Ölpreise steigen nach Stagnation deutlich | Aktuelle Ölmarkt-News vom 15.05.2020

um 11:41 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Während sich die Rohölpreise in Folge der Corona-Krise und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Auswirkungen bis zum Ende des Monats April in einem beispiellosen Abwärtstrend befanden, startete vor gut zwei Wochen eine regelrechte Erholungstour, die bis letzte Woche Donnerstag fortgeführt werden konnte. Während auf vergleichbare Preissteigerungen häufig deutliche Gegenbewegung folgten, blieb diese im aktuellen Fall erfreulicherweise aus. Vielmehr haben die Rohölpreise seitdem eine Verschnaufpause eingelegt und stagnierten bis gestern auf einem gleichbleibenden Niveau.

Während  die Entwicklung des Rohölpreises in der Vergangenheit fast ausschließlich im Fokus von Marktteilnehmern und Analysten stand, wurde die jüngste Aufwärtsbewegung zuletzt "indirekt" auch für immer mehr Endverbrauchern interessant. Es muss an dieser Stelle jedoch betont werden, dass weniger die Entwicklung des internationalen Ölpreises das Interesse auslöste, sondern vielmehr die Abhängigkeit des heimischen Heizölpreises. Denn bis gestern war zu beobachten, dass sich der Heizölpreis seit Anfang Mai vom Rohölpreisen abgekoppelt hat und sich die Preise konträr zueinander entwickelt haben.

Nach der zuletzt anhaltenden „Verschnaufpause“ der Notierungen, in der sich die Rohölpreise innerhalb der letzten acht Handelstagen in einem äußerst schmalen Preis- korridor von nur 1,6 Dollar/Barrel (159 Liter) auf und ab bewegten, haben die Preise im gestrigen Nachmittagshandel den Weg zurück in die Aufwärts- bewegung gefunden. So stieg der Preis der für Europa relevanten Sorte BRENT seit gestern Nachmittag um deutliche 1,9 Dollar/Barrel (159 Liter) auf 31,8 $/b und auch bei der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel die Preissteigerung mit 1,7 Dollar/Barrel auf 27,9 $/b nur unwesentlich geringer aus.

Nachdem ein beispielloser Nachfragerückgang aufgrund der Corona-Krise bis vor zwei Wochen zu einem regelrechten Sturzflug am internationalen Ölmarkt geführt hat, wurden die Notierungen am Donnerstagnachmittag im Wesentlichen von einer Meldung der Internationalen Energieagentur (IEA) beflügelt. Die Agentur hat in ihrem gestrigen Bericht bekanntgegeben, dass der weltweite Ölverbrauch mit 8,6 Millionen Barrel/Tag weniger stark gesunken ist, als zunächst angenommen. Zuvor sind Analysten und Marktteilnehmer noch von einem Mengenrückgang von rund 9,3 Mio. Barrel pro Tag ausgegangen.

Neben der weltweit rückläufigen Rohölnachfrage war auch ein massives Überangebot am Ölmarkt für den Preisverfall auf zwischenzeitlich nur noch rund zehn Dollar/Barrel (159 Liter) verantwortlich. Erst als der Preis sogar noch unter diesen Tiefstwert zu rutschen drohte, lenkten die Vertreter der beiden führenden Ölproduzenten Saudi-Arabien und Russland in ihrem „Preiskrieg“ ein. Die darauffolgende Einigung auf eine Kürzung der eigenen Fördermengen hatte am Markt ebenfalls einen preisstabilisierenden Effekt, der durch die Aussicht auf eine nochmalige Kürzung um eine Mio. Barrel pro Tag seitens Saudi-Arabiens Anfang der Woche verstärkt wurde.

Auch wenn sich die Vorgaben des internationalen Ölmarktes zuletzt deutlich verbessert haben und die zwischenzeitliche Verschnaufpause mit dem jüngsten Preisanstieg beendet wurde, sehen wir kurzfristig nur wenig Spielraum für ein weiteres Erholungspotenzial bei den Rohölpreisen. Die seit Anfang Mai reduzierten Angebotsmengen haben zuletzt zur Stabilisierung des Preises beigetragen, jedoch wird anhand der gestern veröffentlichten Daten der US-Rohölläger deutlich, dass die prall gefüllten Lager nur übersichtlich auf die Maßnahmen der führenden Ölproduzenten reagieren. Es bleibt also abzuwarten, wie stark die aktuell wieder steigende Nachfrage mittelfristig zur weiteren Stabilisierung der Rohölpreise beitragen kann.

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