Ölpreise verlassen ihr 4-Monatstief | Aktuelle Ölmarkt-News vom 22.08.2018

um 08:42 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Zum Wochenstart haben einige Faktoren die Ölpreise gestützt. Zu nennen sind hier der schwächere US-Dollar, die insgesamt bessere Stimmung an den Börsen, ein möglicher Rückgang der US-Öllager und die US-Sanktionen gegen den Iran. Dementsprechend haben die Ölnotierungen am Montag und Dienstag zugelegt und konnten auch heute Morgen im frühen Handel an die Gewinne der Vortage anknüpfen.

Nachdem die Nordsee-Ölsorte BRENT  bereits auf Dienstag um gut 0,7 $/b zugelegt hatte, war auf den heutigen Mittwoch ein Anstieg um weitere 0,6 Dollar je Barrel zu verzeichnen. Die für Europa relevantere Ölsorte BRENT notierte somit am Morgen bei 72,9 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI war am Vortag um einen Dollar angestiegen, gab jedoch gestern um 0,6 $/b nach und wurde am Mittwochmorgen bei 66,2 Dollar/Barrel gehandelt.

Der Grund für den Rückgang der US-Ölsorte ist in Plänen der US-Regierung zu finden, laut denen im Oktober und November die strategische Ölreserve der USA genutzt werden soll um die Ölpreise zu stabilisieren, wenn es zu den erwarteten Lieferausfälle im Iran kommen wird. Laut US-Energieministerium wurden elf Millionen Barrel aus der Notreserve des Landes zur Lieferung freigegeben. Diese Maßnahme drückt zurzeit auch leicht auf die globalen Ölpreise, zielt jedoch ganz klar auf den US-Ölmarkt ab, denn US-Präsident Trump will steigende Benzinpreise vor den wichtigen US-Kongresswahlen im November vermeiden.

Von diesem Faktor abgesehen überwiegen zurzeit jedoch die preisstützenden Impulse am Weltölmarkt. Vor allem die Entspannungssignale im Handelskonflikt zwischen den USA und China wurden an den Börsen insgesamt und speziell auch am Ölmarkt positiv aufgenommen. So will China noch in dieser Woche eine Delegation nach Washington entsenden um auf Arbeitsebene eine Lösung im Handelsstreit zu finden. Sollte eine Lösung im Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften der Welt gefunden werden, so wäre der stärkste preisdrückende Faktor für die Ölpreise aus dem Weg geräumt.

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Ebenfalls preisstützend wirkt die weiterhin knappe Angebotslage am Weltölmarkt, die sich durch die US-Sanktionen gegen den Iran noch deutlich zuspitzen könnte. So rückt aktuell wieder der zuletzt weniger thematisierte Rückgang des Ölangebots in den Fokus, der sich durch ein weitreichendes Ölembargo gegen den Iran ergeben könnte. Ab November werden die umstrittenen US-Sanktionen gegen den Energiesektor des Iran wieder in Kraft treten, was zuletzt dazu geführt hat, dass sich der französische Ölkonzern Total aus dem Irangeschäft zurückgezogen hat, um das wichtigere Geschäft in den USA nicht zu gefährden.

Auch wenn noch nicht absehbar ist wie stark die iranischen Ölexporte im Herbst zurückgehen werden, so rechnen Analysten damit, dass weitere Unternehmen dem Beispiel von Total folgen werden und dass dem Weltölmarkt dadurch zwischen einem und zwei Million Barrel pro Tag weniger Rohöl zur Verfügung stehen wird. China hatte zuletzt zwar klargestellt, dass man die Ölimporte aus dem Iran nicht senken werde, eine Anhebung der iranischen Ölimporte ist jedoch auch nicht vorgesehen. Insgesamt haben die US-Sanktionen gegen den Iran somit das Potential den Weltölmarkt in den Wintermonaten in eine Unterversorgung zu schicken und die Ölpreise deutlich über die 80-Dollar-Marke klettern zu lassen.

Vom US-Ölmarkt könnte heute weitere preistreibende Meldungen kommen, wenn das dortige Energieministerium die gestern bekanntgegebenen Zahlen des American Petroleum Institute (API) zu den Öllagerbeständen heute bestätigen sollte. Laut dem Interessenverband API sollen die US-Öllager zuletzt wieder deutlich gesunken sein, was auf eine stärkere Nachfrage oder ein zu geringes Angebot hindeutet und die Ölpreise in der Regel stützt. Zudem stagnieren die Ölförderung und die Ölbohraktivitäten in den USA seit einigen Wochen.

Zuletzt profitieren die Ölpreise aktuell auch vom wieder nachgebenden Dollarkurs. Zuvor hatte die globale Ölwährung US-Dollar deutlich an Wert zugelegt, was am Devisenmarkt zurzeit jedoch wieder zurückgenommen wird. Auch der €uro konnte weiter Boden gut machen und kletterte am Mittwochmorgen wieder auf knapp 1,16 Dollar/€uro. Dies machte den Einkauf von Rohöl in Europa günstiger, was die Nachfrage nach dem Handelsprodukt Öl anziehen lässt und die Ölpreise tendenziell stützt.

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