Ölpreise auf Erholungskurs | Aktuelle Ölmarkt-News vom 03.03.2020

um 12:03 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Als vor rund zehn Tagen ein erster Abgabedruck auf die Rohölpreise abzulesen war, haben wohl nur wenige Marktteilnehmer mit einer Entwicklung der Notierungen gerechnet, wie sie bis Ende letzter Woche anhielt. Auf Wochensicht kam es zu Preisrückgängen von etwa 16 Prozent bei der Nordsee-Ölsorte BRENT und noch deutlicheren 19 Prozent bei der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI). Beide Rohölsorten beendeten die Vorwoche mit den deutlichsten Verlusten seit 2011.

Während es bei den Rohölpreisen seit Jahresbeginn an fast allen Montagen zu deutlichen Preisrückgängen kam und stellenweise sogar von Preisstürzen gesprochen werden muss, folgte zum Start in die aktuelle Woche eine deutliche Aufwärtsbewegung. Das Plus von gestern im frühen Handel mit Steigerungen unter einem Prozent jedoch zunächst übersichtlich. Die Rohölpreise haben den Erholungskurs auch heute fortgesetzt, diesmal jedoch mit einer deutlich augesprägteren Aufwärtsbewergung .

Auf Dienstag stieg der Preis der Nordseesorte BRENT um 0,5 Dollar/Barrel (159 Liter) auf 52,49 $/b. Die US-Sorte WTI notierte am Morgen bei 47,5 $/b und somit 0,7 Dollar/Barrel höher als am Vortag. Die recht deutliche Aufwärtsbewegung von heute mit jeweils mehr als 2,9 Prozent bei beiden Rohölsorten, ist auf die Hoffnung von staatlichen und geldpolitischen Hilfen in der anhaltenden „Coronavirus- Krise“ zurückzuführen.

Zu einer der geldpolitischer Hilfen gehört die Zusage zur Unterstützung von gleich mehreren Zentralbanken. So hat neben der US-Notenbank Fed, auch die japanische Zentralbank bereits ihre Handlungs- bereitschaft signalisiert. Von der Hoffnung auf Finanzhilfen profitieren an den internationalen Finanzmärkten aktuell vor allem riskantere Anlageformen, zu denen auch das Produkt Rohöl gehören. Australien hat heute seinen Leitzins als Folge des Coronavirus auf ein Rekordtief gesenkt.

Neben der Unterstützung seitens der großen Notenbanken, sorgt auch das für Ende der Woche anstehende Treffen der großen Ölproduzenten in Wien für Auftrieb am Erdölmarkt. Nachdem von vielen Marktteilnehmern eine Vorverlegung des Treffens erwartet wurde, trifft sich das OPEC – Kartell und die verbündeten Staaten am Donnerstag und Freitag zum ursprünglich geplanten Termin.

Bereits vor mehreren Wochen hat sich eine Experten-Kommission für eine zusätzliche Reduzierung der aktuellen OPEC-Fördermengen ausgesprochen. Eine Reaktion seitens der OPEC blieb jedoch aus und es wurde auf das bevorstehende Treffen zur Abstimmung mit allen Vertretern verwiesen. Da zuletzt auch eine Vielzahl von Analysten eine Anpassung der Fördermengenpolitik als unumgänglich betitelten, wird am Ölmarkt eine längst überfällige Entscheidung zur weiteren Reduzierung erwartet.

Die Wahrscheinlichkeit einer für alle Seiten akzeptablen zukünftigen Fördermengenpolitik ist zuletzt deutlich gestiegen, da Russland signalisierte, dass die vorherige „Blockadehaltung“ aufgrund der jüngsten Preisentwicklungen aufgegeben werden würden. Marktbeobachter rechnen spätesten am Freitag mit der Bekanntgabe zur erweiterten Produktionskürzung von mindestens 0,75 Millionen Barrel/Tag.

Auch wenn sich aktuell die „Lage am Ölmarkt“ aufgrund von gleich mehreren preisstabilisierenden Effekten weiter stabilisieren könnte, wird das seit Wochen marktbestimmende Thema „Coronavirus“ an den internationalen Finanzmärkten nicht aus den Augen gelassen. Nachdem seitens mehrerer europäischer Gesundheitsminister die weltweite Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit nicht mehr ausgeschlossen werden kann, sind die aus der sogenannten „Corona-Krise“ resultierenden wirtschaftlichen Folgen nochmals schwerer einzuschätzen. Von einer bevorstehenden Stabilisierung der Rohölpreise aufgrund einer möglichen Entwarnung kann somit aus unserer Sicht noch lange nicht gesprochen werden.

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