Ölpreise zum Wochenauftakt im Plus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 14.08.2018

um 08:58 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Bei einer wenig umfangreichen Nachrichtenlage haben die Ölpreise zum Start der neuen Woche leicht Gewinne zu verzeichnen. Nachdem die Ölnotierungen in der vergangenen Woche einen spürbaren Rücksetzer erfahren hatten, waren zwischen Freitag und Dienstag Preisanstiege in Höhe von 0,9 $/b für BRENT und 0,8 Dollar/Barrel für WTI feststellbar. Die Nordsee-Ölsorte BRENT notierte dementsprechend am Dienstagmorgen bei 72,8 Dollar/Barrel und die US-Ölsorte WTI wurde bei 67,5 Dollar/Barrel gehandelt.

Im gestrigen Handelsverlauf waren die Ölpreise zwischenzeitlich deutlich abgesackt, finden sich im Laufe des Tages jedoch schnell wieder. Der Preisrückgang erfolgte, weil befürchtet wird, dass durch die Währungskrise der türkischen Lira, einige größere Schwellenländer ebenfalls in Schwierigkeiten geraten könnten. Insgesamt zeigt sich der Ölmarkt jedoch bislang unbeeindruckt von der türkischen Lirakrise.

Doch nicht nur gegen die türkische Währung hat die globale Ölwährung Dollar zuletzt kräftig zugelegt. Auch gegen den €uro kletterte der Dollar auf den höchsten Stand seit über einem Jahr. Dies macht den Einkauf von Rohöl in Europa teurer, was auf die Nachfrage drückt und die Ölpreise in der Vorwoche belastet hatte.

Die beiden wichtigsten Themen am zurzeit recht volatilen Ölmarkt bleiben der Handelskonflikt zwischen den USA und China und die angespannte Angebotslage am Weltölmarkt, die sich durch die US-Sanktionen gegen den Iran deutlich zuspitzen könnte.  Im Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt drehte sich die Spirale von Strafzöllen und entsprechenden Gegenzöllen zuletzt weiter, denn es wurden neue Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren im Wert von jeweils 16 Milliarden Dollar im bilateralen Handel der beiden Länder angekündigt.

Die Sorge von Investoren wächst, dass sich der Zollstreit negativ auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken wird. Für den Ölmarkt bedeutet dies, dass einerseits das risikoreiche Handelsprodukt Öl tendenziell gemieden wird und dass andererseits erwartet wird, dass die Nachfrage nach Ölprodukten, im Falle eines globalen Konjunkturabschwungs, zurückgehen wird. Beides belastet die Ölpreise und führte gestern zudem deutlichen Preisrücksetzer. Es mehren sich sogar Stimmen, die befürchten, dass sich der Handelsstreit in den kommenden Monaten sogar noch sehr viel deutlicher auf die Ölpreise auswirken könnte.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Einem anhaltenden Rückgang der Ölpreise steht zurzeit jedoch eine knappe Angebotslage am Weltölmarkt entgegen. Die drei größten Ölförderländer der Welt – Russland, USA und Saudi-Arabien, die zusammen mehr als ein Drittel des weltweiten Ölkonsums bedienen –fördern zurzeit mit jeweils rund elf Millionen Barrel so viel Öl wie niemals zuvor und haben dementsprechend wenig Spielraum für weitere Fördererhöhungen, was auch für andere, politisch stabile Ölförderländer gilt.

Beim wohl wichtigsten Thema für die weitere Entwicklung der Ölpreise, dem drohenden, globalen Ölembargo gegen den Iran, hat sich die Lage zuletzt wieder zugespitzt. Seit einer Woche sind die umstrittenen US-Sanktionen gegen den Iran zum Teil wieder in Kraft getreten. Ab November folgen dann auch die Sanktionen gegen den Energiesektor des Iran. Auch gegen die Intervention der Euopäer, Russen und Chinesen, will US-Präsident Trump an seiner harten Vorgehensweise gegen den Iran festhalten und "maximalen wirtschaftlichen Druck" aufbauen. Dementsprechend hatte Trump via Twitter gewarnt dass „Jeder, der mit dem Iran Geschäfte macht, keine Geschäfte mit den Vereinigten Staaten machen wird".

Was den Ölmarkt anbelangt sichert sich Washington damit bestimmt die Unterstützung Saudi-Arabiens, doch ob dies ausreicht um die Ölpreise im Falle eines massiven Rückgangs der iranischen Ölimporte zu kompensieren, ist mehr als fraglich. China hat bereits klargestellt, dass man die Ölimporte aus dem Iran nicht senken, aber auch keine Anhebung der iranischen Ölimporte vornehmen werde. Allerdings kann diese Aussage Pekings, vor dem Hintergrund des eskalierenden Handelskonfliktes zwischen den USA und China, mit einem Fragezeichen versehen werden.

Insgesamt rechnen zurzeit nur wenige Analysten damit, dass die BRENT-Ölnotierungen unter die 70-Dollar-Marke fallen werden. Im Gegenteil bürgen besonders die US-Sanktionen gegen den Iran das Potential, dass die Ölpreise kräftig anziehen könnten. Wie stark der Rückgang der iranischen Öllieferungen ausfallen wird, ist zurzeit noch nicht absehbar, aber angenommen wird bei der aktuellen Lage zumeist ein Rückgang zwischen einer und zwei Million Barrel pro Tag. Dies könnte den Weltölmarkt in den Wintermonaten in eine Unterversorgung schicken und die Ölpreise deutlich über die 80-Dollar-Marke klettern lassen.

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