BRENT auf höchstem Stand seit 2,5 Jahren | Aktuelle Ölmarkt-News vom 12.12.2017

um 08:51 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem in der vergangenen Woche das Abwärtspotential bei den Ölpreisen getestet wurde, ging es in den letzten Tagen mit den Preisen am Ölmarkt rasant nach oben. Vom Monatstief kommend legte die Nordsee-Ölsorte BRENT innerhalb von wenigen Tagen um rund sieben Prozent zu und kletterte somit am heutigen Dienstagmorgen auf den höchsten Stand seit Juni 2015.

Neben der insgesamt preisstützenden Stimmung wurde BRENT zudem durch die vorübergehende Schließung einer Ölpipeline vor der schottischen Küste beflügelt. So legte die europäische Rohöl-Leitsorte BRENT auf Dienstag um kräftige 1,9 $/b und notierte am Morgen bei 65,2 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI kletterte ebenfalls um spürbare 1,1 $/b und wurde am Dienstagmorgen mit 58,4 Dollar/Barrel auch in der Nähe eine Langzeithochs gehandelt.

Gestern teilte der Betreiber einer wichtigen Ölpipeline, die vor der Küste Schottlands liegt mit, dass es bei einer Routineüberprüfung kleine Risse in der Pipeline entdeckt wurden, die aktuell repariert werden. Aufgrund dessen wir die Pipeline, über die im Normalbetrieb rund 0,45 Mio. Barrel Rohöl von der Nordsee zur Verarbeitung am schottischen Festland fließen, vermutlich für zwei Wochen geschlossen. Damit steht besonders dem europäischen Ölmarkt vorerst spürbar weniger Öl zur Verfügung, was die Preise stiegen ließ.

Der recht kräftige Ölpreis-Anstieg, der dieser Nachricht folgte, zeigt dass der Weltölmarkt nicht mehr so stark überversorgt ist, wie er dies noch zum Jahresbeginn war. Mittlerweile haben sich Angebot und Nachfrage auf dem Weltölmarkt wieder deutlich angenähert und die Ölpreise scheinen bei 60 bis 65 Dollar/Barrel ein neues Gleichgewicht gefunden zu haben, auf dessen Basis die Nachrichtenlage oder auch die Stimmung an den Börsen für Preisbewegungen nach oben oder unten sorgt.

 

 

Von Seiten der OPEC war in dieser Woche zu hören, dass man die Lage am Ölmarkt im Juni 2018 neu bewerten möchte und dann auch ein früheres Ende der aktuellen Förderkürzung nicht vollkommen ausschließen will. Zwar wollen die Kartellmitglieder und auch Russland ihre Ölförderung bei steigenden Ölpreisen gerne wieder hochfahren, doch zurzeit deutet nichts darauf hin, dass es zu einem frühzeitigen Ausstieg aus der vor zwei Wochen getroffenen Vereinbarung kommen wird.

Wichtig wird im kommenden Jahr die Entwicklung des US-Ölmarktes sein. Aktuell befindet sich die US-Ölförderung auf einem Rekordhoch und bewegt sich auf die Marke von 10 Mio. Barrel pro Tag zu. Zusätzlich könnte die US-Steuerreform den Schieferölproduzenten Aufschwung geben, da sie nach dem Willen von US-Präsident Trump steuerlich stark entlastet werden sollen.

Fraglich ist jedoch ob die US-Ölförderung stärker steigen wird als die allgemein erwartet anziehende Ölnachfrage. So könnten die guten Konjunkturaussichten in den Industrienationen und Schwellenländern die globale Ölnachfrage im Jahr 2018 erstmals über 100 Mio. Barrel pro Tag stiegen lassen. China wird die USA dabei wohl als größter Ölimporteur der Welt ablösen. Bereits für den zurückliegenden November gab die chinesische Zollbehörde bekannt pro Tag rund 9 Mio. Barrel Rohöl importiert zu haben.

Insgesamt könnte das aktuelle Preislevel nach einigen unruhigen Jahren am Weltölmarkt, in denen sich die preisbestimmenden Ölförderländer auf den Schieferöl-Boom in Nordamerika einstellen mussten, den Interessen aller wichtigen Akteure gerecht werden. Die OPEC hat mit über 60 Dollar/Barrel ein Preisniveau erreicht, mit dem die meisten Kartellmitglieder auskommen können und die zuletzt stets unter enormen Preisruck arbeitende US-Schieferölindustrie kann wohl auch gut mit einem Ölpreis leben, der ein wenig Spielraum nach oben lässt. Aus fundamentaler Sicht könnten die Ölpreise daher eine Seitwärtsbewegung einschlagen, die je nach Nachrichtenlage nach oben oder unten pendelt.

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