Ölpreise weiter in der Abwärtsbewegung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 09.03.2018

um 09:17 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Auch am gestrigen Handelstag haben die Ölpreise ihre derzeitige Abwärtsbewegung weiter fortgesetzt. Die Nordsee-Ölsorte BRENT bewegte sich um weitere 0,6 $/b nach unten und stand somit am Freitagmorgen bei 63,8 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI ging sogar um deutlichere 1,0 $/b zurück und wurde am Morgen mit 60,3 Dollar/Barrel nur noch knapp über der 60-Dollar-Marke gehandelt.

Belastet wurden die Ölpreise durch Sorgen vor einem drohenden, weltweiten Handelskrieg, denn US-Präsident Donald Trump hat die angekündigten Strafzölle auf Stahl in Höhe von 25 Prozent und zehn Prozent auf Aluminium umgesetzt. Nach dem Rücktritt seines Wirtschaftsberaters Cohn hatten zwar schon viele Marktbeobachter damit gerechnet, doch nun ist es Gewissheit. Mit diesem Schritt will Trump die "nationale Sicherheit" der Vereinigten Staaten verteidigen und die US-Wirtschaft dieser Branche schützen. Außerdem wies Trump bei einer Zeremonie im Weißen Haus darauf hin, dass er damit ein Wahlversprechen einlöse.

Mit den Strafzöllen setzt sich der US-Präsident gegen Kritiker aus den eigenen Reihen, die vor einem Handelskrieg warnten, und über die Androhungen von Gegenmaßnahmen der EU und Chinas hinweg. Aus dem Weißen Haus hieß es jedoch, dass die US-Regierung dazu bereit sei Ausnahmeregelungen für "echte Freunde“ zu verhandeln. Damit meint Trump nach eigenen Aussagen Staaten, die sowohl im Handel als auch militärisch das umsetzen, was die USA vorgibt. Deutschland gehört explizit nicht zu diesen Länder, denn Trump hatte die Bundesrepublik als Beispiel dafür hervorgehoben, dass die USA über Jahre hinweg beim Handel und in der Verteidigung "enorm ausgebeutet" worden seien.

Die EU hatte erklärt, den US-Strafzöllen mit Gegenzöllen auf US-Produkte zu begegnen. Allerdings wirken Zölle auf Whiskey und Motorräder im Vergleich zu Zöllen auf die wirtschaftlich enorm wichtigen Produkte Stahl und Aluminium nicht wie eine wirkliche Gegenmaßnahme und selbst auf diese Zölle will sich die EU-Handelskommissarin lieber noch nicht festlegen. Es sieht so aus als würde die EU diese Kröte schlucken müssen, denn an einem Handelskrieg mit den USA kann man kein Interesse haben. Auch wenn die EU nun wohl einen politischen Gesichtsverlust hinnehmen muss, so wird hier letzten Endes wohl gelten „Der Klügere gibt nach“ und die Hoffnung bleibt, dass die Welt Donald Trump als US-Präsidenten bald los sein wird.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Die Stimmung an den Börsen wird jedoch nicht nur durch die neue US-Handelspolitik eingetrübt. Darüber hinaus wird die US-Notenbank wohl noch in diesem Monat einen weiteren Schritt raus aus der lockeren Geldpolitik machen und die Leitzinsen weiter anheben. Zudem scheint es aktuell auch so, als würde nun auch die EZB die Finanzmärkte auf einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik im kommenden Jahr vorbereiten. Vorsichtig deutete EZB-Chef Draghi in dieser Woche an, dass dann zumindest die milliardenschweren Anleihekäufe ein Ende haben könnten. Auch die Geldpolitik der Notenbanken belastet die Ölpreise zurzeit indirekt.

Zudem wurden die Ölpreise durch Impulse vom Devisenmarkt unter Druck gesetzt, denn dort legte der Dollarkurs spürbar zu. Nach einem kurzem Zwischenhoch ist der €uro somit wieder zurück auf 1,23 Dollar/€uro gefallen, wo er sich nun jedoch bereits seit einiger Zeit recht stabil hält.

Abgesehen von der schlechteren Stimmung an den Börsen befindet sich der Weltölmarkt weiterhin im Spannungsfeld zwischen der Förderkürzung, von wichtigen Förderländern rund um die OPEC und Russland, und der stetig steigenden Ölförderung in den USA. Dabei nimmt die US-Ölförderung eine immer wichtigere und preisregulierende Rolle auf dem Weltölmarkt ein. So ist die US-Ölförderung auch in der vergangen Woche weiter gestiegen und liegt mit aktuell 10,37 Mio. Barrel pro Tag auf einem neuen Rekordhoch.

Insgesamt sprechen zurzeit viele Analysten von einem möglichen Gleichgewicht, dass sich auf dem Ölmarkt einstellen könnte. Die Allianz rund um die OPEC und Russland hat ihr wichtigstes Ziel eines Ölpreises von gut 60 Dollar/Barrel erreicht. Gleichzeitig deckelt die steigende US-Ölförderung, die Ölpreise nach oben, weil die USA rund 80 Prozent der global hinzukommenden Ölnachfrage ausgleichen kann. Ölpreise von deutlich unter 60 Dollar sollten von der, in den letzten Jahren stets unter massivem Preisruck arbeitende US-Schieferölindustrie aber wohl auch nicht angestrebt werden.

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