Ölpreise zum Wochenende kräftig gestiegen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 11.10.2019

um 09:57 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Ölpreise in der gesamten Handelswoche auf der Suche nach einer neuen Richtung waren und sich schwankend seitwärts bewegt hatten, sorgten preisstützende Meldungen zum Wochenausklang dafür, dass die Ölpreise deutlich zulegten. So sprangen die Notierungen der Ölsorten BRENT und WTI von Donnerstag auf Freitag um rund vier Prozent nach oben. Auf Wochensicht hat die Nordsee-Ölsorte BRENT somit um rund 1,5 $/b zugelegt und überwand am Freitagmorgen mit 60,4 Dollar/ Barrel wieder die wichtigen 60-Dollar-Marke. Auch die US-Ölsorte WTI kletterte im Wochenverlauf um rund 2,0 $/b und wurde am Freitagmorgen bei 54,6 Dollar/Barrel gehandelt. Die Preise für OPEC-Rohöl lagen zum Wochenende bei rund 59 Dollar/Barrel.

Den Großteil der Handelswoche hatten sich Börsenhändler zurückgehalten und auf neue Entwicklungen im Handelsstreit zwischen den USA und China gewartet. Kurz vor dem Wochenende kam es an den Börsen dann insgesamt zu einem Aufschwung, weil man an den Finanzmärkten überraschend oder auch vielleicht auch zweckmäßig optimistisch auf Handelsgespräche zwischen den USA und China schaut. Zuletzt hatte sich US-Präsident Trump positiv über den Verlauf der Gespräche geäußert und vor seinem heutigen Treffen mit dem chinesischen Vizepremierminister davon gesprochen, dass die Verhandlungen "wirklich gut" verliefen.

Bedeuten muss dies jedoch nichts, denn auch in den vergangenen Monaten wurde die Gespräche stets von beiden Seiten gelobt, obwohl es im Nachhinein stets zu einer Verschärfung des Konfliktes gekommen war. Nun hoffen Beobachter aber zumindest auf eine Teillösung, die von China angeboten wird. Dieser erste Schritt für eine Lösung könnte somit zumindest eine Entschärfung im Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften der Welt bringen. Von der allgemein freundlicheren Stimmung an den Börsen und den schwindenden Sorgen vor einer sinkenden, globalen Ölnachfrage, profitierten dann auch die Ölpreise und legten deutlich zu.

Hinzu kamen am Freitag im frühen Handel noch Meldungen über eine Explosion auf einem iranischen Öltanker, was die Ölpreise ebenfalls nach oben trieb. Laut dem iranische Ölministerium wurde am Morgen ein Schiff rund 60 Seemeilen von der saudischen Hafenstadt Dschidda entfernt von zwei Raketen getroffen. Verletzte gab es keine und auch die Schäden sollen gering sind. Die Vermutung liegt nah, dass dieser Angriff eine Reaktion Saudi-Arabiens auf die Drohnenangriffe von Mitte September sein könnte. Sollte sich dies bestätigen droht eine weitere Eskalation der angespannten Lage im ölreichen Nahen Osten.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen

 

Ein weiteres Thema am Ölmarkt waren in dieser Woche die Monatsberichte der großen Energieagenturen. Dabei hatte sich die Berichte der Internationalen Energieagentur (IEA) und er US-Institution IEA zunächst kaum auf die Ölpreise ausgewirkt. Der Report der OPEC brachte hingegen etwas mehr Bewegung, weil das Ölkartell überraschenderweise einen Rückgang der Ölproduktion von Nicht-OPEC-Ländern erwartet und somit im kommenden Jahr eine höhere Nachfrage nach OPEC-Rohöl sieht. Gleichzeitig ist die OPEC-Ölförderung im September mit nur noch 28,2 Mio. Barrel/Tag, im Vergleich zum Vormonat deutlich zurückgegangen ist und der Generalsekretär der OPEC machte auch noch Andeutungen, dass des Kartells beim nächsten Treffen im Dezember möglicherweise eine weitere Absenkung der Förderobergrenze ab März 2020 beschließen könnte.

Vom US-Ölmarkt kamen in dieser Woche hingegen keine klaren Impulse. Auf der einen Seite ist die US-Ölförderung in der vergangenen Woche um weitere 0,2 auf aktuell 12,6 Mio. Barrel/Tag und somit auf einen neuen Rekordwert gestiegen und auch die Ölexporte sind um deutliche 0,5 auf 3,4 Mio. Barrel/Tag geklettert, was die Ölpreise unter Druck setzt. Allerdings wird für das kommende Jahr ein Ende des Wachstums erwartet und auch die aktuellen US-Öllagerdaten fielen tendenziell preisstützend aus. Zwar sind die Rohöllager zuletzt erneut um 3,0 Mio. Barrel gestiegen, dafür gingen die Lagerbestände der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) um 5,2 Mio. Barrel zurück, so dass die gesamten US-Öllager mit knapp 782 Mio. Barrel weiterhin in der Nähe eines 12-Monats-Tiefs stehen.

Insgesamt deuten am Ölmarkt zurzeit zwar einige Faktoren darauf hin, dass die Ölpreise im vierten Quartal steigen könnten. Diese Aussichten können sich allerdings schnell wieder drehen, wenn die USA und China keine Einigung im Handelsstreit erzielen und an den Börsen wieder die Konjunktursorgen in dem Mittelpunkt treten. In diesem Fall würden die Aktienmärkte allgemein wieder unter Druck geraten, was dazu führt, dass sich Händler aus riskanteren Anlagen wie Erdöl zurückziehen. Zudem wird eine schwächere Nachfrage nach Ölprodukten erwartet, wenn die Weltwirtschaft weniger wächst, was sich ebenfalls preisdrückend auswirkte.

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