Ölpreise wieder unter 60 Dollar-Marke gefallen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 07.12.2018

um 08:36 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

In dieser Handelswoche haben die Ölpreise einen schwankenden Verlauf gezeigt, der typisch für eine Situation ist, in der Börsenhändler noch nicht absehen können in welche Richtung sich die Ölpreise bewegen werden. Nach den überraschend positiven Impulsen, die vom G20-Gipfel für die Weltwirtschaft ausgegangen waren, hatten die Ölpreise zum Wochenbeginn zunächst deutlich zugelegt. Im weiteren Wochenverlauf drehten die Ölpreise dann jedoch wieder nach unten und notierten am heutigen Freitagmorgen wieder auf dem gleichen Preisniveau wie vor einer Woche.

Besonders die Verschärfung im Handelsstreit zwischen den USA und China setzte die Ölpreise unter Druck. Das neue Rekordhoch in der US-Handelsbilanz mit China und die Verhaftung einer Huawei-Spitzenmanagerin haben die Aktienmärkte erneut auf Talfahrt geschickt, was dann auch die Ölpreise wieder mit nach unten gezogen hat. Dementsprechend gab die Nordsee-Ölsorte BRENT zwischen Dienstag und Freitag um 2,8 $/b nach und wurde somit am Morgen mit 59,5 Dollar/Barrel wieder unter der 60-Dollar-Marke gehandelt. Auch die US-Ölsorte WTI ging in diesem Zeitraum um 2,4 $/b zurück und notierte am Freitagmorgen bei 51 Dollar/Barrel.

In den vergangenen zwei Monaten sind die Ölpreise somit um mehr als 30 Prozent gefallen. Eine Entwicklung die am Ölmarkt stets das Ölkartell OPEC auf den Plan ruft. Auch jetzt hat die OPEC eine Förderkürzung angekündigt, um dem Ölpreisverfall entgegenzuwirken. Doch auf dem aktuell stattfindenden OPEC-Meeting in Wien zeichnet sich keine schnelle Lösung ab. So konnten sich die Delegierten gestern noch nicht auf eine gemeinsame Vorgehensweise einigen, was den Ölminister von Saudi-Arabien zu der Aussage veranlasste, dass er nicht zuversichtlich sei, dass eine Fortsetzung des Treffens eine Einigung bringen werde.

Ein wichtiger Faktor für eine Einigung innerhalb des Ölkartells scheint die Frage zu sein, ob sich das Nicht-OPEC-Mitglied Russland an der Förderkürzung beteiligt. Russland stößt heute zu den Gesprächen dazu, denn preisregulierenden Markteingriffe werden schon seit längerem nur noch im medial als OPEC-Plus-Verbund bezeichneten Bündnis getroffen. Da die Macht der OPEC in den vergangenen Jahren stark abgenommen hatte, auch weil sich das Kartell zumeist nicht auf eine einheitliche Vorgehensweise einigen konnte, findet derzeit ein Umbruch bei der OPEC statt. Alte Mitglieder wie der Iran oder Katar, deren Interessen nicht mit denen von Saudi-Arabien übereinstimmen, verlassen das Kartell oder haben kaum noch Einfluss. Dafür stimmen sich Saudi-Arabien und Russland immer stärker ab.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Mit Spannung werden am Ölmarkt daher nun die Ergebnisse des erweiterten OPEC-Treffens erwartet. Nachdem es im Vorfeld bereits nach einer Einigung aussah, entwickelte sich das Meeting nun jedoch zu einer Hängepartie. Im Raum steht eine Kürzung zwischen 0,5 bis hin zu 1,8 Millionen Barrel pro Tag. Doch welches Förderland welchen Anteil an der Kürzung haben soll und wie hoch diese letztlich genau ausfällt ist weiterhin offen. Dem Vernehmen nach will die OPEC nur dann eine stärkere Förderkürzung als eine Million Barrel pro Tag vornehmen, wenn Russland von seiner bisherigen Position abweicht und seine Ölförderung um mehr als 150.000 Barrel pro Tag zurückfährt. Ansonsten bliebe es wohl bei einer eher moderaten Produktionssenkung.

Unterdessen hat sich US-Präsident Trump erneut via Twitter an die OPEC gewendet und das Kartell aufgefordert die aktuelle Fördermengen nicht zu verringern, weil „die Welt keine höheren Ölpreise sehen will und sie auch nicht braucht!". Saudi-Arabien bringt die vehemente Forderung von Trump in eine Zwickmühle, denn der OPEC-Leader will seinen Verbündeten Trump zurzeit nicht verprellen. Immerhin ist der US-Präsidenten nahezu der einzige westliche Politiker, der dem saudischen Kronprinzen zurzeit demonstrativ Rückendeckung im Fall des ermordeten Journalisten Khashoggi gibt. Als Gegenleistung dafür fordert Trump eine ungebremste Ölförderung und weiter fallende Ölpreise.

Die USA haben sich derweil im Jahr 2018 wieder zum größten Ölförderland der Welt aufgeschwungen. Laut den aktuellen Zahlen des US-Energieministeriums haben die USA in der vergangenen Woche sogar zum ersten Mal seit rund 75 Jahren wieder mehr Rohöl exportiert als importiert. Allerdings wurde gestern auch bekannt gegeben, dass die US-Öllager in der vergangenen Woche leicht zurückgegangen waren. Dabei waren die Rohöllager sogar um deutliche 7,3 Mio. Barrel gesunken, während die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) jedoch um 5,5 Mio. Fass zulegten. Die gesamten US-Öllagerbestände gingen somit nur um 1,8 Mio. Barrel zurück und im Wesentlichen wurden die zuvor deutlich gesunkenen Produktelager mal wieder aufgefüllt.

Zurück