Ölpreise sinken nach kurzer Erholungsphase | Aktuelle Ölmarkt-News vom 24.09.2019

um 09:04 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Auch nach über einer Woche, sind die genauen Hintergründe des Drohnen-Angriffs auf die größte Raffinerie in Saudi-Arabien nicht geklärt. Bereits kurz nach dem Anschlag haben sowohl die USA, als auch Saudi-Arabien deutlich zu verstehen gegeben, dass nur der Iran als „Drahtzieher“ hinter den sehr gut durchgeplanten Angriff in Frage kommt. Der Iran hat bereits kurz nach den Anschuldigungen eine Beteiligung dementiert.

Während es kurz nach dem Angriff zu Ausfällen von rund 50 Prozent der durchschnittlichen Tagesproduktion von rund elf Millionen Barrel gekommen ist, melden die Verantwortlichen der Raffinerie gestern erste Fortschritte bei den Reparaturen der bei den Angriffen beschäftigen Bestandteile der Produktionsstätte. Saudi-Arabien hat bereits Mitte letzter Woche angekündigt, dass bis Ende des Monats die Raffinerie wieder unter voller Auslastung produzieren würde.

Das Ziel der vollständigen Reparatur der Anlage bis Ende des Monats wurde am Ölmarkt mit zurückhaltender Euphorie aufgenommen. Eine Instandsetzung in einem solchen Ausmaß und darüber hinaus innerhalb eines verhältnismäßig geringen Zeitraumes von knapp zwei Wochen, wurde zunächst als unrealistisch eingeschätzt. Die Ölnotierungen haben jedoch gestern unmittelbar mit sinkenden Preisen reagiert, nachdem Meldungen aufkamen, dass die zwischenzeitlichen Produktionsrückgänge bereits zu 75 Prozent kompensiert werden konnten.

Nach einer kurzen und übersichtlichen Auswärtsbewegung Ende letzter Woche, sind zu Beginn der aktuellen Woche weitere Abwärtskorrekturen ersichtlich. Es ist nicht auszuschließen, dass die Korrektur Teil der Gegenbewegung von letzter Woche ist, zu der es nach den massiven Preissteigerungen in Wirkung auf die Anschläge im Nahen Osten gekommen ist. Bei der für Europa relevante Sorte Brent notiert der Preis für ein Barrel (159 Liter) bei 64,4 $/b und somit rund 0,4 Dollar/Barrel höher als am Montag. Der Preisanstieg bei der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) ist mit 0,3 Dollar/Barrel auf 58,4 $/b etwas leichter.




Während die USA und Saudi-Arabien bereits kurz nach den Vorkommnissen den Iran als Drahtzieher hinter den Angriffen betitelten, haben sich am Rande des UN-Gipfels in New York nun auch Frankreich, Großbritannien und Deutschland der Sicht der Vereinigten Staaten angeschlossen. In einer gemeinsamen Erklärung der Nationen heißt es, dass es für die Attacken keine andere Erklärung gebe. Gleichzeitig warnten sie die Machthaber in Teheran vor weiteren Provokationen.

Anhand der Ausführlichkeit der zuvor beschriebenen Umstände und Auswirkungen, wird die Relevanz des Themas „Drohnen-Angriff“ am Ölmarkt sehr deutlich. Jedoch wird neben der seitens Saudi-Arabien angekündigten, zeitnahen Wiederherstellung der Förderanlagen, auch die aktuellen Entwicklungen am Devisenmarkt nicht aus den Augen verloren. So musste der Euro im Vergleich zum US-Dollar weitere Verluste hinnehmen und der aktuelle Kurs von 1,0991 notiert somit erstmals seit drei Wochen unter der so wichtigen 1,10 - Dollar - Schwelle.

Die zunehmende Stärke des US-Dollars, die zu einer Verteuerung von Rohöl und einem damit verbundenen Nachfragerückgang außerhalb des Dollarraumes führt, belasten neben den anhaltend schwachen Konjunkturdaten aus der Eurozone, auch die konjunkturellen Aussichten und damit die Rohölnachfrage. Einige Marktteilnehmer haben aufgrund der Aussichten erstmals von der Möglichkeit einer Rezession gesprochen.

Aufgrund der aktuellen Meldungen, fällt es weiterhin schwer, eine Prognose bzgl. der kurzfristigen Entwicklung der Ölnotierungen zu nennen. Im mittlerweile seit über einem Jahr andauernden Handelsstreit zwischen den USA und China ist es zuletzt ruhig geworden und eine Einigung ist weiterhin nicht in Sicht. Und auch bei den US-Fördermengen und den damit verbundenen amerikanischen Lagerdaten, ergeben sich momentan keine richtungsweisenden Vorgaben. Zusammenfassend neutralisieren sich aktuell gegenläufige Kräfte am Markt, sodass es erst wieder eine aussagekräftige Meldung benötigt, die den Rohölpreisen entscheidenden Schwung verleiht.

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