BRENT-Rohöl knackt 70-Dollar-Marke | Aktuelle Ölmarkt-News vom 26.03.2018

um 08:24 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben am Freitag weiter zugelegt, so dass die Ölsorte BRENT die 70-Dollar-Marke übersprungen hat. Aus technischer Sicht wäre somit der Weg frei für einen Ausbau des jüngsten Preisanstieges, zum Start der neuen Handelswoche sieht es bei den Händlern aber bisher nach Zurückhaltung aus.

Beschleunigt hat sich der Preisanstieg zumindest nicht, weshalb eine Gegenbewegung in dieser Woche nicht ausgeschlossen werden sollte. Insgesamt kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT zum Wochenstart um 0,7 $/b zu und wurde am Montagmorgen bei 70,2 Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI legte um gut 0,5 $/b zu und notierte dementsprechend am Morgen bei 65,6 Dollar/Barrel.

Am Ölmarkt wird zurzeit ein Augenmerk auf die politische Entwicklung im Nahen Osten gerichtet. Dabei steht vor allem die zukünftige Iran-Politik der USA, aber auch der EU und vom Erzrivalen Saudi-Arabien im Mittelpunkt. Nachdem US-Präsident Trump seinen bisherigen Nationalen Sicherheitsberater McMaster durch John Bolton ersetzt hat, gehen Beobachter von einem schärferen Vorgehen der USA gegen das zurzeit drittgrößte OPEC-Mitglied Iran aus.

Zuvor hatte auch die EU davon gesprochen Strafmaßnahmen gegen den Iran zu prüfen und der sich zurzeit auf USA-Reise befindende Kronprinz von Saudi-Arabien hatte die Rhetorik gegen den Erzrivale Iran deutlich verschärft. Saudi-Arabien ist es ein Dorn im Auge, dass der Iran seine Einnahmen durch Ölexporte in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet hat während Saudi-Arabien seine Ölförderung deutlich zurückgefahren hat, um die Preise auf dem Weltölmarkt zu stützen.

Insgesamt wächst der politische Druck auf den Iran, und auch wenn zurzeit keine Eskalation zu beobachten ist, besteht zumindest die Gefahr, dass sich die Lage im ölreichen Nahen Osten zuspitzen könnte. Dies stützt die Ölpreise aktuell.

 



Davon abgesehen wird der Ölmarkt weiterhin durch die Förderkürzung wichtiger Ölförderländer der OPEC und Russlands sowie durch die steigende Ölförderung in den USA beeinflusst. Angebot und Nachfrage gleichen sich am Ölmarkt zunehmend an und auch die globalen Öllagerbestände gehen derzeit, laut dem jüngsten OPEC-Report, auf den vom Ölkartell angestrebten Fünf-Jahresdurchschnitt zurück.

Zwei zentrale Ziele der laufenden Förderkürzung, sinkende Öllagerbestände und ein OPEC-Ölpreise von über 60-Dollar/Barrel, hat die OPEC-Allianz somit erreicht. Dennoch gibt es zurzeit keinerlei Anzeichen für ein vorzeitiges Ende der Förderkürzungen. Im Gegenteil scheint das Ölkartell bestrebt zu sein die Kooperation mit Russland und anderen Förderländern über das Jahr 2018 hinaus zu vertiefen.

Vom US-Ölmarkt kamen in den letzten Wochen keine deutlichen Wachstumssignale, was umgehend etwas Druck von den Ölpreisen genommen hat. Zwar war die US-Ölförderung wie erwartet, mit über 10,4 Mio. Barrel/Tag, auf ein neues Rekordhoch gestiegen, die US-Öllagerbestände gingen jedoch um weiter 6,4 Mio. Barrel zurück, was die Frage aufwürft, ob das Ölangebot zurzeit stärker wächst als die Nachfrage.

Dementsprechend mehren sich zurzeit auch Stimmen von Händlern, die weitere Preisanstiege für wahrscheinlich halten. Auch die US-Investmentbank Goldman Sachs hat ihre Preisprognose für die Rohölsorte BRENT bis zur Jahresmitte auf über 80 Dollar/Barrel erhöht.

Für etwas Druck sorgt zurzeit lediglich die insgesamt eingetrübte Stimmung an den Finanzmärkten. Denn auch wenn die EU zunächst von den neuen US-Strafzöllen ausgenommen wird, ist ein globaler Handelskonflikt noch nicht vom Tisch. Zudem stellt sich hierzulande auch die Frage welche Zusagen die EU für einen möglichen Deal mit Trump machen muss.

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