Ölpreise stabilisieren sich über der 80-Dollar-Marke | Aktuelle Ölmarkt-News vom 27.09.2018

um 07:56 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben im Wochenverlauf stabilisiert, nachdem sie zum Start der aktuellen Handelswoche kräftig gestiegen waren. So legte die Nordsee-Ölsorte BRENT auf den heutigen Donnerstag nur noch um minimale 0,1 $/b zu und notierte am Morgen bei 82,1 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI stieg ebenfalls nur um 0,1 $/b und wurde am Donnerstagmorgen bei 72,3 Dollar/Barrel gehandelt. Die Rohölsorte BRENT scheint die 80-Dollar-Marke nun nachhaltig überwunden zu haben und auch OPEC-Rohöl kletterte über diese Marke und steht mit rund 81 Dollar/Barrel auf dem höchsten Stand seit November 2014.

Wie immer zur Wochenmitte richteten sich die Blicke der Händler auch gestern wieder auf die neuen Daten vom US-Ölmarkt und von dort kamen leicht preisdämpfende Impulse. So meldete das Department of Energy (DOE) gestern Nachmittag einen Aufbau der US-Öllagerbestände um 1,2 auf aktuell knapp 770 Mio. Barrel. Dabei waren die Rohöllager um 1,9 Mio. Barrel gestiegen während die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) um 0,7 Mio. Barrel zurückgegangen sind.

Von den Lagerbeständen abgesehen kommen vom US-Ölmarkt insgesamt jedoch nicht mehr so deutlich preisbewegenden Impulse, wie dies noch im vergangenen Jahr der Fall war. Die Anzahl der aktiven Ölbohrlöcher war zuletzt zurückgegangen und die US-Ölförderung stagniert seit Monaten auf ihrem Rekordhoch von gut 11 Mio. Barrel pro Tag. Zwar verläuft die Hurrikan-Saison bisher ruhig für die US-Ölindustrie, doch das Wachstum des US-Ölmarktes scheint vorerst ein Ende gefunden zu haben.

Der zwischenzeitliche, leichte Rückgang der Ölpreise ist daher wohl weniger auf die Daten vom US-Ölmarkt zurückzuführen sondern scheint eher die gewohnte Gegenbewegung nach einem kräftigen Preisanstieg zu sein. Nachdem die zuvor stabile Widerstandslinie von 80 Dollar/Barrel nun überwunden wurde, muss die Lage am Ölmarkt neu bewertet werden. Viel hängt dabei von der weiteren Entwicklung im Iran-Konflikt ab. US-Präsident Trump gibt sich gewohnt unnachgiebig und wird höchstwahrscheinlich an seiner harten Linie gegen den Iran festhalten. Es stellt sich jedoch die Frage was die Europäer, Russen und Chinesen nun tun werden um am Atomabkommen mit dem Iran festzuhalten.

Zu einem vollständigen Ölembargo gegen den Iran wird es bestimmt nicht kommen, denn alleine die Chinesen werden ihre Öleinfuhren aus dem Iran nicht zurückfahren und bei einer weiteren Eskalation im Handelsstreit mit den USA vielleicht sogar ausweiten. Die US-Regierung macht jedoch weiter Druck und hat auch auf der UN-Vollversammlung nochmal klargestellt, dass alle Firmen sanktioniert werden, die weiterhin Öl aus dem Iran importieren. Und obwohl sich Frankreichs Präsident Macron vor der UN gegen Trump gestellt hat, hat sich der französische Ölkonzern Total bereits aus dem Irangeschäft zurückgezogen.

 

 

 

Es bleibt spannend wer sich in diesem politischen Kräftemessen durchsetzten wird und wie stark die Ölexporte des Iran zurückgehen werden. Analysten gehen jedoch von bis zu zwei Millionen Barrel pro Tag aus. Als Folge der US-Sanktionen gegen den iranischen Energiesektor könnte der Weltölmarkt zum Jahresende somit auf eine Unterversorgung zusteuern, die das Potential hat die Ölpreise deutlich steigen zu lassen. Daher hatte die Internationale Energieagentur (IEA) zuletzt vor einem Anstieg der Ölpreise gewarnt und viele Banken und im Ölmarkt tätige Unternehmen korrigierten ihre Preisprognosen nach oben.

Auch die OPEC rechnet mit einem Preisniveau von über 80 Dollar je Barrel und hatte am vergangenen Sonntag nach einem Treffen in der algerischen Hauptstadt Algier, zusammen mit Russland mitgeteilt, dass man die Ölförderung vorerst nicht erhöhen werde. Trotz der Forderung von US-Präsident Trump, dass die amerikanischen Verbündeten innerhalb der OPEC die Ölpreise stabil halten sollen, sieht das Ölkartell zurzeit keine Notwendigkeit zum Handeln und hat Trump somit eine deutliche Abfuhr erteilt. Im Fokus steht hierbei besonders OPEC-Leader Saudi-Arabien, der als Gegenleistung für die harte US-Politik gegen den Iran angekündigt hatte, den Rückgang der iranischen Ölexporte kompensieren zu wollen um somit einen deutlichen Anstieg der Ölpreise zu verhindern.

Diese Haltung scheint sich nun aber verändert zu haben. Ein Grund dafür könnte sein, dass der internationale Druck auf den Iran aus Sicht des Erzrivalen Saudi-Arabien nicht hoch genug ist. Es kann jedoch auch nicht ausgeschlossen werden, dass die OPEC-Staaten und Russland zurzeit einfach nicht in der Lage sind den iranischen Ölexport-Rückgang kurzfristig aufzufangen. Bereits jetzt gelingt es dem Ölkartell nicht die zuletzt beschlossene Fördererhöhung vollständig umzusetzen und woher weitere Fördererhöhungen kommen sollen ist nicht erkennbar. Viele OPEC-Länder und auch Russland fördern zurzeit bereits auf einem Rekordhoch oder haben wirtschaftliche bzw. politische Probleme, die eine stabile Ölproduktion erschweren. Moskau will zudem aus innenpolitischen Interessen nicht unbedingt als Unterstützer der USA herhalten.

Bei der aktuellen Marktlage ist der Handelsstreits zwischen den USA und China wieder in den Hintergrund gerückt, obwohl die US-Regierung mit der Ankündigung von neuen Importzöllen auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar eine weitere Eskalationsstufe erreicht hat. Es bleibt somit die Gefahr bestehen, das der Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt zu einem Abschwung der Weltkonjunktur führen könnte und somit auch zu einem Rückgang der Ölnachfrage. Bisher zeigt sich die weltweite Nachfrage nach Ölprodukten jedoch sehr stabil.

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