Ölmarkt wartet auf OPEC-Entscheidung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 30.11.2017

um 09:16 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die uneinheitliche Entwicklung der Ölpreise setzte sich auch am gestrigen Handelstag fort. So gab die US-Ölsorte WTI auf den heutigen Donnerstag um knapp 0,3 $/b nach und wurde am Morgen bei 57,5 Dollar/Barrel gehandelt. Die europäische Rohöl-Leitsorte BRENT legte hingegen um 0,2 $/b zu und stand am Donnerstagmorgen bei 63,3 Dollar/Barrel.

Weiterhin findet eine Korrektur der US-Ölsorte WTI statt, bei der sich aufgrund eines Ausfalls der Keystone-Ölpipeline, die von den Ölsandfelder im kanadischen Alberta zu den US-Raffinerien im Mittleren Westen führt, ein Preisanstieg ergeben hatte, der in dieser Woche nun zurückgenommen wurde. Mittlerweile hat sich jedoch wieder der zuletzt übliche Preisabstand von rund sechs Dollar zwischen den beiden Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI eingestellt, so dass die Ölpreise bald wieder eine einheitliche Richtung einschlagen werden.

Kurz vor dem Ende des OPEC-Meetings haben sich die Blicke der Händler am gestrigen Handelstag nochmal auf den US-Ölmarkt gerichtet. Allerdings kamen von dort keine preisbewegenden Impulse. Zwar meldete das Department of Energy (DOE), dass die US-Rohöllagern in der vergangenen Woche um 3,4 Mio. Barrel gesunken sind, dafür war bei den Lagern der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) jedoch ein Anstieg in Höhe von 6,4 Mio. Barrel zu verzeichnen. Insgesamt kletterten die gesamten US-Öllagerbestände somit um drei Millionen Barrel und glichen damit den Rückgang der Vorwoche mehr als aus.

Dies ist vor dem Hintergrund des Ölpipeline-Ausfalls zwar leicht bärisch zu werten, genau wie der erneute, leichte Anstieg der US-Ölproduktion. Insgesamt reichte dies jedoch nicht aus um kurz vor dem OPEC-Meeting, die tendenziell preisstützende Stimmung kippen zu lassen. Allerdings sorgten die US-Ölmarktdaten dafür, so dass sich Händler vor dem heutigen Treffen des Ölkartells mit Spekulationen auf steigende Ölpreise zurückhielten, obwohl die Erwartungen am Markt sind groß, dass die OPEC im heutigen Tagesverlauf eine Verlängerung der aktuell laufende Förderkürzung bekannt gibt.

Ölpreis an der Börse



Von Seiten der OPEC wird immer wieder betont, dass man jetzt schon für eine Zusage bereit sei die künstliche Angebotsverknappung bis Ende 2018 zu verlängern. Allerdings musste sich das Ölkartell für seinen jüngsten Markteingriff Unterstützung von anderen wichtigen Ölförderländern wie Russland holen. Und in Moskau drückt man mit Zusagen auf die Bremse. Zwar will das schwergewichtige Nicht-OPEC-Mitglied Russland grundsätzlich an der Förderbegrenzung festhalten, diese aber zunächst nur bindend bis zur Jahresmitte 2018 beschließen. Ein Grund dafür liegt darin, dass man der US-Schieferölindustrie keine allzu langfristige Planungssicherheit für den Ausbau der Ölförderung geben möchte.

Dennoch ist eine Beibehaltung der bestehenden Förderobergrenzen für die OPEC und Russland sinnvoll. So macht sich die vor ziemlich genau einem Jahr beschlossene Förderreduzierung erst jetzt bemerkbar. Erst in diesem Monat hat das Ölkartell das angestrebte Ziel erreicht, den OPEC-Basketpreis, der aktuell bei gut 61 Dollar/Barrel liegt, stabil über die 60-Dollar-Marke zu heben. Ein Ende der laufenden Förderkürzung würde wieder zu deutlich fallenden Ölpreisen führen und die Anstrengungen des vergangenen Jahres wären für das Ölkartell und Russland umsonst gewesen.

Daher bleibt die wahrscheinlichste Entwicklung in den kommenden Monaten, dass die OPEC-Allianz ihre Förderkürzung beibehalten wird und die US-Schieferölindustrie auf die höheren Ölpreise mit einem Anstieg der Ölförderung reagieren wird. Dadurch werden die Ölpreise nach oben gedeckelt und der US-Ölmarkt wird seiner neue preisregulierende Rolle auf dem Weltölmarkt gerecht, die er in den letzten Jahren durch die Schieferölförderung eingenommen hat.

Gleichzeitig haben jedoch auch die OPEC und Russland ihr Ziel erreicht, die Ölpreise auf ein Level zu heben, mit dem die meisten Kartellmitglieder auskommen können. Damit könnte das aktuelle Preisniveau am Ölmarkt eines sein, an das man sich im Jahr 2018 gewöhnen könnte. Nach einigen unruhigen Jahren am Weltölmarkt, in denen sich die preisbestimmenden Ölförderländer auf den Schieferöl-Boom in Nordamerika einstellen mussten, wäre ein Ölpreis von 60 bis 65 Dollar/Barrel zumindest einer, der den Interessen aller Beteiligten gerecht werden und somit ein neues Gleichgewicht darstellen könnte.

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