Handelsstreit sorgte für Ölpreis-Einbruch | Aktuelle Ölmarkt-News vom 12.07.2018

um 08:26 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben zum Wochenstart zunächst keine klare Richtung gefunden, weil sie im Spannungsfeld zwischen Angebotsknappheit und eingetrübter Stimmung an den Börsen standen. Am Mittwoch setzte sich dann jedoch die Sorge vor einer Eskalation des Handelsstreites zwischen den USA und China durch und die Ölpreise gaben überraschend deutlich nach.

Zwar erholten sich die Ölpreise heute Morgen im frühen Handel wieder leicht, doch blieb insgesamt ein kräftiger Kursverlust stehen. Die Nordsee-Ölsorte BRENT brach um 3,7 $/b ein und wurde am Donnerstagmorgen mit 74,6 Dollar/ Barrel auf einem der tiefsten Stände der vergangenen zwei Monate gehandelt. Die US-Ölsorte WTI fiel ebenfalls um deutliche 3,0 $/b und notierte am Morgen bei 70,7 Dollar/Barrel.

An den Börsen stellen sich Anleger darauf ein, dass US-Präsident Trump, wohl auch gegen jede Vernunft, eine Eskalation im Handelskonflikt mit China herbeiführen wird. Nachdem die USA Sonderzölle auf Einfuhren aus China im Wert von 34 Milliarden Dollar in Kraft gesetzt hatten und China daraufhin mit Gegenzöllen in ähnlichem Umfang reagiert hatte, hat die US-Regierung eine weitere Liste mit möglichen Strafzöllen auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar vorgelegt. Sollten diese Strafzölle Inkrafttretens hat die Regierung in Peking bereits gleichwertige Gegenmaßnahmen angekündigt.

Es drängt sich der Eindruck auf, dass es im Handelsstreit der beiden größten Volkswirtschaften der Welt nicht mehr nur um wirtschaftliche Interessen geht sondern um Machtpolitik, bei der keine der beiden Seiten zurückstecken will. Es droht daher eine weitere Zuspitzung des Konfliktes, der auch Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft haben wird. Das dann befürchtete Abflauen der Weltwirtschaft hätte einen Nachfragerückgang nach Ölprodukten zur Folge, was zu sinkenden Ölpreisen führt. Darüber hinaus wird die Handelsware Öl auch durch die insgesamt eingetrübte Stimmung an den Finanzmärkten belastet.

 

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In diesem Marktumfeld rückten gestern sogar die neuen Daten vom US-Ölmarkt in den Hintergrund. Diese waren eindeutig preistreibend ausgefallen, doch blieben gestern zunächst ohne Auswirkung. So gab das US-Energieministerium bekannt, dass die gesamten US-Öllagerbestände mit 766 Mio. Barrel auf ein neues dreieinhalb-Jahrestief gefallen sind. Dabei waren besonders die Rohöllager um kräftige 12,7 Mio. Barrel gefallen, während die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) um leichte 3,4 Mio. Fass zugelegt haben. Die US-Ölproduktion stagnierte erneut auf dem aktuellen Rekordstand von 10,9 Mio. Barrel pro Tag.

Trotz des jüngsten Preisrückgangs bleibt die angespannte Angebotslage ein beherrschendes Thema am Ölmarkt. Neben dem schwächelnden US-Ölmarkt und Lieferausfällen in Kanada, stehen vor allem Venezuela, Libyen und der Iran im Fokus. Aus Libyen kam zuletzt zwar die Meldung, dass die Ölexporte an wichtigen Häfen wieder aufgenommen werden sollen, doch insgesamt bleibt die Lage dem ölreichsten Land Afrikas instabil und es drohen stets Förderausfälle. Im Krisenstaat Venezuela will sich China mehr engagieren und Milliarden in die Ölförderung investieren, dennoch rechnen Analysten nicht damit, dass die Ölförderung des Landes zunächst weiter zurückgehen wird.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Iran. Zwar hat Saudi-Arabien angekündigt, dass man den Weltölmarkt, im Falle eines Ölembargos gegen den Iran, durch Reservekapazität stabilisieren werde, doch ob diese ausreichen werden ist mehr als fraglich. Sollte alle Länder den Forderungen von US-Präsident Trump nachkommen und ihre Ölimporte aus dem Iran bis November dieses Jahres vollständig einzustellen, so würde dies wohl zu einer Unterversorgung den Weltölmarktes führen.

Abgesehen von Saudi-Arabien sieht sich die OPEC allerdings nicht in der Pflicht weitere Schritte zur Stabilisierung der Ölpreise zu unternehmen. Zumindest unternimmt des Ölkartell, laut dem Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, bereits jetzt schon alles in seiner Macht stehende um eine weitere Angebotsverknappung auf dem Weltölmarkt zu vermeiden. Allerdings blieb die Ölförderung der OPEC im Juni insgesamt unverändert, obwohl Saudi-Arabien seine Ölförderung spürbar angehoben hatte. Produktionsausfälle in anderen Ländern haben die Fördererhöhung der OPEC und Russlands verpuffen lassen.

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