Ölpreise unter Druck – Blick richtet sich auf OPEC+ und FED | Aktuelle Ölmarkt-News vom 03.11.2021

um 11:30 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise haben seit Beginn der Woche einen unstetigen Verlauf eingenommen, bewegen sich aber dennoch seitwärts. Dabei bleiben die Rohölpreise auf dem Niveau der erreichten Mehr-Jahres-Hochs. Auch heute notieren die Ölpreise an der Börse schwächer. Auf dem Ölmarkt werden verschiedene Faktoren für die Entwicklung genannt. Kurzfristiger Effekt sind mögliche Aufbauten bei den Rohölbeständen in den USA. Insgesamt bleibt es aber bei der Einschätzung, dass es eine Angebotsknappheit gibt. Diese dürfte am Donnerstag auch nicht durch das nächste Treffen der OPEC+ gelöst werden können. Ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) notiert aktuell bei 82,27 $. Brent-Öl aus der Nordsee kostet aktuell 83,31 $ je Fass.

Nachdem zuletzt die Nachfrage nach Rohöl und Rohölprodukten deutlich zugenommen hatte, sehen wir in dieser Woche eine leichte Abkehr davon. Auf dem Ölmarkt und auch bei Analysten werden dafür vor allem globale konjunkturelle Entwicklungen verantwortlich gemacht. Hier wird immer häufiger deutlich, dass die konjunkturelle Entwicklung in vielen wichtigen Volkswirtschaften wieder stagniert oder abflacht. Gleichzeitig wächst auch das Thema Corona wieder zu einem größeren Problem heran, weshalb langsam Einschränkungen wieder ein Thema werden und auch hier einen negativen Einfluss auf die Entwicklung ausüben.

Ebenfalls negativ wird auch immer mehr die Inflation bewertet. Hier wird erwartet, dass die Regierungen in aller Welt gegensteuern und milliardenschwere Anleihekäufe langsam auslaufen lassen oder beenden. Gleichzeitig rechnen viele Ökonomen mit dem baldigen Ende der günstigen Zinspolitik. Hier könnte die US-Notenbank FED bereits heute Abend ein Signal setzen. Das Treffen der Notenbanker findet zurzeit statt und wird traditionell mit einem Kommuniqué abgeschlossen. In dieser könnten die Weichen für das Ende der Anleihekäufe und eine Erhöhung der Zinsen gestellt werden. Das Resultat solch einer Politik ist ein größerer Druck auf die Ölpreise. In solchen Zeiten versuchen Anleger in vermeintlich sichere Anlagen zu investieren. Öl gilt als risikoreiche Anlage.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Hinzu kamen gestern Nachmittag erste Impulse aus den USA beim Thema Rohölbestände. Die private API prognostiziert einen starken Aufbau bei Rohöl. Dieser wurde in dieser Form auch erwartet. Die API sieht aber auch Aufbauten bei den Mitteldestillaten. Die Daten führten dazu, dass die Ölpreise nachgegeben haben. Deshalb wird auch mit Sorge auf die heute Nachmittag folgenden offiziellen Daten der US-Energiebehörde DOE geblickt. Sollte die DOE die Prognosen bestätigen, wäre das kein Problem. Sollten die Aufbauten allerdings höher ausfallen, könnte dies die Ölpreise noch stärker treffen. Die Daten zu den Ölbeständen geben Auskunft über die Nachfrage in den USA und sind auch ein Indikator für eine nachlassende positive Konjunkturentwicklung.

Ebenfalls ungelöst bleibt die Energiekrise. In weiten Teilen der Welt hat die Heizsaison begonnen und auch die Mobilität führt zu einer höheren Nachfrage nach Diesel und Benzin. Die Aussicht auf einen sehr kalten Winter, stützt dabei die Ölpreise umso mehr. Denn Gas ist aktuell so teuer, dass sich Öl und Rohölprodukte als Substitute eignen. Strom- und Produktionswerke setzen ebenfalls vermehrt auf Öl statt auf Gas oder Kohle. Gleichzeitig steigt global die Sorge vor einem Engpass bei Gas und Kohle. Die Nachfragesituation auf dem Ölmarkt ist entsprechend verknappt und treibt die Ölpreise weiter hoch. Daran konnte auch nicht viel Ausrichten, dass aus Russland angekündigt wurde, die Gaslieferungen zu erhöhen.

Die Inzidenzzahlen weltweit nehmen wieder rapide zu. Einige Experten befürchten schon jetzt, dass es zu Lockdowns kommt und dadurch auch die Nachfrage wieder einbrechen könnte. In Deutschland hat die noch geschäftsführende Kanzlerin Angela Merkel bereits angekündigt, dass sich ungeimpfte Personen auf starke Einschränkungen bereit machen müssten. Eine Jahreszeit bedingt niedrigere Nachfrage nach bestimmten Produkten kann ebenfalls noch kommen, wonach es aktuell jedoch nicht aussieht. Die Pandemie-Entwicklung wird daher auf dem Ölmarkt aktuell genau verfolgt, weil sie starken Einfluss auf die Ölpreise nehmen kann.

Zum Ende des Jahres wird aufgrund der Nachfragesituation ein deutlicher Anstieg der Ölpreise erwartet. Das hat vor allem für Verbraucher schlechte Folgen. Die Preise für Heizöl bleiben auf dem Mehr-Jahreshoch-Niveau. Unterdessen haben die Spritpreise deutlich zugelegt und notieren mittlerweile auf neuen Rekordhochs. Die Benzinpreise notieren auf Allzeithochs. Diesel ist mittlerweile so teuer wie nie zuvor. Rufe nach politischer Einflussnahme gegen hohe Energiekosten und Begrenzungen der Belastungen werden immer lauter.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1583 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Sollte die US-Notenbank ein Ende der lockeren Geldpolitik heute Abend mitteilen, könnte der aktuell schwächere Dollar deutlich stärker zulegen. Dies würde zu einer Verteuerung von Ölimporten beitragen und die Nachfrage etwas abschwächen.

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