Ölpreise weiterhin im Sinkflug | Aktuelle Ölmarkt-News vom 28.02.2020

um 11:31 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Als am Freitag der vergangenen Woche ein erster Abgabedruck auf die Rohölpreise abzulesen war, haben wohl nur wenige Analysten mit einer Entwicklung der Notierungen gerechnet, wie wir sie an den internationalen Finanzmärkten gerade miterleben können. Zurückzuführen sind die kräftigen Verluste innerhalb kürzester Zeit auf die rasche Ausbreitung des „Coronavirus“ und den befürchteten globalen Konjunkturschäden.

Nachdem es zum Wochenauftakt zu einem schweren Kurseinbruch kam, stabilisieren sich die Notierungen am Dienstagmorgen zunächst kurzfristig, bevor der Sturzflug der Rohölpreise mit kräftigen Kursverlusten zur Wochenmitte fortgesetzt wurde. Gestern kam es dann mit einem Minus von mehr als vier Prozent bei beiden Rohölsorten, erneut zu deutlichen Preisreduzierungen.

Zum Start in den heutigen Handelstag rutschten die Kurse der beider Rohölsorten mit rund 1,4 Dollar/Barrel in gleicher Höhe erneut massiv ab, sodass auch kurz vor dem Wochenende der Abwärtstrend der letzten Tage beibehalten wird. So notierte die für Europa relevante Rohölsorte BRENT heute im frühen Handel bei 50,7 $/b und die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 45,6 $/b.

Während die preisdrückende Wirkung der Corona-Krise in den letzten Wochen noch merklich nachgelassen hat und sich die Notierungen bis zur Mitte der letzten Woche in einer Erholungsphase befanden, wurde die Aufwärtsbewegung vor gut einer Woche abrupt gestoppt. Die eintretende Ausverkaufsstimmung setzte die Notierungen in den letzten Tagen so unter Druck, sodass die Notierungen heute Tiefststände erreicht haben, die zuletzt Ende 2017 abzulesen waren.

Letzte Woche noch schien die Ausbreitung des Coronavirus so gut wie gestoppt zu sein, bis es am zurückliegenden Wochenende nicht nur zu einer rasanten Zunahme an neuen Infizierten in einigen Nachbarländern Chinas kam, sondern auch erste Infektionen und darauf resultierende Todesfälle in Italiens offiziell bestätigt wurden. In der Zwischenzeit hat das Virus auch den „Weg über die Alpen“ gefunden, sodass aktuell auch in Deutschland die Anzahl der Infizierten rasant steigt.

Nach einem Treffen der europäischen Gesundheitsminister in Italien, wurde gestern vom Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bestätigt, dass mit einer weiteren Ausbreitung des Virus‘ in Deutschlands zu rechnen sei. Da die Infektionsketten der bisher bestätigten Patienten nicht oder nur teilweise nachzuvollziehen sind, wird von einer neuen Qualität der neuartigen Lungenkrankheit gesprochen. Auch die weltweite Ausbreitung der Lungenkrankheit ist nicht mehr auszuschließen.

Der Fokus des Ölmarktes wandert aktuell in Richtung der österreichischen Hauptstadt. Ab Donnerstag findet in Wien das Treffen des OPEC + Verbundes statt, bei dem eine für viele Marktteilnehmer längst überfällige Entscheidung zur zukünftigen Fördermengenpolitik erwartet wird. Analysten sehen es mittlerweile als unumgänglich an, dass nach dem Treffen des Kartells eine weitere Fördermengenkürzung als Ergebnis präsentiert wird.

Auf Wochensicht kam es mit einem Minus von rund 14 Prozent zu den kräftigsten Verlusten der letzten Jahre. Da am Ölmarkt weiterhin die belastenden Faktoren überwiegen, insbesondere die weiterhin nicht abzuschätzenden wirtschaftlichen Folgen der „Corona-Krise“, bleibt zu hoffen, dass die für Ende nächster Woche erwartete Entscheidung des Ölkartells OPEC zu einer zeitnahen Stabilisierung der Finanzmärkte und auch des Ölpreises führt.

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