Ölmarkt wartet auf OPEC-Meeting | Aktuelle Ölmarkt-News vom 14.06.2018

um 09:19 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Gut eine Woche vor dem mit Spannung erwarteten OPEC-Meeting in Wien suchen die Ölpreise weiterhin nach einer klaren Richtung. Im Tagesrhythmus wechseln sich Preisanstiege und –Rückgänge am Ölmarkt ab, so dass sich insgesamt ein recht stabiles Ölpreisniveau ergibt. Händler reagieren dabei jedoch empfindlich auf jede neue Nachricht.

Gestern ließen die neuen Zahlen vom US-Ölmarkt die Rohölpreise wieder spürbar in die Gewinnzone drehen und die Vortagesverluste wurden vollständig egalisiert. So kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT um 1,1 $/b nach und notierte am Donnerstagmorgen wieder bei 76,5 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte legte um 0,7 $/b zu und wurde am Morgen bei 66,6 Dollar/Barrel gehandelt.

Auch wenn der Fokus zurzeit auf der OPEC liegt, so haben sich die Blicke der Händler auch zur Mitte dieser Woche wieder auf den US-Ölmarkt gerichtet. Für diesen gab das amerikanische Energieministerium bekannt, dass die US-Öllagerbestände deutlich zurückgegangen sind. Mit 8,5 Mio. Barrel fiel der gesamte Rückgang fast so hoch aus wie der überraschende Lageraufbau der vorherigen Woche. Mit rund 784 Mio. Barrel liegen die gesamten US-Öllager somit aktuell wieder auf dem Level von vor zwei Wochen.

Laut DOE waren die Rohöllager in den USA um 4,2 Mio. Barrel und die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) um 4,3 Mio. Fass gesunken. Die US-Ölförderung erreichte hingegen ein neues Rekordhoch von rund 10,9 Mio. Barrel/Tag, so dass die USA weiterhin auf dem Weg sind Russland als größtes Ölförderland der Welt abzulösen. Auch die Ölbohraktivitäten haben in den USA zuletzt stetig zugenommen. Insgesamt drückt der US-Ölmarkt zurzeit auf die Ölpreise, auch wenn die preisregulierende Rolle der USA aktuell nicht mehr so stark ist wie in den vergangenen Jahren.

Gestützt wurden die Ölpreise durch eine Meldung der Internationalen Energieagentur (IEA), die bekannt gab, dass man im kommenden Jahr mit einem 30-prozentigen Rückgang bei der Ölförderung in Venezuela und dem Iran rechnet. So geht die IEA davon aus, dass der Iran unter der Wiedereinführung von US-Sanktionen und Venezuela weiterhin unter der schweren Wirtschaftskrise leiden wird. Auch jetzt schon hat das OPEC-Mitglied Venezuela Schwierigkeiten seine Öllieferverträge einzuhalten.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen


Das zentrale Thema am Ölmarkt jedoch bleibt weiterhin die Förderpolitik der OPEC in Zusammenarbeit mit Russland. Im Fokus steht dabei die Frage, ob auf dem am 22. Juni anstehenden OPEC-Meeting eine Lockerung der seit rund eineinhalb Jahren laufenden Förderkürzung wichtiger Ölförderländer beschlossen wird und wenn wie deutlich diese ausfallen könnte. Bisher hatte eine Steigerung der Ölproduktion um etwa eine Million Barrel pro Tag im Raum gestanden.

Laut neuesten Medienberichten will sich Russland jedoch für eine Anhebung um bis zu 1,8 Mio. Barrel einsetzen und damit die gesamte Förderkürzung auf einen Schlag zurücknehmen. Neben Russland kam auch aus den USA der Wunsch nach einer Abkehr von der künstlichen Angebotsverknappung am Weltölmarkt. So beschwerte sich US-Präsident Trump via Twitter über die hohen Ölpreise und die Marktmacht der OPEC.

OPEC-Leader Saudi-Arabien hat seine Ölförderung im Mai bereits auf den höchsten Stand seit einem halben Jahr angehoben um dadurch unplanmäßige Ölförderrückgänge im Krisenstaat Venezuela und anderen Ölförderländern teilweise zu kompensiert. Weitere preisdämpfende Eingriffe in die Ölpreisentwicklung wird Saudi-Arabien aber wohl auch davon abhängig machen, ob es zu einem sanktionsbedingten Rückgang der Ölexporte beim Erzrivalen Iran kommen wird.

Am Devisenmarkt geriet der €uro nach der gestrigen Sitzung der US-Notenbank zunächst unter Druck, konnte sich jedoch schnell wieder erholen und stand am Donnerstagmorgen bei 1,18 Dollar/€uro. Wie erwartet hat FED gestern zum zweiten Mal in diesem Jahr und bereits zum siebten Mal seit Ende 2015 den Leitzins angehoben. Zudem sollen im Laufe des Jahres zwei weitere Zinserhöhungen folgen. Aktuell liegt die neue Spanne zwischen 1,75 bis 2,0 Prozent, was der höchste Stand seit zehn Jahren ist. Auf Basis von guten Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten ist die Zinswende in den USA somit im vollen Gang. Heute wird sich auch die EZB zur weiteren Geldpolitik in der Eurozone äußern. Veränderungen werden hier jedoch nicht erwartet.

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