Ölpreise stabilisieren sich auf hohem Level | Aktuelle Ölmarkt-News vom 23.03.2018

um 08:44 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben sich nach dem Höhenflug der vergangenen Tage am Donnerstag wieder stabilisiert. Heute Morgen im frühen Handel ging es zwar zunächst etwas nach oben, doch schnell gerieten die Ölnotierungen wieder unter Druck. Insgesamt bleibt die 70-Dollar-Marke bei Rohöl BRENT somit noch eine recht robuste Preishürde. Sollte diese jedoch überschritten werden, so könnten technischen Faktoren zu weiteren Preisanstiegen führen.

Gestern sprachen Händler jedoch schon von ersten Gegenbewegungen. Die Nordsee-Ölsorte BRENT legte dementsprechend auf Freitag auch nur um leichte 0,2 $/b zu und wurde am Morgen bei 69,5 Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI gab sogar bereits um leichte 0,1 $/b nach und notierte am Freitagmorgen bei 65 Dollar/Barrel.

An den Finanzmärkten wurde gestern zunächst zur Kenntnis genommen, dass die EU von den neuen US-Strafzöllen vorerst ausgenommen wird. Da Strafzölle gegen China jedoch weiterhin bestehen bleiben, könnten die chinesischen Stahl-Überkapazitäten nun auf dem europäischen Markt angeboten werden, was die hiesige Industrie unter Druck setzt. Das eigentliche Problem bleibt daher ungelöst und es stellt sich auch die Frage welche Zusagen die EU für diesen Trump-Deal machen muss. Ein globaler Handelskonflikt ist aktuell nicht vom Tisch, auf dem Ölmarkt wird diese Problematik allerdings zurzeit durch andere Faktoren überlagert.

Im Ölhandel waren die jüngsten Daten vom US-Ölmarkt ein wichtiges Thema. Zwar war die US-Ölförderung wie erwartet, mit über 10,4 Mio. Barrel/Tag, auf ein neues Rekordhoch gestiegen, die US-Öllagerbestände gingen jedoch um weiter 6,4 Mio. Barrel zurück. Dies wirft die Frage auf, ob das Ölangebot zurzeit stärker wächst als die Nachfrage.

Begründet wurde der Lagerabbau mit geringeren Ölimporten und gleichzeitig steigenden US-Ölexporten. Zudem ist die Wartungssaison der US-Ölraffinerien beendet, so dass diese einen höheren Durchsatz haben und mehr Rohöl nachfragen. Allerdings verzeichneten auch die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) zuletzt einen Rückgang.

 



Laut OPEC sind die gloablen Öllagerbestände kurz davor auf den vom Ölkartell angestrebten Fünf-Jahresschnitt zu sinken. Neben einem OPEC-Ölpreise von über 60-Dollar/Barrel, hat die OPEC-Allianz damit nun ein weiteres Ziel erreicht, dass mit der aktuellen Förderkürzung angestrebt wurde. Dennoch gibt es zurzeit keinerlei Anzeichen für ein vorzeitiges Ende der Förderkürzungen. Im Gegenteil scheint das Ölkartell bestrebt zu sein die Kooperation mit Russland und anderen Förderländern über das Jahr 2018 hinaus zu vertiefen. Dies stützt die Ölpreise.

Ein weiteres, wichtiges Thema war in dieser Woche die zukünftige Iran-Politik der USA. Nachdem bekannt wurde, dass US-Präsident Trump seinen bisherigen Nationalen Sicherheitsberater McMaster durch John Bolton ersetzen wird, gehen Beobachter von einem schärferen Vorgehen der USA gegen das zurzeit drittgrößte OPEC-Mitglied Iran aus. So hat Trump auch für diese Position wieder einen Hardliner vorgesehen, der seine Kritik am Iran-Atomabkommen teilt. Eine Wiedereinführung von US-Sanktionen gegen den Iran ist somit nicht auszuschließen. Dies könnte die Lage im ölreichen Nahen Osten zuspitzen, was die Ölpreise tendenziell stützt.

In den Tagen zuvor hatte auch die EU davon gesprochen Strafmaßnahmen gegen den Iran zu prüfen und der sich zurzeit auf USA-Reise befindende Kronprinz von Saudi-Arabien hatte die Rhetorik gegen den Erzrivale Iran deutlich verschärft. So ist es den Saudis ein Dorn im Auge, dass der Iran seine Einnahmen durch Ölexporte in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet hat während Saudi-Arabien seine Ölförderung deutlich zurückgefahren hat, um die Preise auf dem Weltölmarkt zu stützen. Insgesamt wächst der politische Druck auf den Iran, doch eine Eskalation der politischen Lage mit konkreten Auswirkungen auf den Ölmarkt ist zurzeit noch nicht erkennbar.

Dennoch mehren sich zurzeit Stimmen von Händlern, die weitere Preisanstiege für wahrscheinlich halten. Auch die US-Investmentbank Goldman Sachs hat ihre Preisprognose für die Rohölsorte BRENT bis zur Jahresmitte auf über 80 Dollar/Barrel erhöht.

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