Ölpreise stabilisieren sich nach Crash | Aktuelle Ölmarkt-News vom 10.03.2020

um 10:51 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

In unseren letzten News haben wir bereits darüber berichtet, dass es seit Jahresbeginn an Montagen verhältnismäßig häufig zu starken Preisschwankungen kam und von Marktteilnehmern auch mehrmals von Preisstürzen gesprochen wurde. Die Begrifflichkeit "Preissturz" erhält jedoch nach den neusten Entwicklungen am Ölmarkt zwangsläufig eine neue Definition. So sind gestern zum Start in die neue Woche die Preise beider Rohölsorten an den internationalen Finanzmärkten um jeweils mehr als 26 Prozent eingebrochen. Zu einem vergleichbaren Preisrückgang kam es zuletzt 1991 zu Beginn des Golfkrieges.

Nachdem bei Rohölsorten im absoluten Tief die niedrigsten Preise seit Anfang 2016 erreichten und der erste Schock an den Finanzmärkten nachgelassen hat, war bereits am späten Montagnachmittag ein tendenzieller Übergang in eine Gegenbewegung erkennbar. Bios zum Austritt aus dem Handel konnten die vorherigen Verluste etwas reduziert werden, jedoch lag das Minus immer noch bei rund 20 Prozent. Zum Start in den frühen Handel am heutigen Dienstag, hat sich die Lage am Ölmarkt vorerst etwas beruhigt und die Erholung wurde weiter fortgesetzt.

So steig am Morgen der Preis der für Europa relevanten Nordseesorte BRENT um 4,0 Dollar/Barrel (159 Liter) auf 37,3 $/b. Die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) notierte am Morgen bei 33,7 $/b und somit 4,1 Dollar/Barrel höher als am Vortag. Seit gestern Nachmittag hat die aktuelle Gegenbewegung mit ihren steigenden Preisen zu einer Erholung von zwölf Prozent bei der Rohölsorte BRENT und noch deutlicheren 14 Prozent bei der US-Sorte WTI geführt.

Zurückzuführen ist der stärkste Einbruch der letzten dreißig Jahre auf die gescheiterten Verhandlungen des Opec – Kartells, das Ende letzte Woche mit den in der Opec+ vereinten Förderländern über die zukünftige Fördermengenpolitik verhandelt hatte. Bereits vor dem Treffen wurde am Ölmarkt bekannt, dass Uneinigkeit über die von den meisten Ländern geforderte Fördermengenreduzierung herrschte. Während sich Saudi-Arabien klar für eine weitere Kürzung aussprach, haben sich die Vertreter Russlands gegen jede weitere Kappung ausgesprochen.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Vor dem Treffen wurde angesichts des zuvor erreichten eines neuen Langzeit-Tiefs, eine deutliche Kürzung von bis 1,5 Millionen Barrel pro Tag als unumgänglich angesehen. Ziel der angepassten Fördermengenpolitik war die kurzfristige Stabilisierung der Notierungen am Ölmarkt. Auch wenn eine für alle OPEC + Mitglieder zufriedenstellende zukünftigen Fördermengenpolitik, aufgrund der nochmals verhärteten „Blockadehaltung“ seitens Russlands, zumindest nicht zeitnah absehbar war, so haben wohl nur die wenigsten Marktteilnehmer mit einem Abbruch und einem damit verbundenen Scheitern der Verhandlungen gerechnet.

Hintergrund der ursprünglich geplanten Förder- mengenkürzung war der seit Jahresbeginn kräftig gefallenen Rohölpreis. Verantwortlich für die massiven Verluste am Ölmarkt sind die aus der sogenannten „Corona-Krise“ resultierenden Folgen für die Weltwirtschaft, sowie für die globale Erdölnachfrage. Trotz teils schwerwiegenden Maßnahmen scheint die Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit nahezu unaufhaltsam fortzuschreiten und fordert aktuell auch in Europa immer mehr Todesopfer.

Auch wenn es heute zu deutlichen Preissteigerungen an den internationalen Finanzmärkten kommt, so muss weiterhin von einer äußerst schlechten Aktienmarktstimmung gesprochen werden. Riskante Anlageformen, zu denen auch Rohstoffe wie Öl gehört, werden speziell in unsicheren Zeiten eher gemieden. Es bleibt abzuwarten, ob die heutige Aufwärtsbewegung als fast schon „normale“ Reaktion auf die historischen Verluste von gestern zu bezeichnen bleibt, oder ob das heute der Beginn einer Erholungstour der stark steigenden Rohölpreisen eingeleitet wurde.

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