Ölpreise treten weiterhin auf der Stelle | Aktuelle Ölmarkt-News vom 15.09.2020

um 11:01 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem sich die Rohölpreise im August nur innerhalb eines äußerst schmalen Preiskanals von maximal drei Dollar je Barrel auf und ab bewegt hatten, haben die Preisschwankungen seit Anfang September deutlich zugenommen. Nach dem Erreichen der höchsten Kursstände seit dem Beginn der Corona-Krise kannten die Notierungen nur den Weg nach unten. Alleine in den zurückliegenden zwei Wochen haben die Preise beider Rohölsorten um jeweils mehr als sechs Dollar je Barrel nachgegeben, sodass die Preise seit Ende letzter Woche nahezu konstant unter der für viele Markt- teilnehmer so wichtigen 40 – Dollar – Marke notieren.

Mit dem Blick auf unseren Preis-Chart wird jedoch deutlich, dass die kräftige Abwärtsbewegung zunächst nicht weiter fortgesetzt wird und die Preise seit Ende letzter Woche nahezu unverändert auf der Stelle treten. Anders als an den Vortagen, an denen die Preisschwankungen mit bis zu sechs Prozent innerhalb eines Tages sehr kräftig ausfielen, sind die heutigen Preisrückgänge mit rund 0,1 Dollar/Barrel bei beiden Rohölsorten nur noch marginal. Die für Europa relevante Rohölsorte Brent sank am Morgen auf 39,6 $/b und die amerikanische US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) gab auf 37,3 $/b nach.

An der Situation, dass sich der Rohölmarkt weiterhin in einem Spannungsfeld zwischen Nachfragesorgen und einen zu hohen Angebot steht, hat sich auch zum Start in die neue Woche nichts geändert. Der wesentliche Unterschied zu den Vorwochen scheint zurzeit darin zu bestehen, dass in den letzten Tagen entscheidende Impulse am Markt fehlten. Aufgrund fehlender marktrelevanter Meldungen verschiebt sich der Fokus des Marktes auf mögliche Impulsgeber in der Zukunft. Viel beachtet ist hierbei das für Donnerstag geplante Treffen eines hochrangiger Komitees des Opec+.

Auf dem Treffen des Joint Ministerial Monitoring Committee (JMMC) am Donnerstag treffen Vertreter von OPEC- und Nicht-OPEC-Staaten aufeinander um gemeinsam eine Handlungsempfehlung für die Zweckgemeinschaft der Förderländer auszuarbeiten. Auch wenn die Empfehlung des Komitees nicht bindend für die zukünftige Fördermengenpolitik des Verbundes ist, so wurde diese in der Vergangenheit vergleichsweise häufig umgesetzt. Wenngleich eine erneute Verschärfung der Förderquoten voraussicht- lich zu einer kurzfristigen Stabilisierung des Ölpreises führen würde, so bleiben die Zweifel in Bezug auf die Langzeitwirkung der Maßnahme.



Die Zweifel der Nachhaltigkeit bei der Umsetzung von geringeren Fördermengen sind auch das Resultat von fast schon regelmäßigen Verstößen seitens einzelner Mitgliedsstaaten in der Vergangenheit. Während sich ein Großteil der Mitgliedsstaaten in den letzten Monaten an die teils stark eingeschränkten Quoten hielt, häuften sich die Verstöße zum Beispiel beim Irak. Auch wenn die unberechtigt geförderten Mehrmengen durch geringere Produktionsquoten zu einem späteren Zeitpunkt ausgeglichen wurden, so schürt die Nichteinhaltung von vertraglich festgehaltenem Mengen die Gefahr, dass eine weitere Anpassung der Fördermengenpolitik zukünftig scheitern könnte.

Wie zuvor bereits erwähnt, sind die aktuellen Unsicherheiten des Ölmarktes jedoch nicht nur auf der Angebotsseite zu finden, sondern auch in einem nicht zu vernachlässigenden Umfang auf der Nachfrageseite. Hierbei rückt mehr und mehr ein Thema in den Fokus, um das es zwischenzeitlich vergleichsweise ruhig geworden ist: die Corona-Pandemie. Da die Neuinfektionen in immer mehr Ländern zuletzt wieder deutlich angestiegen sind, lassen sich die mittel- bis langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen immer schwerer einschätzen.

Zumindest in der Einschätzung der zukünftigen Rohölnachfrage hat der Verlauf der Corona-Krise zur Folge, dass die Prognose für das laufende und das kommende Jahr erneut nach unten korrigiert wurden. Nachdem in der letzten Woche die US-Energiebehörde (EIA) bereits ihre Prognosen für die kurzfristige Nachfrage senkte, hat zu Wochenbeginn auch die Opec nachgezogen. Die bisherige Schätzung des Ölkartells wurde für dieses Jahr um 400.000 Barrel pro Tag reduziert und für 2021 wurden die Erwartungen um 770.000 Barrel/Tag gesenkt.

Nachdem ein eindeutiger Richtungseinschlag der Rohölpreis in den letzten Tagen ausblieb und die Entwicklung der Notierungen in erster Linie von Statistiken und korrigierten Prognosen beeinflusst wurde, könnte die Empfehlung des Joint Ministerial Monitoring Committee am Donnerstag ein neuer Taktgeber werden. Bis dahin sollte weder der über dem Golf von Mexiko wütende Hurrikan der Kategorie 2 „Lilly“, noch die für Mittwoch erwarteten US-Bestandsdaten einen maßgeblichen Einfluss auf die weitere Preisentwicklung haben. Somit ist auch in den nächsten beiden Tagen mit einer Fortsetzung des aktuell vergleichsweise ruhigen Handels mit nur geringen Preisschwankungen zu rechnen.

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