Ölpreise steigen auf Mehr-Jahres-Hochs – Bleibt das Angebot zu niedrig? | Aktuelle Ölmarkt-News vom 05.10.2021

um 11:08 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise haben zu Beginn der Woche deutlich zugelegt und können den guten Start in die Woche auch weiter halten. Allerdings geht die Preissteigerung zu einem großen Teil auch auf die OPEC zurück. Auf dem Ölmarkt steigt die Sorge, dass das bisherige Angebot nicht die Nachfrage bedienen kann. Dabei steigt die Nachfrage auch wegen der Gaspreise. Unterdessen haben die Ölpreise neue Mehr-Jahres-Hochs erreicht. Brent notiert so teuer wie zuletzt 2018, WTI so teuer wie zuletzt 2013. Ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) notiert aktuell bei 77,93 $. Brent-Öl aus der Nordsee kostet aktuell 81,74 $ je Fass.

Der Ölmarkt blickte voller Zuversicht auf das gestrige virtuelle Treffen der OPEC und ihrer Verbündeten (OPEC+). Gehofft hatte der Markt auf eine Erhöhung der Fördermengen. Doch die OPEC erwischt den Markt auf dem falschen Fuß. Stattdessen beschloss die Runde ihre bisherige Strategie fortzusetzen. Für eine Erhöhung der Fördermengen sieht die OPEC keinen naheliegenden Grund. Die Nachfragesituation sei in Ordnung und das Angebot intakt. Langfristig sei laut OPEC auch ein Überangebot möglich. Die Ölpreise reagierten, indem sie in die Höhe schossen und neue Mehr-Jahres-Hochs markierten. Die USA und auch andere Nationen sehen das allerdings anders.

Die Nachwirkungen des Hurrikans Ida am Golf von Mexiko sind weiterhin nicht abgeklungen. Die Produktions- und Förderungsausfälle werden aus Sicht vieler Analysten nicht kompensiert. Zuletzt hatten die USA deshalb die OPEC dazu gedrängt, über eine Fördererhöhung nachzudenken. Bis die Anlagen komplett wieder hochgefahren sind und auf altem Stand Öl fördern und die Produktion ausgelastet ist, kann es laut Experten weiterhin mehrere Wochen dauern.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Auch China und Europa fragen aktuell deutlich mehr Rohöl nach. Die Nachfrage ist in China aufgrund einer Energiekrise höher geworden. Zuletzt hatte es in mehreren Regionen Stromausfälle gegeben. Die jahreszeitbedingt erhöhte Nachfrage ist aktuell daher deutlich stärker als in früheren Jahren. Die chinesischen Behörden wollen einen Engpass bei der Strom- und Energieversorgung verhindern. Entsprechend wird auch aus Iran Öl eingekauft, weil der Markt nicht die Gesamtbedürfnisse befriedigen kann.

In Europa liegt die Nachfrageerhöhung auch an den höheren Gaspreisen. Weil Russland insbesondere die Gasversorgung gedrosselt und nicht komplett bedienen kann, wird Rohöl als Substitut für die Wärme- und Energiegewinnung verwendet. Dies steigert die Kosten für den Kauf von Rohöl, weil die Nachfrage auf dem Ölmarkt entsprechend steigt. Allerdings dürfte der Effekt nachlassen, weil Russland eine Erhöhung der Gaslieferung versprochen hat und je teurer Rohöl wird, desto weniger lohnt es sich als Substitut für Erdgas.

Ein aktuell aus dem Blickfeld geratenes Thema bleibt die bald endende lockere Geldpolitik. Diese dürfte die Ölpreise unter Druck setzen, sobald die Zinsen erhöht und die Anleihekäufe durch die Notenbanken weltweit gestoppt werden. Erste Anzeichen dafür gibt es bereits seit Monaten. Bisher haben die Notenbanken, allen voran die US-Notenbank FED und die Europäische Zentralbank (EZB) auf eine Erhöhung der Zinsen verzichtet.

Mit weiter verteuerten Preisen für Rohöl steigt aber auch die Gefahr einer deutlich stärkeren Inflation. Entsprechend dürften die Zinsen steigen, was Anleger vor allem in vermeintlich sicherere Anlagen flüchten lässt. Rohöl gehört nicht zu diesen Anlagen. Entsprechend könnten die Ölpreise sich kurzfristig wieder nach unten entwickeln. Ein weiterer Faktor könnte die nächste Corona-Welle sein. Es deutet sich an, dass wir uns am Anfang einer neuen Welle befinden. Hier wird zu sehen sein, sie sich die Pandemie diesmal entwickelt und ob es zu Einschränkungen in der Mobilität der Menschen kommt.

Dennoch wird für das letzte Quartal ein deutlicher Anstieg der Ölpreise erwartet. Das hat jedoch vor allem für Verbraucher schlechte Konsequenzen. Die Preise für Heizöl haben ein neues Mehr-Jahreshoch erreicht. Auch die Benzinpreise sind in der Folge deutlich gestiegen und notieren auf einem Allzeithoch. Die hohen Ölpreise hatten zuletzt auch die Transport-Kosten und Produktionskosten nach oben getrieben, was auch zu einer erhöhten Inflation beiträgt.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1600 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Aktuell trägt der stärkere Dollar zu einer niedrigeren Nachfrage auf dem weltweiten Ölmarkt bei.

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