Deutlicher Preisrücksetzer am Ölmarkt | Aktuelle Ölmarkt-News vom 09.08.2018

um 09:22 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben am gestrigen Handelstag einen kräftigen Rücksetzer erfahren, nachdem sie in den Tagen zuvor stetig zugelegt hatten. Damit zeigt sich erneut, dass die Lage am Ölmarkt zurzeit volatil ist und Anleger nicht so recht wissen in welche Richtung sich der Ölpreis entwickeln wird. Auf den heutigen Donnerstag gab die Nordsee-Ölsorte BRENT zunächst mal wieder um kräftige 2,1 $/b nach und notierte am Morgen mit 72,5 Dollar/Barrel auf einem Drei-Wochen-Tief. Die US-Ölsorte WTI ging ebenfalls um deutliche 2,2 $/b zurück und wurde mit 67,1 Dollar/Barrel am Donnerstagmorgen sogar auf dem tiefsten Stand seit Mitte Juni gehandelt.

Die gestern vom US-Energieministerium veröffentlichten Daten zum amerikanischen Ölmarkt fielen leicht preisdrückend aus. Zumindest waren die US-Öllagerbestände zum zweiten Mal in Folge leicht gestiegen und stehen in Summe aktuell bei knapp 767 Mio. Barrel. Vor allem die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) verzeichneten einen Aufbau von 4,1 Mio. Barrel, während die Rohöllager um 1,3 Mio. Fass gesunken waren. Weiterhin gerät die US-Ölproduktion allerdings ins Stocken, auch weil man in der wichtigsten US-Schieferölregion mit Pipeline-Engpässen zu kämpfen hat.

Für den kräftigen Rückgang der Ölpreise sorgte gestern jedoch der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China. Die Spirale von Strafzöllen und entsprechenden Gegenzöllen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt dreht sich weiter und weil sich zwei Staaten gegenüberstehen, bei denen der Politikstil zurzeit als unnachgiebig bezeichnet werden kann, ist eine Deeskalation zurzeit nicht in Sicht. Im Gegenteil wurden zuletzt neue Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren im Wert von jeweils 16 Milliarden Dollar im bilateralen Handel der beiden Länder angekündigt.

Die Sorge von Investoren wächst, dass sich der Zollstreit negativ auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken wird. Für den Ölmarkt bedeutet dies, dass einerseits das risikoreiche Handelsprodukt Öl tendenziell gemieden wird und dass andererseits erwartet wird, dass die Nachfrage nach Ölprodukten, im Falle eines globalen Konjunkturabschwungs, zurückgehen wird. Beides belastet die Ölpreise und führte gestern zu dem deutlichen Preisrücksetzer. Es mehren sich sogar Stimmen, die befürchten, dass sich der Handelsstreit in den kommenden Monaten noch sehr viel deutlicher auf die Ölpreise auswirken könnte.

 

 

Einem Rückgang der Ölpreise steht jedoch die weiterhin knappe Angebotslage entgegen. Die drei größten Ölförderländer der Welt – Russland, USA und Saudi-Arabien, die zusammen mehr als ein Drittel des weltweiten Ölkonsums bedienen – produzieren zurzeit mit jeweils rund elf Millionen Barrel auf Rekordhöchstständen und haben dementsprechend wenig Spielraum für weitere Fördererhöhungen. Dies gilt auch für andere, politisch stabile Ölförderländer und in Krisenstaaten wie Venezuela oder Libyen geht die Ölförderung eher zurück.

Beim wohl wichtigsten Thema für die weitere Entwicklung der Ölpreise, dem drohenden, globalen Ölembargo gegen den Iran, hat sich die Lage zuletzt wieder zugespitzt. Seit Dienstag sind die umstrittenen US-Sanktionen gegen den Iran zum Teil wieder in Kraft getreten, die Sanktionen gegen den Energiesektor folgen ab November. Auch gegen die Intervention der Euopäer, Russen und Chinesen, will US-Präsident Trump an seiner harten Vorgehensweise gegen den Iran festhalten und "maximalen wirtschaftlichen Druck" aufbauen. Dementsprechend hatte Trump via Twitter gewarnt dass „Jeder, der mit dem Iran Geschäfte macht, keine Geschäfte mit den Vereinigten Staaten machen wird".

Was den Ölmarkt anbelangt sichert sich Washington damit bestimmt die Unterstützung Saudi-Arabiens, doch ob dies ausreicht um die Ölpreise im Falle eines massiven Rückgangs der iranischen Ölimporte zu kompensieren, ist mehr als fraglich. China hat bereits klargestellt, dass man die Ölimporte aus dem Iran nicht senken, aber auch keine Anhebung der iranischen Ölimporte vornehmen werde. Allerdings kann diese Aussage Pekings, vor dem Hintergrund des eskalierenden Handelskonfliktes zwischen den USA und China, mit einem Fragezeichen versehen werden.

Unterm Strich rechnen zurzeit nur wenige Analysten damit, dass die BRENT-Ölnotierungen unter die 70-Dollar-Marke fallen werden. Im Gegenteil bürgen besonders die US-Sanktionen gegen den Iran das Potential, dass die Ölpreise kräftig anziehen könnten. Wie stark der Rückgang der iranischen Öllieferungen ausfallen wird, ist zurzeit aber noch nicht absehbar. Eine Halbierung der Ölexporte des Irans scheint bei der aktuellen Lage jedoch nicht unrealistisch zu sein. Dies könnte den Weltölmarkt in den Wintermonaten in eine Unterversorgung schicken und die Ölpreise deutlich über die 80-Dollar-Marke klettern lassen.

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