Ölpreise testeten erneut die 80-Dollar-Marke | Aktuelle Ölmarkt-News vom 21.09.2018

um 08:01 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem es bis gestern Mittag so aussah als würden die Ölpreise den dritten Tag in Folge zulegen, setzte im Handel eine Gegenbewegung ein, kurz bevor die Rohölsorte BRENT die 80-Dollar-Marke überschreiten konnte. Ab dann gaben die Ölpreise spürbar nach, so dass die Nordsee-Ölsorte BRENT auf Freitag um 0,9 $/b zurückging und am Morgen bei 78,8 Dollar je Barrel gehandelt wurde. Die US-Ölsorte WTI gab um 0,8 $/b nach, notierte am Freitagmorgen mit 70,8 Dollar/Barrel jedoch noch über der 70-Dollar-Marke. Unterm Strich hat das amerikanische Leichtöl in dieser Woche somit deutlich zugelegt während sich die europäische Rohöl-Leitsorte BRENT stabil zeigte.

In den vergangenen Monaten wurde jedoch bereits mehrfach getestet, ob BRENT die Marke von 80 Dollar überwinden kann und der gestrige Versuch wird auch nicht der Letzte für dieses Jahr gewesen sein. Zum ersten Mal wurde die 80-Dollar-Marke schon im Mai dieses Jahres getestet, doch bisher hat sie sich als stabile Widerstandslinie erwiesen, nach deren Überschreitung es stets zu einer Gegenbewegung kam. Genau wie auch am gestrigen Handelstag und das obwohl Saus-Arabien zuvor bekannt gegeben hatte, dass man sich bei der OPEC im weiteren Jahresverlauf auf Ölpreise von mehr als 80 Dollar/Barrel einstellen werde.

Im bisherigen Jahresverlauf hatte das Ölkartell stets versucht die Ölpreise zwischen 70 und 80 Dollar je Barrel zu halten, auch weil US-Präsident Trump von seinen Verbündeten in der OPEC gefordert hatte, die Ölpreise nicht zu stark steigen zu lassen. Besonders OPEC-Leader Saudi-Arabien hatte sich in dem Zusammenhang stets hervorgetan und als Gegenleistung für die harte US-Politik gegen den Iran angekündigt, den Rückgang der iranischen Ölexporte kompensieren zu wollen um somit einen deutlichen Anstieg der Ölpreise zu verhindern. Diese Haltung soll sich nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg aber verändert zu haben.

Ein Grund dafür könnte sein, dass der internationale Druck auf den Iran aus Sicht des Erzrivalen Saudi-Arabien nicht hoch genug ist, denn die Europäer, Russen und Chinesen schließen sich mindestens politisch nicht der US-Linie an. Zu einem vollständiges Ölembargo gegen den Iran wird es daher nicht kommen, weshalb zurzeit noch offen ist, wie stark der Rückgang der iranischen Ölexporte ausfallen wird, wenn die US-Sanktionen gegen den Energiesektor des Iran ab November in Kraft treten. Bisher haben sich die globalen Ölimporte aus dem Ian bereits um rund 30 Prozent verringert und der Rückgang wird wohl auf bis zu zwei Millionen Barrel pro Tag anwachsen.

 

 


Ein weiterer Grund dafür, dass die Saudis mit Ölpreisen von über 80 $/b rechnen, könnte darin zu finden sein, das die OPEC-Staaten nicht in der Lage sind den iranischen Ölexport-Rückgang aufzufangen. Bereits jetzt gelingt es dem Ölkartell nicht die zuletzt beschlossene Fördererhöhung vollständig umzusetzen und woher genau Fördererhöhungen komme sollen ist nicht erkennbar, zumal viele OPEC-Länder auf Rekordhoch fördern oder wirtschaftliche und /oder politische Probleme haben, die eine stabile Ölproduktion erschweren. Daher hatte auch die Internationale Energieagentur (IEA) zuletzt vor einem Anstieg der Ölpreise gewarnt.

Mit Schützenhilfe aus Russland kann auch nicht unbedingt gerechnet werden, denn Russland fördert zurzeit bereits in der Nähe des post-sowjetischen Rekordhochs und kann hohe Ölpreise gut gebrauchen. Zudem will Moskau aus innenpolitischen Interessen wohl nicht unbedingt als Unterstützer der USA herhalten. Als Folge der Sanktionen gegen den iranischen Energiesektor könnte der Weltölmarkt auf eine Unterversorgung zusteuern, die das Potential hat die Ölpreise zum Jahresende deutlich steigen zu lassen. Naturgemäß sieht US-Präsident Trump die Schuld für steigende Ölpreise jedoch nicht in seiner Nahost-Politik sondern forderte die OPEC gestern via Twitter auf die Preise zu senken.

Vom US-Ölmarkt kamen unterdessen zuletzt preisstützende Impulse für die Ölpreise. So waren die gesamten US-Öllagerbestände zuletzt um drei Millionen Barrel gesunken, die Anzahl der aktiven Ölfelder ging zurück und die US-Ölförderung stagniert seit Monaten auf ihrem Rekordhoch. Auch wegen Pipeline-Engpässen scheint das Wachstum des US-Ölmarktes vorerst ein Ende gefunden zu haben. Immerhin verläuft die Hurrikan-Saison bisher jedoch ruhig für die US-Ölindustrie.

Preisbelastend hatte zum Wochenstart die weitere Eskalation im Handelsstreits zwischen den USA und China gewirkt. Nachdem die US-Regierung neue Importzölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar angekündigt hatte, wächst auch am Ölmarkt wieder die Sorge, dass der Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt zu einem Abschwung der Weltkonjunktur führt und somit auch zu einem Rückgang der Ölnachfrage, was sich belastend auf die Ölpreise auswirkt.

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