Ölpreise zurück auf Wochenanfangs-Niveau | Aktuelle Ölmarkt-News vom 29.01.2021

um 11:10 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Den Rohölpreisen fehlt es auch zum Ende der vierten Wochen des neuen Jahres an richtungsweisenden Faktoren, sodass sich die Notierungen weiterhin innerhalb eines äußerst schmalen Preiskanals auf und ab bewegen. Nachdem die Preise am Mittwoch den höchsten Stand der Woche erreicht hatten, folgte am gestrigen Morgen eine Gegenbewegung mit wieder sinkenden Notierungen. Der Übergang in die Abwärtsbewegung wird auch zum heutigen Wochenausklang weiter fortgesetzt. Sowohl gestern, als auch heute Morgen ist dabei auffällig, dass die Preisschwankungen der beiden Rohölsorten unterschiedlich deutlich ausfallen. Während am Donnerstag der Preisrückgang der Nordsee-Sorte Brent höher ausfiel, sinkt heute Morgen der Preis der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) deutlicher.

Im frühen Handel gab der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI um 0,2 Dollar/Barrel auf 52,2 Dollar nach. Ein Barrel der für Europa relevante Öl-Sorte Brent kostete heute Morgen 55,4 US-Dollar und somit ebenfalls 0,2 Dollar/Barrel weniger als beim gestrigen Handelsaustritt. Die Höhe der frühmorgendlichen Verluste ist erneut ein Sinnbild für die aktuelle Orientierungslosigkeit und die damit verbundene Preisgestaltung am internationalen Ölmarkt. Während die Preisschwankungen im Laufe des zurückliegenden Monats stellenweise zumindest einigermaßen deutlich ausfielen, ist die Auf und Ab Bewegung der Notierungen in der letzten Woche mit weniger als einem Dollar je Barrel schon aussagekräftig genug.

In den letzten Tagen und Wochen hat vor allem das Dauerthema Corona-Pandemie zur „Ausbremsen“ der Aktivitäten am Rohölmarkt geführt. Während sich die Notierungen bis Ende des letzten Jahres noch in einem nahezu ungebremsten Aufwärtstrend befunden hatten, der die Preise beider Rohölpreise Mitte Januar auf den höchsten Stand der letzten 11 Monate hat steigen lassen, ist vom Optimismus und der ununterbrochen zuversichtlichen Stimmung an den internationalen Finanzmärkten nur noch wenig zu spüren. Vielmehr scheint der Optimismus in Bezug auf die weitere Erholung des Rohölmarktes jüngst in Skepsis umzuschlagen. Angesichts der jüngsten marktrelevanten Meldungen ist dieser Stimmungs-wandel gut nachzuvollziehen.

Das Thema Corona-Pandemie bzw. die damit verbundene Krise sorgt aktuell aus zwei unterschiedlichen Perspektiven für Auswirkungen auf den Finanzmärkten und infolgedessen auch auf dem Rohölmarkt. Zum einen sind weltweit weiterhin steigende Corona-Neuinfektionen festzustellen. Während sich die Lage in Deutschland zuletzt deutlich beruhigt hat und die Inzidenzzahlen in den letzten Tagen täglich rückläufig sind, muss in einigen Ländern wie Brasilien und auch Portugal von dramatischen Entwicklungen gesprochen werden. Zuletzt hat die Zahl der Neuinfektionen in Portugal so zugenommen, dass das Gesundheitssystem in Teilen des Landes zusammengebrochen ist und die portugiesische Regierung Deutschland um Hilfe gebeten hat.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Die andere Perspektive ist in den kritischen Entwicklungen rund um die Auslieferung der Corona-Impfstoffe zu sehen. Zum einen kommt es aktuell zu immer neuen Lieferproblemen, bei den bereits durch die europäische Impfkommission zugelassenen Impfstoffsorten, sodass die geplanten Impftermine stellenweise nicht stattfinden können bzw. neue Impftermine erst im März stattfinden können. Eine unerwartete Problematik besteht aktuell jedoch in der Zulassung und Auslieferung des Impfstoffes des britischen Pharmakonzerns AstraZeneca. Neben der Tatsache, dass der Impfstoff nur eine eingeschränkte Zulassung seitens der Prüf-Kommission erhalten hat und somit nicht an über 65-Jährige verimpft werden darf, hat der Konzern bestätigt, dass nicht die zuvor zugesagten Mengen ausgeliefert werden können.

Während einzelne Länder auf die zugesagten Liefermenge bestehen und ggf. sogar rechtliche Schritte gegen das Pharmaunternehmen prüfen lassen wollen, sieht AstraZeneca keine Notwendigkeit für Diskussionen. AstraZeneca gibt an, dass die Bestellung der Mengen schlichtweg zu spät eingegangen ist, dementsprechend anderen Besteller, zu denen unter anderem Großbritannien gehört, zuerst beliefert werden und bei Vertragsabschluss ohnehin keine Garantie für eine vollständige und pünktliche Auslieferung der bestellten Mengen ausgestellt werden konnte. Aufgrund des anhaltenden Disputes äußerste der britische Premierminister Johnson zuletzt, dass eine Auslieferung an Besteller außerhalb des britischen Königreiches ohnehin nicht garantiert werden kann, da ein Großteil der hergestellten Mengen innerhalb Großbritanniens benötigt werden.

Auch wenn die Auswirkungen der Corona-Krise und allen dazugehörigen Themen zuletzt zu einem Stopp der vorherigen Aufwärtsbewegung der Ölpreise geführt hat, blieben negative Konsequenzen anhand von sinkenden Notierungen bisher aus. Sollte der aktuelle Impfstoff-Disput jedoch dazu führen, dass die weltweiten Impf-Kampagnen immer weiter „in Stocken“ geraten, so werden die Auswirkungen bereits zeitnah zu deutlichen Kurs-Korrekturen an den Finanzmärkten, aber auch am Rohölmarkt führen. Dadurch könnte die Stabilisierung der Märkte erneut „ins Wanken“ geraten es besteht die Gefahr, dass die über mehrere Monate aufgebaute Erholung des Rohölmarktes innerhalb kürzester Zeit „zerstört" wird.

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