Gegenbewegung bei den Ölpreisen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 19.06.2018

um 09:35 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Ölnotierungen einen massiven Preisrücksetzer erfahren hatten kam es am gestrigen Handelstag zur der fast schon erwartbaren Gegenbewegung. Heute Morgen im frühen Handel gaben die Ölpreise jedoch schon wieder nach. Insgesamt kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT aber um spürbare 2,0 $/b und wurde am Dienstagmorgen bei 74,8 Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI legte um 1,5 $/b zu und stand am Morgen bei 65,3 Dollar/Barrel.

Abgesehen davon, dass eine Gegenbewegung nach einem massiven Preisrücksetzer ein normaler Vorgang an den Börsen ist, sorgte gestern die Nachricht über Streit innerhalb der OPEC für Preisauftrieb. Wie fast immer in den vergangenen Jahrzehnten ist man sich innerhalb der OPEC uneinig über die weitere Förderpolitik. Der Iran, der Irak und Venezuela werden ein Veto gegen eine Fördererhöhung einlegen und berufen sich darauf, dass eine Ausweitung der OPEC-Ölförderung innerhalb des Kartells einstimmig beschlossen werden müsse.

Der Grund für das Veto ist, dass alle drei Länder ihre Ölförderung nicht erhöhen können. Der Iran wird durch US-Sanktionen belastet, der Irak war von der Förderkürzung ausgenommen und fördert bereits am Maximum und in Venezuela sorgt die schwere Wirtschaftskrise für eine rückläufige Ölförderung. Daher soll nun ein Kompromiss auf dem Tisch liegen, bei dem die Ölförderung nicht wie von Russland vorgeschlagen in den kommenden drei Monaten um 1,5 Mio. Barrel angehoben wird sondern lediglich um bis zu 0,6 Mio. Barrel. Es bleibt also doch noch spannend wie das mit Spannung erwartete und richtungsweisende OPEC-Meeting ausgehen wird.

Neben dem Nicht-OPEC-Mitglied Russland, welches jedoch an der derzeitigen Förderkürzung beteiligt ist, setzt sich mit Saudi-Arabien auch das größte und einflussreichste Ölförderland der OPEC für eine Lockerung ein. Insgesamt wird das OPEC-Format vom mächtigsten Mitglied Saudi-Arabien und den Mitgliedern, die dem saudischen Königreich nahe stehen, dominiert. Zusammen mit Russland hat sich seit dem Beschluss zur gemeinsamen Förderkürzung eine Art neues Ölkartell herausgebildet, in welchem Länder wie der Iran keine gewichtige Rolle mehr spielen. Trotz des angekündigten Widerstands scheint es daher wahrscheinlich, dass ein stärkerer Anstieg der Ölförderung beschlossen werden wird.

 

 

Unklar ist allerdings noch wie schnell die Anhebung der Ölförderung durchgeführt wird, welche Förderländer welchen Anteil an der Ausweitung der Ölförderung haben werden und vor allem wie stark sich ein Beschluss nun auf die Ölpreise auswirken wird. Denn auch einem steigenden Angebot auf dem Weltölmarkt steht weiterhin eine hohe Nachfrage entgegen. Zudem werden auch Förderrückgänge in Venezuela, dem Iran und anderen Ländern erwartet. Im Iran sollen die Ölexporte, in Folge der angekündigten neuen US-Sanktionen, in den ersten beiden Juniwochen bereits um rund 16 Prozent gesunken sein.

Unabhängig vom kommenden OPEC-Beschluss haben die drei größten Ölförderer der Welt ihre Produktion in den letzten Wochen bereits ausgeweitet. Die Ölförderung in Russland soll wieder auf 11,1 Mio. Barrel pro Tag gestiegen sein und auch Saudi-Arabien pumpt wieder mehr als 10 Mio. Barrel Rohöl an die Erdoberfläche. Die US-Ölförderung erreichte zuletzt ein neues Rekordhoch von rund 10,9 Mio. Barrel/Tag um befindet sich in einem stetigen Aufschwung. Die USA werden daher wohl schon in naher Zukunft Russland als größtes Ölförderland der Welt ablösen.

Belastet wurden die Ölpreise zum Wochenstart durch die Zuspitzung im Handelskonflikt zwischen China und den USA. Die Spirale von Strafzöllen und Gegenzöllen droht zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt in die nächste Runde zu gehen. Sollte die Konjunktur durch den Konflikt belastet werden, würde dies wohl zu einer niedrigeren Öl-Nachfrage führen. Auch vom Devisenmarkt wurden die Ölpreise zuletzt unter Druck gesetzt. Der zurzeit starke Dollar führt dazu, dass das weltweit in Dollar gehandelte Rohöl in anderen Währungsräumen teurer wird, was auf die Nachfrage drückt und die Ölpreise zumeist fallen lässt. Mit rund 1,16 Dollar stand der €uro zum Wochenbeginn in der Nähe seines Elf-Monats-Tiefs.

In den kommenden Tagen wird es nun spannend werden zu sehen, wie stark sich die neue Situation am Ölmarkt preislich auswirken wird. Der erste größere Rücksetzer ist nun bereits erfolgt, jetzt muss abgewartet werden ob sich die Ölpreise auch in eine nachhaltige Abwärtsbewegung begeben. Grundsätzlich muss die Lage am Ölmarkt neu bewertet werden und dabei gilt zu berücksichtigen, wie stark Ölförderung bei der OPEC, in Russland und den USA im Jahresverlauf zulegen wird, wie deutlich die Ölexporte in Krisenländern zurückgehen werden und wie sich die globale Ölnachfrage entwickelt wird.

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