Kippt die Stimmung am Ölmarkt? | Aktuelle Ölmarkt-News vom 15.11.2017

um 08:44 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Der in den letzten Tagen eher leichte Rückgang der Ölpreise hat am gestrigen Handelstag deutlich an Fahrt aufgenommen. So gab die Nordsee-Ölsorte BRENT auf Mittwoch um 1,7 $/b nach und wurde am Morgen bei 61,4 Dollar/Barrel gehandelt. Auch die US-Ölsorte WTI gab um 1,6 $/b nach und notierte am Mittwochmorgen bei 55 Dollar/Barrel.

Nachdem die Ölpreise in den vergangenen zwei Monaten um fast 20 Prozent zugelegt haben, könnte nun eine Preiskorrektur nach unten einsetzen. Als Grund dafür wird die Stimmung an den Börsen genannt, die sich zuletzt insgesamt eingetrübt hat und Händler dazu veranlassen könnte, die in den letzten Wochen erzielten Gewinne bei den Ölpreisen mitzunehmen, bevor die Stimmung gänzlich kippt.

Der jüngste Höhenflug der Ölpreise ist zwar vorerst klar gestoppt, aber ob es nun zu einer richtigen Trendwende bei den Ölpreisen kommt, ist alles andere als sicher, denn die Rohölnotierungen werden weiterhin durch eine Vielzahl von Faktoren gestützt. Zu nennen sind hier vor allem die politischen Konflikte im Nahen Osten, die erwartete Beibehaltung der OPEC-Förderkürzung und die stärker als erwartet anziehende, globale Ölnachfrage.

Getragen von der schlechteren Stimmung an den Aktionmärkten werden zurzeit jedoch die Stimmen immer lauter, die von einem überhitzten Ölmarkt reden und eine Korrektur der Ölpreise für überfällig halten. Von dieser Seite werden als Gründe vor allem angeführt, dass die Ölpreise in den letzten Wochen zu schnell und zu kräftig angestiegen sind und sich ein großer Anteil von Spekulationen aufgebaut hat.

Ölpreis an der Börse



Aber auch die jüngsten Daten vom US-Ölmarkt, die darauf hindeuten, dass die dortige Ölförderung wieder an Fahrt aufnimmt und somit das Angebot auf dem Weltölmarkt wieder steigt, sorgen für Preisdruck. Im dritten Quartal hatten sich US-Ölförderer mit neuen Investitionen zurückgehalten, doch durch die höheren Ölpreise scheint sich das Blatt nun zu drehen. Zumindest ist die Rohölproduktion in den USA mit über 9,6 Mio. Barrel pro Tag aktuell auf ein neues Rekordhoch gestiegen und auch die Anzahl der Ölbohrlöcher ist  in der vergangen Woche wieder angestiegen, nachdem in diesem Bereich viele Wochen Stagnation geherrscht hatte.

Zudem wird auch darauf hingewiesen, dass sich die politischen Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran wieder normalisiert zu haben scheinen, was bedeutet dass sich die beiden Regionalmächte wieder auf Stellvertreterkriege zurückziehen und wohl keine direkte Konfrontation anstreben. Die ruhigere Lage im Nahen Osten lässt auf der anderen Seite jedoch fast schon sicher erwarten, dass es zur Verlängerung der OPEC-Förderreduzierung kommen wird. Dies begrenzt eine mögliche Korrektur der Ölpreise nach unten.

Am Devisenmarkt konnte der €urokurs gestern gleich von mehreren Faktoren profitieren und legte dementsprechend kräftig zu. So kletterte der €uro am heutigen Mittwochmorgen mit über 1,18 Dollar/€uro auf den höchsten Stand seit drei Wochen. Einerseits beflügelte der erneut gestiegenen ZEW Konjunkturerwartungen für Deutschland die europäische Gemeinschaftswährung, denn das recht hohe Wirtschaftswachstum in ganz Europa hatte den Index um 1,1 Punkte auf 18,7 Zähler steigen lassen.

Zudem ist bei den Verhandlungen über die Steuerreformpläne von US-Präsident Trump weiterhin keine Einigung in Sicht und die Konjunkturaussichten für die USA fielen vergleichsweise schwach aus. Dies sorgt dafür, dass die Zinspolitik der amerikanischen Notenbank FED wieder stärker in den Blickpunkt gerät. Die allgemein erwartete, weitere Zinserhöhung noch in diesem Jahr könnte in Frage gestellt werden, besonders wenn die heute zur Veröffentlichung anstehenden Inflationsdaten schwach ausfallen sollten.

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