Ölpreise sinken auf Langzeittiefs | Aktuelle Ölmarkt-News vom 17.03.2020

um 11:01 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Entwicklung der Rohölpreise bleibt auch mehr als eine Woche nach dem Börsencrash an den internationalen Finanzmärkten sehr turbulent. Trotz gleich mehrere Erholungsversuche, blieb mit einem massiven Minus von mehr als 20 Prozent der stärkste Verlust seit der Finanzkrise 2008 zurück. Und auch zum Start in die neue Woche, wird der Abwärtstrend weiter fortgesetzt. Zurückzuführen sind die anhaltenden Preisrückgänge auf gleich mehrere Entwicklungen, die sowohl für ein steigendes Angebot als auch für eine fallende Nachfrage sprechen.

Und auch zum Start in die neue Woche haben die Notierungen den Abwärtstrend der Vorwoche weiter fortgeführt. Trotz einer massiven Zinssenkung seitens der US-Notenbank Fed, die den Leitzins um einen ganzen Prozentpunkt auf 0 bis 0,25 Prozent senkte, konnte der gewünschte Effekt zur Stabilisierung der Rohölpreise nicht erzielt werden. Marktteilnehmer haben die Maßnahme bereits vor der Umsetzung in Frage gestellt, da sich durch die angekündigte Maßnahme nichts an der anhaltenden Nachfrage- schwäche ändern würde.

Nach dem ausbleibenden Effekt der Zinssenkung fiel am gestrigen Montag der Preis der für Europa relevanten Nordseesorte BRENT um rund vier Dollar/Barrel (159 Liter) unter die für viele Marktteilnehmer so wichtige 30-Dollar-Marke auf 29,9 $/b. Die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) notierte gestern bei 29,1 $/b und somit 2,6 Dollar/Barrel niedriger als am Freitag. Auf heute konnten sich die Ölpreise zumindest etwas von den vorherigen Verlusten erholen. So stieg die Nordseesorte Brent um 0,6 US-Dollar und die US-Sorte WTI um deutliche 1,2 Dollar/Barrel.

Obwohl am Ölmarkt nach wie vor große Sorge vor einem Einbruch der globalen Nachfrage herrscht, wurde gestern seitens Saudi-Arabien angekündigt, dass die eigenen Förderkapazitäten zeitnah nochmals erhöht werden sollen und somit die Flutung der Rohölmärkte fortgesetzt wird. Russlands Präsident Putin hat unterdessen mitgeteilt, dass es aktuell keine Pläne für Verhandlungen mit Vertretern Saudi-Arabiens gebe. Ein Ölpreiskrieg und ein damit verbundenes noch nicht dagewesenes Überangebot am Markt sei nahezu sicher.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Neben dem möglichen Preiskrieg zwischen Russland und einigen Opec-Ländern, sowie die ausbleibenden Effekten der US-Zinspolitik und den am Freitag vom US-Präsident angekündigten Maßnahmen zur Stützung der Ölpreise, lasten die Coronavirus-Krise auf die Rohölnachfrage. Es bleibt abzuwarten wie die Ölpreise auf die neusten Meldungen aus den USA reagieren. US-Präsident Trump kündigte vergangene Nacht an, dass in den nächsten zwei Wochen 77 Mio. Barrel Rohöl zur Aufstockung der Notfallreserve gekauft werden.

Während die Folgen der Corona-Krise bis vor wenigen Wochen eher „wirtschaftliche Natur“ waren, haben die Auswirkungen in den letzten Tagen nun auch das öffentliche Leben in weiten Teilen der Welt erreicht. Nachdem die neuartige Lungenkrankheit bereits in China und Italien zu massiven Einschränkungen geführt hat, vermeldete gestern Abend der französische Präsident Macron eine Ausgangssperre für sein Land. Ziel der in immer mehr Ländern verhängten drastischen Maßnahmen, ist die Verlangsamung der Ausbreitung des Virus.

Auch wenn es heute wieder zu Preissteigerungen an den internationalen Finanzmärkten kommt, so muss weiterhin von einer äußerst schlechten Aktienmarktstimmung gesprochen werden. Riskante Anlageformen, zu denen auch Rohstoffe wie Öl gehört, werden speziell in unsicheren Zeiten eher gemieden. Es bleibt abzuwarten, ob die heutige Preissteigerungen als vorübergehende Reaktion auf die jüngsten Verluste zu bewerten sind, oder ob heute der Beginn einer wünschenswerten Aufwärtsbewegung mit deutlich steigenden Rohölpreisen sein wird.

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