Aufwärtstrend der Ölpreise gerät ins Stocken | Aktuelle Ölmarkt-News vom 12.01.2021

um 12:03 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Rohölpreise bereits zu Beginn dieser Woche an den Aufwärtstrend der Vorwoche anknüpfen konnte, wurde die Aufwärtsbewegung auch heute Morgen weiter fortgeführt. Mit dem Blick auf unseren Preis-Chart wird deutlich, dass die Preise im gestrigen Handel deutlich gestiegen sind und auch die zum Wochenausklang häufig vorkommende Gegenbe-wegung am Freitag letzter Woche am Rohölmarkt diesmal ausbleibt. Während die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) heute Morgen bei 52,4 $/b notierte und damit nur um marginale 0,1 Dollar/Barrel anstieg, kletterte der Preis für ein Fass der Nordsee-Sorte Brent im gleichen Maße auf 55,8 Dollar/Barrel.

Auch wenn der Aufwärtstrend auch heute weiter fortgeführt wurde fällt auf, dass die Preissteigerungen deutlich niedriger ausfallen als noch an den vorherigen Handelstagen. Zurückzuführen ist die Abschwächung der Aufwärtskurve auf gleich mehrere Meldungen, wobei eine der entscheidenden Faktoren in der jüngsten Entwicklung des Euro-Dollar-Kurses zu finden ist. Da Rohöl auf dem Weltmarkt in der Währung US-Dollar gehandelt wird und der Kurs zuletzt deutlich an Wert gewonnen hat, belastet die zurückgewonnene Stärke des Dollars die aktuelle Entwicklung der Rohölpreise. Da Rohöl bei einem stärker werdenden Dollar für Länder außerhalb des Dollar-Raumes teurer wird, ist bereits jetzt eine erste Schwächung der Rohölnachfrage erkennbar.

Doch die jüngste Kursentwicklung des Dollars ist nicht der einzige preisdrückende Faktor, der den Aufwärtstrend der Notierungen belastet. Zuletzt rückten darüber hinaus Aussagen der Internationalen Energiebehörde (IEA) in den Fokus der Marktteilnehmer. Der Interessenverband führender Industriestaaten rechnet aufgrund der zuletzt kräftig gestiegenen Rohölpreise zeitnah mit einer deutlichen Zunahme der Ölförderung in den USA durch Fracking. Ein Ausbau der vergleichsweise teure Förder-Methode könnte sich für viele Produzenten bereits bei den jetzigen Ölpreisen bereits jetzt schon wieder rentieren. Aufgrund des regelrechten Verfalls der Rohölpreise infolge der Corona-Krise hat ein Großteil der Fracking-Unternehmen Laufe des vergangenen Jahres die Förderung gestoppt.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Durch die zusätzlichen Fördermengen aus den USA droht auf dem internationalen Ölmarkt jedoch eine Überversorgung, die kurzfristig die jüngste Aufwärtsbewegung der Notierungen nicht nur stoppen könnte, sondern zu einer Gegenbewegung mit deutlich sinkenden Preisen führen könnte. Erst letzte Woche hat sich der Ölverbund Opec und seine zehn Kooperationspartner (Opec+) auf eine Verlängerung der bisherigen Produktionskürzungen geeinigt, um den Rohölmarkt weiter zu stabilisieren und die Erholung der Notierungen weiter zu unterstützen. Infolge der Einigung sind die Preise Mitte letzter Woche auf neue Langzeithöchstwerte geklettert, die in unseren Statistiken zuletzt vor dem sogenannten „Corona-Crash“ im Frühjahr 2020 zu finden waren.

Um die preisbelastenden Themen zu vervollständigen, muss leider auch in diesen News über die jüngste Entwicklung der Corona-Pandemie bzw. die darauf resultierenden wirtschaftlichen Auswirkungen gesprochen werden. Die wohl größte Sorge in vielen Ländern ist die Aussicht auf Mutationen des Virus in unterschiedlichen Formen. Während die bereits bekannte und vor allen in Großbritannien verbreitete Mutation um ein Vielfaches ansteckender sein als das ursprüngliche Virus, tauchten zuletzt weltweit immer neue Mutationen auf, die die Notwendigkeit der bereits gestarteten Impf-Aktivitäten nochmals verstärken. Die jüngste Entwicklung der weltweiten Neuinfektion und der durch oder mit Corona Verstorbenen nimmt weltweit ungeahnte Dimensionen an.

Die wohl einzige Möglichkeit die immer weiter ausufernden Corona-Fallzahlen auf absehbare Zeit merklich einzudämmen ist in der Impfung gegen das Virus zu finden. Doch während in vielen Ländern die Impf-Aktivitäten auf Hochtouren laufen und in einzelnen Ländern die anvisierten Impfzahlen bereits zeitnah erreicht werden könnten, kommt es in einigen Ländern, zu denen auch Deutschland gehört, zu unvorhergesehenen Verzögerungen. Sollte die weltweit gestartete Impf-Kampagne nicht oder erst verzögert den gewünschten Erfolg zeigen, und diese Annahme ist aufgrund der jüngsten Vorkommnisse in der EU durchaus berechtigt, könnte die über mehrere Monate aufgebaute Rohölpreis-Erholung innerhalb kürzester Zeit „zerstört" werden.

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