Lage am Ölmarkt bleibt stabil | Aktuelle Ölmarkt-News vom 16.11.2017

um 09:23 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem es zum Wochenstart kurzfristig so aussah als könnte die Stimmung bei den Ölhändlern kippen, hat sich die Lage nun doch recht schnell wieder stabilisiert. Viele Anleger haben an ihren Positionen festgehalten und es kam bisher nicht zu den im Raum stehenden Gewinnmitnahmen. Im Gegenteil drehten die Ölpreise gestern sogar wieder leicht ins Plus und legten auch heute Morgen im frühen Handel weiter zu.

Insgesamt kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT um 0,7 $/b und wurde am Donnerstagmorgen bei 62 Dollar/Barrel gehandelt. Auch die US-Ölsorte WTI verzeichnete einen Anstieg von knapp 0,4 $/b und notierte somit am Morgen bei 55,4 Dollar/Barrel. Der OPEC-Basketpreis konnte das vom Ölkartell angestrebte Preislevel von über 60 Dollar vorerst nur zehn Tage halten und ist gestern auf 59,8 $/b zurückgefallen.

Nachdem die Ölpreise in den vergangenen zwei Monaten um fast 20 Prozent zugelegt hatten, ist dieser Höhenflug zunächst eindeutig beendet. Aber auch bei Preiskorrekturen nach unten sprechen Händler derzeit von klaren Grenzen. Dies bestätigte sich gestern als sich die Ölpreise schnell wieder stabilisierten und es nicht zu weitreichenden Gewinnmitnahmen kam. Insgesamt scheinen die Ölpreise daher aktuell nicht so überhitzt zu sein wie die Aktienmärkte, wo sich die Stimmung im November stärker eingetrübt hat.

Dies liegt daran, dass der jüngste Ölpreisanstieg auch auf geänderten Fundamentaldaten beruht. Natürlich sind auch viele Spekulanten auf den Zug aufgesprungen und es gibt auch gute Argumente, die für eine Korrektur der Ölpreise nach unten sprechen, dennoch werden die Ölpreise weiterhin auch durch viele Faktoren gestützt. Vor allem die erwartete Beibehaltung der OPEC-Förderkürzung und die anziehende, globale Ölnachfrage, aber auch die schwelenden Konflikte im Nahen Osten sorgen dafür, dass die Ölpreise in der Nähe ihres Zweijahreshochs verharren.



Ein wichtiger Faktor für die weitere Entwicklung der Ölpreise bleibt der US-Ölmarkt, der in den letzten Jahren, aufgrund der auf Kosteneffizienz getrimmten und schnell hoch und runter zu fahrenden Schieferölförderung, eine neue preisregulierenden Rolle auf dem Weltölmarkt eingenommen hat. Das Potential der US-Schieferölförderung ist groß und wird die USA in den kommenden Jahren wohl zum größten Ölförderland der Welt machen.

Dementsprechend besorgt sind auch die großen OPEC-Förderländer, die ihre alleinige preisbestimmende Position auf dem Weltölmarkt verloren haben und nun in dem Dilemma stecken, dass selbst eine spürbare Verknappung des Ölangebotes nicht mehr zwangsläufig  zu steigenden Ölpreisen führen muss. Fällt eine Förderkürzung jedoch zu groß aus, so drohen Marktanteilsverluste und die stark vom Öl abhängigen Staatshaushalte vieler Ölförderländer geraten in Schieflage.

Und vom US-Ölmarkt kommen, nach den massiven Preisanstiegen der letzten Monate, nun auch wieder preisdrückende Impulse. Hatten sich die US-Ölförderunternehmen im dritten Quartal eher zurückgehalten, so scheint der höhere Ölpreis nun dazu zuführen, dass die Ölförderung in den USA wieder an Fahrt aufnimmt. Zumindest ist die US-Ölproduktion, laut den jüngsten Daten mit über 9,6 Mio. Barrel pro Tag, auf ein neues Rekordhoch gestiegen und auch die Öllagerbestände sind in der größten Volkswirtschaft der Welt zum ersten Mal seit über fünf Monaten wieder leichte gestiegen.

So meldete das US-Energieministerium gestern, dass bei den amerikanischen Rohöllagern in der vergangen Woche ein Aufbau in Höhe von 1,9 Mio. Barrel zu verzeichnen war und gleichzeitig auch die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin)  um minimale 0,1 Mio. Barrel zugelegt haben. Damit sind die gesamten US-Öllager um zwei Millionen Barrel auf aktuell gut 794 Mio. Barrel gestiegen.

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