Ölpreise wieder in der Abwärtsbewegung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 20.11.2018

um 08:32 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nach einer kurzen Erholungsphase knüpften die Ölpreise zum Wochenstart wieder an ihre jüngste Abwärtsbewegung an. In der zweiten Hälfte der vergangenen Woche hatten die Ölpreise ihre massive Talfahrt zunächst gestoppt und sich ein Stück weit erholt. Auch am Montagmorgen legten die Ölpreise zunächst noch zu, drehten dann jedoch im weiteren Handelsverlauf ins Minus.

Insgesamt gab die Nordsee-Ölsorte BRENT auf den heutigen Dienstag um knapp 1,1 $/b nach und stand somit am Morgen mit 66,4 Dollar/Barrel wieder auf dem Preislevel vom vergangenen Donnerstag. Auch die US-Ölsorte WTI nahm wieder die Abwärtsbewegung auf und gab um gut 0,4 $/b nach. Mit aktuell 56,3 Dollar/Barrel stand das amerikanische Leichtöl jedoch noch deutlich über seinem Langzeittief der vergangenen Woche. Der OPEC-Korbpreis lag zum Wochenstart bei rund 66 Dollar/Barrel.

Seit Anfang Oktober sind die Ölpreise um rund 25 Prozent gefallen. Begründet wurde die Talfahrt mit einer deutlich abgeschwächten US-Sanktionspolitik gegenüber dem Iran. So wurden für wichtige Importeure von iranischem Rohöl weitreichende Ausnahmegenehmigungen vergeben, die es China, Indien, Südkorea, Japan, Taiwan, der Türkei, Italien und Griechenland zumindest temporär ermöglichen Öl aus dem Iran zu importieren, ohne ihrerseits US-Sanktionen befürchten zu müssen. Die entscheidende Frage ist nun wie lange die USA diese Ausnahmeregelungen laufen lassen, denn grundsätzlich bleibt die US-Regierung bei ihrer Forderung, dass alle Staaten ihre Ölimporte aus dem Iran vollständig einstellen sollen.

Neben der Sanktionspolitik gegen das potentiell zweitgrößte OPEC-Ölförderland, haben auch die schwächeren Prognosen für das globale Wirtschaftswachstum und die eingetrübte Stimmung an den Aktienmärkten die Ölpreise unter Druck gesetzt. Zudem hatten wichtige Ölförderländer ihre Produktion zuletzt erhöht und dass obwohl der jüngste Monatsreport der OPEC im kommenden Jahr einen Nachfragerückgang nach OPEC-Rohöl prognostizierte. Dieser Rückgang hätte zur Folge, dass die aktuelle OPEC-Ölförderung zurzeit rund 1,5 Mio. Barrel über der prognostizierten Nachfrage liegen würde.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Das verbesserte Angebots-Nachfrage-Verhältnis und auch die Ausnahmeregelungen für iranische Ölimporte, nahm Saudi-Arabien zum Anlass um unmittelbar nach den US-Kongresswahlen eine Kürzung der OPEC-Ölförderung ins Spiel zu bringen. Nach der jüngsten Ausweitung will Saudi-Arabien seine Ölproduktion ab Dezember wieder um 0,5 Mio. Barrel pro Tag drosseln und sieht darüber hinaus die Notwendigkeit, dass die anderen OPEC-Mitglieder ihre Förderung ebenfalls um weitere 0,5 Mio. Barrel pro Tag zurückfahren. Dieser Forderung schloss sich andere OPEC-Mitglieder an und verwiesen zudem darauf, dass die Ölförderung in Ländern, die nicht dem Ölkartells angehören "alarmierende" Züge annehme und dass man sich nun im OPEC-Plus Verbund, zudem auch Russland gehört, auf eine Förderkürzung einigen müsse.

Russland hat sich bis jetzt jedoch eher zurückhaltend zum Thema Förderkürzungen geäußert. Am Rande einer Gedenkfeier zum Ende des 1. Weltkrieges in Paris hatte Russlands Präsident Putin gegenüber seinem US-Amtskollegen Trump, nach eigenen Angaben klargestellt, dass Russland mit dem aktuellen Niveau der Ölpreise zufrieden sei. Eine Einigung im OPEC-Plus-Verbund ist somit fraglich, weshalb Händler mit Spannung auf das Anfang Dezember stattfindende OPEC-Meeting blicken Wien, auf dem das Ölkartell über seine weitere Förderstrategie beraten will.

Insgesamt hat sich der Ölmarkt in den vergangenen Wochen jedoch  in einen klassischen Bärenmarkt verwandelt, aus dem sich spekulative Anleger zurückziehen. Bisher kam es noch nicht zu nennenswerte Gegenbewegungen, doch sobald die Stimmung am Ölmarkt dreht, könnten die Ölpreise schnell und deutlich zulegen, denn das zuletzt entstandene, möglicherweise unterbewertete Preislevel lädt wieder zu Spekulationen ein.

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