Leichte Gegenbewegung am Ölmarkt | Aktuelle Ölmarkt-News vom 26.01.2018

um 08:56 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Am gestrigen Handelstag wurden die Ölpreise zunächst weiter durch den schwachen Dollarkurs beflügelt und kletterten zwischenzeitlich auf neue Höchststände seit November 2014. Im weiteren Handelsverlauf setzte dann jedoch eine leichte Gegenbewegung ein, so dass die Ölpreise auf Freitag leicht nachgegeben haben. Die Nordsee-Ölsorte BRENT ging um 0,7 $/b zurück und notierte am Freitagmorgen bei 70,3 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI sank um 0,8 $/b und wurde am Morgen bei 65,4 Dollar/Barrel gehandelt.

Als Grund für die Gegenbewegung wurden ebenfalls Impulse vom Devisenmarkt genannt, denn der Sinkflug der Ölwährung US-Dollar hatte gestern zumindest zwischenzeitlich eine Pause eingelegt. Der Zusammenhang besteht darin, dass die Ölpreise zumeist durch einen schwachen Dollar gestützt werden, weil Rohöl für Händler außerhalb des Dollarraums günstiger wird, wenn die weltweite Ölwährung Dollar nachgibt. Dies führt zu einer steigenden Nachfrage und somit zu steigenden Ölpreisen.

Gestern Abend erhielt der Dollar durch Aussagen von US-Präsident Donald Trump, am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos, kurz Auftrieb. Schwerer wogen jedoch Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi, der den jüngsten Höhenflug der EU-Gemeinschaftswährung als Quelle der Unsicherheit für den wirtschaftlichen Aufschwung in der Eurozone bezeichnete. Zudem verkündete Draghi, dass sich an der Geldpolitik der EZB weiterhin nichts ändern wird. Der Leitzins bleibt bei Null und die Anleihekäufe werden mit einem Volumen von 30 Milliarden €uro pro Monat fortgesetzt. Dies gab dem €urokurs kräftig Auftrieb, so dass dieser am Freitagmorgen mit knapp 1,245 Dollar/€uro auf dem höchsten Stand seit Ende 2014 notierte.

 

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Damit hat der €uro gegen den Dollar in den vergangenen sieben Monaten knapp zwölf Prozent an Wert zugelegt. Im Vergleich zum Anstieg der Ölpreise ist das jedoch überschaubar, denn diese haben im gleichen Zeitraum um rund 59 Prozent an Wert zugelegt. Gestützt wurden die Ölpreise dabei zuletzt durch die gute Stimmung an den Finanzmärkten, die Übererfüllung der Förderkürzung rund um die OPEC und Russland  sowie die guten Aussichten im Hinblick auf die Weltwirtschaft. Auch der weiterhin ausbleibende Aufschwung auf dem US-Ölmarkt, den Analysten als Reaktion auf die steigenden Ölpreise erwartet haben, sorgte zuletzt für eine tendenziell bullische Stimmung der Händler.

Aktuell zeigen die Daten vom US-Ölmarkt eine konstante Lage. Die Ölbohraktivitäten sind in den USA seit etwa einem halben Jahr unverändert und auch die US-Öllager halten sich seit gut drei Monaten recht stabil bei knapp 800 Mio. Barrel. Zwar verzeichnet die US-Ölförderung aktuell eine Rekordhoch und zieht auch weiter an, doch insgesamt hatten Marktbeobachter mit deutlicheren Wachstumssignalen vom US-Ölmarkt gerechnet.

Von Seiten der OPEC wurde zuletzt bekannt gegeben, dass die Erfüllungsquote der Förderkürzung im Dezember bei 129 Prozent gelegen habe. Somit hält die OPEC-Allianz aktuell sogar deutlich mehr Rohöl vom Weltmarkt fern als zuvor vereinbart wurde. Begünstigt wird diese Übererfüllung jedoch durch den außerplanmäßigen Förderrückgang in Venezuela. Trotz der Übererfüllung der Förderkürzung und der zuletzt deutlich gestiegen Ölpreise sprachen sich Vertreter Saudi-Arabiens und Russlands jedoch klar dafür aus, die Förderkürzung mindestens bis Ende 2018 beizubehalten.

Gleichzeitig hat der Internationalen Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft in diesem und im nächsten Jahr angehoben. Als Grund wurde einerseits ein breites Wachstum in vielen Volkswirtschaften genannt, aber vor allem die wichtigen Wirtschaftsräume China, Europa und USA erleben derzeit einen nachhaltigen Aufschwung. Zudem gehen von der Steuerreform in den USA deutlich positive Signale für die Wirtschaft aus, obwohl gleichzeitig die Risiken für einen überschuldeten Staatshaushalt in den USA wachsen. Das globale Wirtschaftswachstum lässt natürlich auch eine anziehende weltweite Ölnachfrage erwarten, denn nach wie vor bleibt Öl noch der Schmierstoff der Weltwirtschaft.

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