlungen, blieben in der zurückliegenden Woche komplett aus. Aktuell gehen wir davon aus, dass die letzte Woche noch so zuversichtliche Haltung auf ein baldiges Ende der Verhandlungen, nicht mehr aktuell sein dürfte. Erste Analysten gehen sogar davon aus, dass China vor der Unterzeichnung eines Abkommens, das Ergebnis des Amtsenthebungsverfahrens gegen US-Präsident Trump und gegebenenfalls auch noch die Präsidentschaftswahlen 2020 abwarten zu wollen.

Mangels neuer Informationen, bewegen sich die Notierungen anhaltend in einem schmalen Preiskanal. Die Orientierungslosigkeit aufgrund von fehlenden richtungsweisenden Meldungen führt zum seit mehreren Wochen bestehenden Seitwärtstrend. Die anhaltend angespannte Stimmung an den internationalen Finanzmärkten könnte sich zeitnah aufhellen, sollte nächste Woche die Fördermengen - Kürzung der OPEC verlängert werden.

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