Ölpreise steigen auf höchsten Stand seit Ende Mai | Aktuelle Ölmarkt-News vom 17.09.2019

um 10:04 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Entwicklung der Ölnotierungen am gestrigen Tag, wird in dieser Form wohl in die Geschichtsbücher des Ölmarktes eingehen. Am Wochenende wurde die größte Raffinerie Saudi-Arabiens bei einem Drohnen-Angriff beschädigt. Nach dem Attentat wurden mindestens 17 Einschläge festgestellt, die zu einem massiven Produktionsausfall geführt haben. Das Königreich Saudi-Arabien zählt zu den wichtigsten Ölprozenten der Welt und durch die Anschläge vom Wochenende ging die Tagesproduktion mit rund 5,7 Millionen Barrel um etwa die Hälfte des üblichen Tagesvolumens zurück.

Zum Start in den gestrigen Handelstag, sind die Ölnotierungen innerhalb von nur wenigen Minuten um bis zu 20 Prozent geklettert und haben dem Ölmarkt somit eine Art „Schockstarre" versetzt. Zwar haben sich die Steigerungen der Rohölpreise danach wieder halbiert, jedoch muss ein Preisanstieg von rund zehn Prozent immer noch als massiv bezeichnet werden. Die Ölnotierungen erreichten somit gestern den höchsten Stand seit mehreren Monaten, nachdem sich die Preise zuletzt nur in einem sehr schmalen Korridor bewegten.

Gestern stieg der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent im frühen Handel um 5,1 $/b, sodass der Preis bei 65,33 US-Dollar notierte. Und auch der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um deutliche 4,4 $/b auf 59,20 Dollar. Die Preissteigerungen entsprechen einem Anstieg von 9,7 und 8,4 Prozent. Ein vergleichbaren Preissprung konnte unsere Redaktion, selbst nach intensiver Recherche, in den letzten Jahrzehnten nicht feststellen. Nach dem Schockanstieg von gestern, gaben die Ölnotierungen heute mit 0,5 $/b bei der Sorte Brent, und 0,8 Dollar/Barrel bei der US-Sorte WTI zumindest gering nach.

US-Präsident Trump hat bereits kurz nach dem Angriff die Freigabe von nationalen Ölreserven genehmigt, sollte es zu Engpässen kommen. Welche Menge er zur Verfügung stellen würde, lies er in seinen Angaben offen, jedoch würde sie ausreichen, um die Märkte gut versorgen zu können. Aus Paris wurde seitens der Internationalen Energieagentur (IEA) fast zeitgleich bekanntgegeben, dass aufgrund der Vorkommnisse keine Versorgungsprobleme zu befürchten sind.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen

Die genauen Hintergründe der Anschläge sind weiterhin noch nicht geklärt. In einer Pressekonferenz kurz nach den Vorkomnissen in Saudi-Arabien, hat US-Präsident Trump den Iran für die Angriffe verantwortlich gemacht. Der Iran hat auf die Anschuldigungen der USA sofort reagiert und jegliche Beteiligungen abgestritten. Zu den Anschlägen haben sich die im Jemen ansässigen Huthi-Rebellen bekannt und gestern bereits mit weiteren Attentaten gedroht.

Die USA haben eine umfassende Untersuchung angekündigt und äußerten nach der ersten Auswertung von Satellitenbildern, dass die bereits identifizierten Einschläge auf einen Angriff aus nördlicher oder nordwestlicher Richtung zurückzuführen sind. Somit sprechen die Beschädigungen an der Raffinerie tendenziell eher für einen Angriff aus dem nördlichen Teil des Persischem Golfs, zu denen geografisch eher der Iran passt, als zu Anschlag aus dem südlich gelegenem Jemen.

Und auch die im Jemen militärisch beteiligte und von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition sprach sich gestern gegen die Huthi-Rebellen als Drahtzieher der Anschläge aus. Die bei der Bombardierung eingesetzten Drohnen waren mit normalen und Düsenantrieben ausgestattet, sodass das Militär Saudi-Arabiens davon ausgeht, dass der Angriff aus dem Iran gesteuert wurde. Wer genau also für die Drohnen-Angriffe verantwortlich ist, bleibt weiterhin unklar.

Zusammenfassend haben die Anschläge dazu geführt, dass der Ölmarkt und die internationalen Finanzmärkte vollkommen unvorbereitete getroffen wurden und die Ölnotierungen mit einem massiven Preissprung reagiert haben. Der bereits vor den Angriffen aufgrund befürchteten Konjunktur- und mögliche Nachfragesorgen belastete Öl-Markt, muss sich in den nächsten Tagen und Wochen neu orientieren. Eine kurz- bis mittelfristige Prognose zur Entwicklung der Rohölpreise fällt aktuell noch schwerer, als zuvor ohnehin schon.

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