Ölpreise weiterhin im Aufschwung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 02.10.2018

um 08:37 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise sind mit einem kräftigen Anstieg in den Oktober gestartet. Schon in der letzten Septemberwoche hatte die Rohölsorte BRENT zu einem rasanten Höhenflug angesetzt und erstmals seit rund vier Jahren wieder nachhaltig die 80-Dollar-Marke überschritten. Doch die Überwindung dieser Widerstandlinie könnte nur ein erster Schritt eines massiven Ölpreisanstiegs sein. Schnell wurde am Ölmarkt über einen Anstieg auf 90 Dollar/Barrel geredet und einige Analysten, Banken und Handelsunternehmen der Ölbranche halten sogar noch in diesem Jahr die Überschreitung der 100-Dollar-Marke für möglich.

Aktuell ist ein solches Szenario noch weit entfernt, aber unmöglich erscheint es nicht. In den ersten Tagen dieser Handelswoche haben die Ölpreise zumindest an die Gewinne der Vorwoche angeknüpft und sind erneut kräftig gestiegen. So legte die Nordsee-Ölsorte BRENT auf den heutigen Dienstag um 1,9 $/b zu und notierte am Morgen mit 85,1 Dollar/Barrel auf dem höchsten Stand seit etwa vier Jahren. Auch die US-Ölsorte WTI kletterte um deutliche 2,1 $/b und wurde am Dienstagmorgen bei 75,6 Dollar/Barrel gehandelt. OPEC-Rohöl lag zum Monatsbeginn mit 81,5 Dollar/Barrel ebenfalls klar über der 80-Dollar-Marke.

Getrieben werden die Rohölpreise zurzeit von der Sorge einer bevorstehenden Unterversorgung des Weltölmarktes. Wenn ab November die US-Sanktionen gegen den Energiesektor des Iran in Kraft treten könnte es zu Angebotsengpässe kommen, denn dann könnten die Ölexporte des drittgrößten OPEC-Ölförderlandes weiter zurückgehen. Bereits in den vergangenen Wochen sind die weltweiten Ölimporte aus dem Iran zurückgegangen. Zuletzt kamen sogar Meldungen aus China, dass staatliche Ölunternehmen ihre Öleinfuhren aus dem Iran deutlich eingeschränkt hätten, obwohl China sich nicht an dem US-Ölembargo gegen den Iran beteiligen wollte. Auch die, für den Iran wichtigen Ölimporteure Südkorea und Indien hatten ihre Ölimporte aus dem Iran stark zurückgefahren.

Zu einem vollständigen Ölembargo gegen den Iran wird es aber wohl nicht kommen, denn noch wollen die Europäer, Russen und Chinesen am Atomabkommen mit dem Iran festhalten. US-Präsident Trump bleibt hingegen gewohnt unnachgiebig und will seine harte Linie gegen den Iran sogar noch verstärken. Zuletzt hatte Trump auf der UN-Vollversammlung erneut klargestellt, dass alle Firmen sanktioniert werden, die weiterhin Öl aus dem Iran importieren und obwohl sich Frankreichs Präsident Macron vor der UN gegen Trump gestellt hat, hat sich der französische Ölkonzern Total bereits aus dem Irangeschäft zurückgezogen.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Dies ruft das Ölkartell OPEC auf den Plan, von dessen US-Verbündeten Trump eine Fördererhöhung fordert um die Ölpreise zu stabilisieren. Hierbei steht besonders der iranische Erzrivale und OPEC-Leader Saudi-Arabien im Fokus, der als Gegenleistung für die harte US-Politik gegen den Iran angekündigt hatte, den Rückgang der iranischen Ölexporte kompensieren zu wollen um somit einen deutlichen Anstieg der Ölpreise zu verhindern. Diese Haltung scheint sich nun aber verändert zu haben, denn zuletzt ließ die OPEC zusammen mit Russland verkünden, dass man die Ölförderung nicht anheben werde.

Ein Grund dafür könnte sein, dass der internationale Druck auf den Iran aus Sicht der Saudis nicht hoch genug ist. Es kann jedoch auch nicht ausgeschlossen werden, dass die OPEC-Staaten und Russland zurzeit einfach nicht in der Lage sind den iranischen Ölexport-Rückgang kurzfristig aufzufangen. Bereits jetzt gelingt es dem Ölkartell nicht die zuletzt beschlossene Fördererhöhung vollständig umzusetzen und woher genau Fördererhöhungen kommen sollen ist nicht erkennbar. Viele OPEC-Länder und auch Russland fördern zurzeit bereits auf einem Rekordhoch oder haben wirtschaftliche bzw. politische Probleme, die eine stabile Ölproduktion erschweren. Moskau will zudem aus innenpolitischen Interessen nicht unbedingt als Unterstützer der USA herhalten.

Vom US-Ölmarkt kamen unterdessen zuletzt keine preisbestimmenden Impulse. Zwar waren die US-Öllager gestiegen, doch dies rückte bei der aktuellen Marktlage genauso in den Hintergrund wie der zuletzt weiter eskalierende Handelsstreits zwischen den USA und China. Zudem hatte die US-Regierung klargestellt, dass man doch nicht auf die strategische Ölreserve der USA zurückgreifen wolle, um die Ölpreise vor den Kongresswahlen zu senken. Und da sich die weltweite Nachfrage nach Ölprodukten zu guter Letzt auch noch sehr stabil gezeigt hatte, gelten weitere Preissteigerungen am Ölmarkt als wahrscheinlich.

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