Ölpreise steigen deutlich – neues Mehr-Jahres-Hoch erreicht | Aktuelle Ölmarkt-News vom 22.06.2021

um 10:48 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise sind sehr stark in die neue Woche gestartet und haben nach deutlichem Anstieg auch ein neues Mehr-Jahres-Hoch erreicht. Zeitweise war Brent heute sogar über die 75 $ - Marke geklettert. Aktuell zeigen die Ölpreise eine leichte Schwäche, dürften aber im Verlauf der Woche weiter ansteigen. Ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) notiert bei 73,26 $. Ein Barrel der für Europa relevanten Öl-Sorte Brent kostet 74,74 $. Damit bleiben die Ölpreise trotz leichter Verluste auf dem hohen Preisniveau von 2018.

Als Grund für die aktuelle Stärke der Ölpreise können die Fortschritte bei der Pandemie-Bekämpfung und damit verbundene Erholungen in wichtigen Volkswirtschaften wie den USA oder China genannt werden. Auch in der EU war zuletzt das Infektionsgeschehen zurückgegangen, jedoch mehren sich Berichte, dass die sog. Delta-Variante des Coronavirus auf dem Vormarsch ist. In Großbritannien führte dies zu erneuten Einschränkungen. Dennoch überwiegt aktuell der Optimismus, weil das gesamte Infektionsgeschehen weltweit eher auf dem Rückzug ist.

Doch auch einzelne Signale tragen zu deutlich höheren Ölpreisen bei. Während seit einigen Wochen die Verhandlungen mit dem Iran über dessen Atomprogramm wieder in den Vordergrund gerückt war, wird diese Woche das Thema eher vernachlässigt. Hintergrund ist, das der als politischer Hardliner geltende Raissi zum neuen iranischen Präsidenten gewählt wurde. Mit seiner Wahl ist die Wahrscheinlichkeit für eine Einigung im Streit um das Atomprogramm gesunken. Das stützt ungemein die Ölpreise, weil viele Analysten zuletzt fürchteten, der Iran könnte deutlich mehr Öl auf den Markt bringen. Das scheint zumindest aktuell eher in weite Ferne gerückt zu sein.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Ebenfalls wirkt sich die positive Stimmung an den Finanzmärkten auf die Preisgestaltung beim Ölpreis aus. Nachdem in der vergangenen Woche sich Kursverluste abgezeichnet hatten, geht es in dieser Woche deutlich nach oben und Anleger nutzen die Chance für einen Neueinstieg. Grundsätzlich sieht es nach Prognosen in der zweiten Jahreshälfte deutlich besser aus, was die weltweite Wirtschaft und die Nachfrage nach Öl und Ölprodukten betrifft. Gerade die Lockerungen nach den verschärften Lockdowns, der immer größer werdende Erfolg bei Impfkampagnen, deutliche Steigerungen der Mobilität und Reisebewegungen lassen erkennen, dass die Ölpreise weiter steigen werden.

Damit werden auch Spekulationen genährt, dass der Ölpreis wieder über 80 $ notieren könnte. Einige Analysten glauben daran, dass es jetzt schon Engpässe bei der Versorgung mit Rohöl gibt. Sollte die OPEC+ auch bei ihrer nächsten gemeinsamen Sitzung keine weitere Erhöhung der Förderquoten beschließen, dürften die Ölpreise deutlich steigen. Die Nachfragesituation wird sich in zweiten Jahreshälfte verbessern und bei gleichbleibenden Ölförderquoten sind Engpässe wahrscheinlicher. Entsprechend gehen Analysten davon aus, dass die OPEC+ gegensteuern muss.

Das zeigt sich auch mit Blick auf die US-Lager als Indikatoren für einen erhöhten Verbrauch. Die Prognosen in dieser Woche sehen erneut einen starken Abbau bei Rohöl voraus, während Mitteldestillate und Benzin weiter zunehmen dürften. Die Zahlen sind ein Hinweis darauf, dass deutlich mehr Öl verbraucht wird, allerdings erholt sich der Bedarf an Rohölprodukten wie Benzin nicht in gleichem Maße. Die Daten der API heute Abend und die Daten der US-Energiebehörde (DOE) am Mittwoch dürften deutlichen Aufschluss darüber geben, wohin sich die Nachfrage weiter entwickeln wird.

Ein weiterer Faktor bei der aktuellen Preisgestaltung bleibt der stabile und hohe US-Dollar-Kurs. Zuletzt hatte der Dollar deutlich zugelegt und zeigte am Anfang der Woche nur eine kleine Schwäche. Der Dollar notiert nach ersten Berichten über eine frühere Zinsanhebung in den USA als bisher angenommen, deutlich stärker. Der €uro notiert aktuell bei 1,1894 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Aktuell belastet der Dollar die Nachfrage.

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