BRENT-Preis erreicht 8-Monats-Hoch (Kopie) (Kopie) | Aktuelle Ölmarkt-News vom 10.01.2020

um 10:25 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem sich die Ölpreise aufgrund eines impulsarmen Handel wochenlang innerhalb eines recht schmalen Preiskorridors und somit kontinuierlich in einem Seitwärtstrend bewegten, befinden sich die Notierungen seit nun fast vier Wochen in einer Aufwärtsbewegung. Zum gestrigen Start in den Handelstag, kam es im Gegensatz zu den letzten Tagen des alten Jahres zu deutlichen Abschlägen bei den Notierungen. Berechtigterweise wurde von einer Verschnaufpause am Ölmarkt gesprochen.

Diese war jedoch nur von kurzer Dauer, denn die gestrigen Verluste wurden durch die Aufwärtsbewegung von heute wieder wettgemacht. Während die für Europa relevanten Nordsee-Ölsorte BRENT mit einem Preisanstieg von rund drei Prozent auf 68,2 Dollar/Barrel nicht ganz das Niveau der Vortage erreicht, stieg der Rohölpreis der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) am frühen Morgen um mehr als 1,7 $/b auf 62,9 Dollar/Barrel. Die amerikanische Sorte WTI hat somit über Nacht den höchsten Stand seit Anfang Mai 2019 erreicht.

Der heutige kräftige Preisanstieg ist auf die neusten Meldungen aus dem Iran zurückzuführen. Nachdem es um die Spannungen im Nahen Osten seit mehreren Monaten verhältnismäßig ruhig geworden ist, hat die seitens der USA gezielte Tötung eines iranischen Generals zu einem neuen Höhepunkt im Konflikt geführt. In den Tagen zuvor kam es bei Kampfhandlungen im Irak zur Tötung von US-Zivilisten, sodass das Attentat auf den ranghohen General als Reaktion der USA einzuordnen ist. Der Iran hat mit schweren Vergeltung gedroht, sodass eine neue Eskalation im Nahen Osten zu befürchten ist.

Neben den neusten Entwicklungen im Iran, werden die Ölpreise weiterhin durch zwei Faktoren gestützt. Zum einen sorgt das Teilabkommen im Handelsstreit zwischen den USA und China dafür, dass die Stimmung an den Börsen insgesamt als spekulationsfreudiger eingeschätzt werden darf. In der Vergangenheit haben insbesondere riskantere Anlagen wie Rohöl von vergleichbaren Entwicklungen profitieren können. Zudem hatte in den vergangenen 17 Monaten das Dauerthema Handelsstreit den globalen Ölmarkt anhaltend belastet, weil immer weitere Zoll-Eskalationen die Prognosen für die Weltwirtschaft und die Ölnachfrage nach unten gedrückt hatten.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Fast in regelmäßigen Abständen wurde im Handelsstreit zwischen China und den USA zwar über mögliche Annäherungen spekuliert, doch diese relativierten sich zumeist nach kurzer Zeit. Auch die Marktteilnehmer haben die Spekulationen mit der Zeit besser einzuschätzen gewusst. Während in den ersten Wochen der Auseinandersetzung neue Mitteilungen teilweise noch zu massiven Preissprüngen geführt haben, blieben die Preisbewegungen aufgrund von Spekulationen in den letzten Monaten eher übersichtlich. Es bleibt abzuwarten, ob das für Mitte Januar angekündigte Treffen zur Unterzeichnung des Teilabkommens zu einer merklichen Preisbewegung am Ölmarkt führen wird.

Der zweite preisstützende Faktor ist die im Dezember beschlossene Förderkürzung des OPEC+ Verbundes. Das Ziel des Kartells ist mithilfe der verlängerten bzw. sogar ausgeweiteten Kürzung den Ölpreis nachhaltig zu stützen. Zwar wurde die „neue Förder- mengenpolitik“ im spekulativen Marktumfeld wohlwollend zur Kenntnis genommen, jedoch verstärk sich bei den Marktteilnehmern zunehmend die Befürchtung, dass die Förderkürzung nicht ausreicht um das global weiter steigende Ölangebot auszugleichen. Auch die Internationale Energie- agentur (IEA) geht weiterhin davon aus, dass der Beschluss des OPEC+ Verbundes nicht ausreicht, um den Weltölmarkt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Am Anfang unseres Berichts haben wir vom wochenlangen Seitwärtstrend der Rohölpreise aufgrund von fehlenden Impulsen am Ölmarkt gesprochen. Neben der allgemeinen Aufwärts- bewegung der Notierungen innerhalb der letzten vier Wochen, könnten die jüngsten Meldungen aus dem Nahen Osten und die noch nicht abzuschätzenden Folgen in den nächsten Tagen und Wochen, zu einem nicht zu einem preistreibenden Faktor werden. In Kombination mit den ohnehin vorhandenen, preisstabilisierenden Impulsen, könnte das Erreichen des heutigen Acht-Monats-Hochs der Rohölsorte WTI somit erst der Anfang sein.

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