Ölpreise auf 4-Monats-Tief gesunken | Aktuelle Ölmarkt-News vom 16.08.2018

um 09:17 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben am gestrigen Handelstag kräftig nachgegeben, legten dann jedoch heute Morgen im frühen wieder zu, nachdem China Gespräche mit den USA zur Lösung des Handelskonfliktes angeboten hatte. Dennoch gingen die Ölpreise auf den heutigen Donnerstag unterm Strich noch spürbar zurück. Die Nordsee-Ölsorte BRENT fiel um 1,1 $/b und wurde am Morgen mit 71,2 Dollar/Barrel auf einem 4-Monats-Tief gehandelt. Die US-Ölsorte WTI gab um weitere 1,5 $/b nach und notierte am Donnerstagmorgen mit 65,1 Dollar/Barrel auf dem tiefsten Stand seit zwei Monaten.

Schon vor der Bekanntgabe der neuen Daten vom US-Ölmarkt hatten die Ölpreise gestern unter Druck gestanden, nachdem das US-Energieministerium jedoch einen kräftigen Aufbau der US-Öllagerbestände veröffentlichte, beschleunigte sich der Rückgang deutlich. So waren die gesamten US-Öllager in der vergangenen Woche um 9,6 Mio. Barrel gestiegen. Auf die Rohöllager entfielen dabei 6,8 Mio. Barrel und auf die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) entfiel ein Plus von 2,8 Millionen Fass.

Im Handelskonflikt zwischen den USA und China geht Peking erneut einen Schritt auf Washington zu und entsendet noch Ende August eine Delegation in die Vereinigten Staaten um eine Lösung im eskalierenden Handelsstreit zu finden. Schon alleine die Gesprächsbereitschaft der beiden Länder wird an den Börsen positiv aufgenommen, denn zuvor belegten sich die beiden größten Volkswirtschaften der Welt mit Strafzöllen und Gegenzöllen, ohne offiziell im Dialog zu bleiben.

Am Ölmarkt hatte der Handelskonflikt die Preise zuletzt deutlich belastet, weil einerseits das risikoreichere Handelsprodukt Öl tendenziell gemieden und andererseits erwartet wurde, dass die Nachfrage nach Ölprodukten, im Falle eines globalen Konjunkturabschwungs, zurückgehen wird. Sollte der Handelsstreit nun beigelegt werden, so könnte dies den Ölpreisen wieder Aufschwung geben.

Seit einer Woche kommen allerdings auch vom Devisenmarkt preisdrückenden Impulse für den Ölmarkt. So hat die globale Ölwährung US-Dollar zuletzt deutlich an Wert gegen den €uro gewonnen und diesen im Gegenzug mit rund 1,13 Dollar/€uro gestern auf den tiefsten Stand seit Juni 2017 fallen lassen. Der starke Dollar macht den Einkauf von Rohöl in Europa teurer, was die Nachfrage nach dem Handelsprodukt Öl sinken lässt und die Ölpreise belastet. Doch auch am Devisenmarkt entspannte sich die Lage nach dem Gesprächsangebot von China an die USA.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Insgesamt dominierten am Ölmarkt zuletzt die preisdrückenden Nachrichten, doch wie lange dies anhalten wird, ist zurzeit nicht erkennbar. Zwar drückt die Sorge, dass sich die vielen Handels- und Zollstreitigkeiten der USA negativ auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken, auf die Stimmung an den Börsen und belastet die Ölpreise somit doppelt, doch sollte nun eine Lösung im Handelskonflikt mit China gefunden werden, so wäre der stärkste preisdrückende Faktor aus der Welt geräumt. Zudem steht einem anhaltenden Rückgang der Ölpreise weiterhin eine knappe Angebotslage am Weltölmarkt entgegen, die sich durch die US-Sanktionen gegen den Iran noch deutlich zuspitzen könnte.

Das zurzeit etwas in den Hintergrund geratene, aber perspektivisch wohl wichtigste Thema für die weitere Entwicklung der Ölpreise bleibt das drohenden, globale Ölembargo gegen den Iran. Ab November werden die umstrittenen US-Sanktionen gegen den Energiesektor des Iran wieder in Kraft treten und zurzeit sieht es weiterhin so aus, als würde US-Präsident Trump an seiner harten Vorgehensweise gegen den Iran festhalten, obwohl viele Länder Kritik daran üben. China hatte zuletzt klargestellt, dass man die Ölimporte aus dem Iran nicht senken werde, aber auch keine Anhebung der iranischen Ölimporte vornehmen werde.

Dennoch haben die US-Sanktionen gegen den Iran das Potential die Ölpreise im Herbst  kräftig steigen zu lassen. Wie stark die iranischen Ölexporte zurückgehen werden ist zurzeit noch nicht absehbar, aber Analysten gehen zumeist von einem Rückgang zwischen einer und zwei Million Barrel pro Tag aus. Dies könnte den Weltölmarkt in den Wintermonaten in eine Unterversorgung schicken und die Ölpreise deutlich über die 80-Dollar-Marke klettern lassen.

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