Ölpreise auf hohem Preis-Niveau – Nachfrage- und Versorgungs-Sorgen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 10.06.2022

um 09:58 Uhr von tanke-günstig Redaktion

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise haben sich in dieser Woche erneut deutlich nach oben bewegt. Nachdem die EU ein Ölembargo für russisches Rohöl beschlossen hat und die Nachfrageaussichten aus China sich verbesserten, gab es einen deutlichen Sprung nach oben. Allerdings werden zum Ende der Woche wieder Sorgen größer, dass es aus China weniger Nachfrage für Rohöl geben könnte. Ebenso hat ein unerwarteter Aufbau der Rohölbestände in den USA für Eintrübung gesorgt. Der Ölmarkt bewegt sich zwischen Nachfrage- und Versorgungs-Sorgen. Ein Fass der leichten US-Sorte WTI notiert aktuell bei 120,79 $ und Brent kostet 122,35 $ je Fass. Im Vergleich zur Vorwoche haben sich die Ölpreise um mehr als 3 $ je Fass nach oben bewegt.

Die chinesische Administration hat erneut einen teilweisen Lockdown für die Metropole Shanghai verhängt. Die Maßnahme geschah im Rahmen der No-Covid-Strategie Chinas und lässt auf dem Ölmarkt Sorgen wachsen, dass die Nachfrage nach Rohöl wieder eingetrübt werden könnte. Die Ölpreise reagierten bereits mit leichten Abschlägen auf die Höchstpreise von gestern Abend. Insgesamt bleiben die Ölpreise auf einem Preis-Niveau, das sich in der Nähe der höchsten Werte seit drei Monaten befindet. Sollte China weiterhin im Kampf gegen die Corona-Pandemie hart durchgreifen, dürfte sich die Nachfrage nach Rohöl nur langsam erholen.

Das beschlossene EU-Embargo für Rohöl aus Russland könnte seine Wirkung verfehlen. Darauf machen immer mehr Experten aufmerksam. Hintergrund ist, dass das beschlossene Embargo Rohöl-Beförderungen per Tankschiffen verbietet, allerdings nur im EU-Raum. Russland könnte so mithilfe von griechischen Reedereien seine Exporte nach Asien weiter erhöhen. Schon jetzt gehört China zu den größten Abnehmerländern für russisches Rohöl. Indien hatte seine Nachfrage für russisches Rohöl bereits um das Zehnfache erhöht. Insgesamt könnte Russland dadurch gestärkter aus der Krise herausgehen, da die Ölpreise auf einem hohen Preis-Niveau sind.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Sorgen bereiten auf dem Ölmarkt auch diverse Entwicklungen im Iran und in Libyen. Die Rohöl-Exporte in Libyen werden weiterhin von Unruhen im Land bedroht. Zwar hat das Land den Betrieb eines größeren Ölfelds aufgenommen, es bleibt aber fraglich, ob der Neustart von Exporten gelingen kann, solange der Konflikt im Land nicht gelöst wurde. Im Iran geht es wieder einmal um das umstrittene Atomprogramm des Landes. Teheran hat zuletzt eine Resolution der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) abgelehnt. Eine Einigung mit den USA über ein Ende der Sanktionen scheint damit fraglicher denn je. Der Iran will sein Atomprogramm anscheinend weiter fortführen.

Für Belastung sorgten auch die jüngsten Bestandsdaten aus den USA. Die Lagerbestände für Rohöl haben unerwartet hoch zugenommen. Die US-Energiebehörde (DOE) meldete am Mittwoch, dass die Rohölbestände um 2,1 Mio. Barrel gestiegen sind. Auch bei den Mitteldestillaten (+ 2,6 Mio.) gab es Aufbauten. Die Nachfrage nach Benzin scheint jedoch intakt zu sein. Die Benzinbestände nahmen um weitere 0,7 Mio. Barrel ab. Ein Zeichen dafür, dass die Ende Mai begonnene Fahrsaison die Nachfrage weiter erhöht hat.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird im Kampf mit der Inflation in der Eurozone seine Leitzinsen erhöhen. Dies wurde nach einer Sitzung des EZB-Rates verkündet. Die Leitzinsen sollen bereits im Juli um 25 Basispunkte steigen und die Anleihekäufe der EZB sollen bis dahin auslaufen. Der Schritt wird von Experten kritisiert. Die Erhöhung werde sich kaum auf die hohe Inflation auswirken, so Ökonomen. Im Euroraum wurde zuletzt eine Inflationsrate von 8,1 % für den Mai angegeben. Die EZB hat, anders als die wichtigen Zentralbanken der USA und Großbritannien, bisher auf Zinserhöhungen verzichtet.

Für Verbraucher bleiben die aktuell sehr hohen Ölpreise weiterhin Gift. Die Heizölpreise sind auf hohem Preis-Niveau. Die Spritpreise und Benzinpreise bleiben trotz des neuen Tankrabatts weiterhin sehr hoch. Die hohen Preise für Diesel, Benzin und Heizöl haben mit dazu beitragen, dass die Inflationsrate in Deutschland auf 7,9 Prozent im Mai gestiegen ist. Auch die Lebensmittelpreise sind zuletzt deutlich angestiegen. Unabhängig davon zeichnet sich aber auch ab, dass neben Lebensmittel und Energie auch alles andere deutlich teurer geworden ist.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,0639 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der Dollar ist aktuell etwas stärker als in der vergangenen Woche. Die Nachfrage nach Rohöl leidet etwas darunter.

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