Ölpreise treten auf der Stelle – Angst vor Stagflation steigt | Aktuelle Ölmarkt-News vom 29.10.2021

um 11:49 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise haben auch in dieser Woche leicht nachgegeben und treten nun auf der Stelle. Der Druck auf die Ölpreise resultiert aus verschiedenen Faktoren, die sich vor allem in den letzten Wochen immer wieder gegenseitig gepusht haben. Aktuell gibt es Abschwächungen. Der Blick richtet sich unterdessen nach vorne und auf das Treffen der OPEC+. Größere Sorgen bereiten auch Ängste vor einer Stagflation. Beherrschende Themen auf dem Ölmarkt bleiben die Energiekrise und die Corona-Pandemie. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 82,72 $. Brent kostet 84,37 $ je Fass.

Die aktuelle Schwäche der Ölpreise kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden. Nachdem am Mittwoch die US-Bestandsdaten deutliche Aufbauten bei den Rohölbeständen aufgezeigt haben, fielen die Ölpreise deutlich. Hinzu kam die Ankündigung durch Russland, dass man schneller mehr Gas nach Europa und Asien liefern wolle. Das führte ebenfalls zu einer Schwächung, da die Ölpreise von der Energiekrise stark profitiert haben. Mehr Gas bedeutet folgerichtig eine mögliche Entspannung und weniger Nachfrage nach Rohöl und Rohölprodukten als Substitut für Gas.

Stärker in den Fokus gerät auch wieder das Thema Corona. Die Pandemie ist längst nicht vorbei und weltweit stark steigende Infektionszahlen lassen die Sorge vor möglichen Einschränkungen und Lockdowns ebenfalls wieder steigen. Auch in Deutschland machen die starken Inzidenzzahlen und die Hospitalisierungsrate größere Sorgen. Dennoch rechnet man auf dem Ölmarkt mit wenigen Einschränkungen. Die OPEC+ dürfte daher bei ihrem Treffen in der kommenden Woche keine Überraschung aufbieten und an ihrer aktuellen Förderstrategie festhalten.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Unterdessen werden weltweit auch immer mehr größere Sorgen vor einer sog. Stagflation vermeldet. Das ist ein Mix aus stagnierender Konjunktur und höherer Inflation. Tatsächlich tragen die hohen Energiepreise weltweit dazu bei, dass die Preise für Waren und Dienstleistungen stark steigen. Der aktuell hohen Inflation steht eine konjunkturelle Abschwächung, bis hin zum Abwürgen, gegenüber. Sollte der Trend anhalten, droht eine Verschärfung der aktuellen Krise. Das wäre für die Wirtschaft und wirtschaftliche Erholung der Staaten sehr gefährlich und würde auch die Ölpreise belasten.

Während die Finanzmärkte die Gefahr sehr ernst nehmen, bleiben weiterhin andere Themen im Vordergrund. So hält sich aktuell eine grundsätzlich negative Stimmung an den Aktienmärkten aufrecht. In der Berichtssaison fielen die Zahlen zuletzt nicht so gut aus, wie erwartet. Positives gab es unterdessen vom chinesischen Immobilienentwickler Evergrande zu vermelden. Hier konnte erneut eine längst fällige Zahlung beglichen werden, wie Medien übereinstimmend vermelden. Das dürfte zumindest die Sorgen vor einem chinesischen Kollaps zumindest kurzfristig wieder senken.

Die konjunkturell höhere Nachfrage nach Rohöl steigert die Preise und Angebotsknappheit weiter. Ein harter Winter, wie er aktuell prognostiziert wird, dürfte die Effekte stärken. Die Probleme bei den globalen Lieferketten bleiben ebenfalls erhalten. Immer mehr wird der Eindruck laut, dass die aktuellen Probleme insgesamt zu einer Abschwächung und einem Abwürgen der konjunkturellen Erholung beitragen. Die Energiekrise könnte gleichzeitig mit dazu beitragen, dass die Erholung der weltweiten Konjunktur stark geschwächt wird.

Für Verbraucher sind die aktuell hohen Ölpreise Gift. Die Heizölpreise halten sich auf einem hohen Preisniveau beim Mehr-Jahres-Hoch. Die Spritpreise und Benzinpreise sind sogar auf einem Allzeithoch angekommen. Die Inflation wird durch die hohen Kosten für Energie weiter angetrieben und könnte aufgrund der Energiekrise deutlich stärker werden, was zu Zinsanhebungen führen müsste. Ein Ende der lockeren Geldpolitik in vielen Nationen der Welt wäre die Folge. Diese zeichnet sich in den USA bereits langsam ab.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1645 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der aktuell etwas stärkere Euro verstärkt die Rohöl-Nachfrage.

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