Gewinnmitnahmen ließen Ölpreise fallen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 20.10.2017

um 10:00 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Trotz einer eher preisstützenden Nachrichtenlage am Ölmarkt nahmen gestern viele Händler ihre Gewinne der letzten Wochen mit, was die Ölpreise unter Druck setzte. Bei einem vergleichsweise impulsarmen Handel gab die Nordsee-Ölsorte BRENT daher auf Freitag um gut 0,8 $/b nach und notierte am Morgen bei 57,4 Dollar/Barrel. Auch die US-Ölsorte WTI ging um 0,5 $/b zurück und wurde am Freitagmorgen bei 51,5 Dollar/Barrel gehandelt.

Der gestrige Rückgang der Ölpreise kam etwas überraschend, denn die Nachrichtenlage war im gesamten Wochenverlauf bullisch. In der ersten Wochenhälfte sorgten vor allem geopolitische Aspekte für eine Stützung der Ölpreise und im weiteren Wochenverlauf fielen auch die Daten vom US-Ölmarkt eindeutig preistreibend aus. Zudem kamen von Seiten der OPEC zuletzt mehrfach Aussagen, die ein baldiges Ende der bestehende Überversorgung des Weltölmarktes erwarten lassen und auf der Seite der ölnachfragenden Länder untermauerten die jüngsten Wirtschaftsdaten Chinas, den erwarteten Anstieg der globalen Ölnachfrage.

Insgesamt haben die Sorgen vor einem Förderausfall in den ölreichen Regionen des Nordirak zwar spürbar nachgelassen, dennoch stehen mit den Konflikten im Irak und Iran weiterhin gleich zwei der größten OPEC-Ölförderländer im Fokus des Interesses. Im Iran könnte die Haltung der US-Regierung zum ausgehandelten Atom-Abkommen zu einer Destabilisierung der Region führen und im Irak droht ein Bürgerkrieg, wenn sich die, bisher in einem Autonomiegebiet im Nordirak lebenden Kurden, vom Irak abspalten und einen eigenen Kurdenstaat ausrufen.

Ölpreis an der Börse

 

Auch über die Grenzen des Iraks hinaus sorgt der seit langem schwelende Kurden-Konflikt für Unruhe, denn auch in den Nachbarländern Iran, Syrien und Türkei gibt es Bestrebungen der Kurden sich von den genannten Ländern abzuspalten und sich zu einem Kurdenstaat zu vereinen. In der ölreichen Region wird es daher wohl zu militärischen Auseinandersetzungen kommen, die auch am Ölmarkt eine Rolle spielen werden.

Laut Berichten der Medienagentur Reuters sollen die Öllieferungen aus der betroffenen Region bereits spürbar gesunken sein. So sollen die Ölexporte am türkischen Hafen Ceyhan, an dem auch die Öllieferungen der nordirakischen Kurden per Pipeline ankommen, von zuvor 0,6 Mio. Barrel/Tag auf derzeit rund 0,25 Mio. Barrel pro Tag zurückgegangen sein.

Aus den USA kamen in dieser Woche ebenfalls preisstützende Nachrichten, die erneut untermauern, dass der US-Ölmarkt zurzeit nicht mehr ein so starkes Gegengewicht zur Förderkürzung der OPEC-Allianz darstellt, wie dies noch zur Jahresmitte der Fall war. So war die US-Ölproduktion in der vergangenen Woche um massive 11,3 Prozent auf 8,4 Mio. Barrel pro Tag gefallen, was sich jedoch vorerst nicht auf die Ölpreise auswirkte, weil die Zahlen durch Sondereffekte und Anpassungen in der Berechnung beeinflusst waren.

Neben der gesunkenen US-Ölförderung veröffentlichte das US-Energieministerium aber auch einen erneuten Rückgang der US-Öllagerbestände. Insgesamt verzeichneten die US-Öllager einen weiteren Abbau von 4,3 Mio. Barrel und sind mit derzeit gut 813 Mio. Barrel somit auf den niedrigsten Stand seit Februar 2015 gesunken.

Unterdessen wollen die OPEC und Russland ihre Förderkürzung verlängern oder sogar ausweiten und die globale Ölnachfrage zieht stärker an als zunächst angenommen wurde. Untermauert wurde die Erwartung einer anziehenden Ölnachfrage zuletzt durch neue Konjunkturdaten aus China, denn in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal mit 6,8 Prozent deutlich stärker gestiegen als dies von Peking in diesem Jahr angestrebt wurde. Insgesamt stellt sich somit zunehmend ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Weltölmarkt ein.

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