Ölpreise sinken auf Dienstag deutlich | Aktuelle Ölmarkt-News vom 19.11.2019

um 10:18 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Seit gestern stehen die Notierungen deutlich unter Druck. Während zu Beginn der Woche die Vorgaben der internationalen Finanzmärkte noch auf deutlich steigende Notierungen hindeuteten, haben alle Rohölpreise im Laufe des gestrigen Handelstages zu einer Gegenbewegung angesetzt. In Kombination mit dem zunächst übersichtlichen Minus am heutigen Morgen, sank der Kurs für die die amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) um 1,7 Prozent auf 56,9 $/b und die für Europa relevante Sorte Brent mit 1,8 Prozent noch deutlicher auf 62,4 $/b. Die Verluste sind somit mit 1,20 Dollar/Barrel bei der Brent-Sorte und 1,3 Dollar/Barrel bei der amerikanischen WTI-Sorte fast identisch hoch.

Als Hauptgrund für den deutlichen Preisrückgang ist wieder einmal der Handelsdisput der beiden größten Volkswirtschaften China und USA zu nennen. Nach dem ständigen hin und her der Nationen, steigt aktuell die Verunsicherung an den Finanzmärkten wieder massiv, da das Interesse China an einem zeitnahen Teilabkommen schwindet. Nachdem es zuletzt wieder nach einer Annäherung zwischen den beiden größten Volkswirtschaften aussah und es vor Allem seitens der USA ungewohnt positive Töne gegeben hat, stieg der Optimismus kurzfristig.

Letzte Woche noch dementierte US-Präsident Trump eine seitens der chinesischen Seite veröffentlichten Meldung, über eine Einigung zum stufenweisen Abbau von bereits aktiven Handelszöllen. Im gleichen Statement bescherte sich der Präsident über die Geschwindigkeit der Verhandlungen. China wiederum erwägt nun, vor einem Zustandekommen eines Teilabkommens, das drohende Amtsenthebungs - verfahren des Präsidenten und/oder die US-Präsidentschaftswahl 2020 abzuwarten.

Die Rohölpreise reagierten gestern Nachmittag wieder einmal mit einer unerwartet deutlichen Preisbewegung. Die Bewegung nach unten darf durchaus als Gegenbewegung auf das kräftige Plus von Ende letzter Woche interpretiert werden.


Da die Auseinandersetzung der beiden Wirtschaftsmächte in der Zwischenzeit seit über einem Jahr anhält, sollte eigentlich davon ausgegangen werden, dass Meldungen über ein bevorstehendes Abkommen oder ein darauffolgendes Dementi, in der Zwischenzeit am Markt ausreichend berücksichtigt und dementsprechend eingepreist sein sollte.

Die einzelnen Preissprünge, die auf die Entwicklung im „Handelskrieg“ zurückzuführen sind, werden am Ölmarkt mit dem sprichwörtlichen „Greifen nach dem letzten Strohhalm“ in Verbindung gebracht. Die seit Monaten anhaltende Seitwärtstendenz ist das Resultat eines impulsarmen Handels. Die Bewegungen aufgrund einer neuen Entwicklung im Handels-Disput, werden dementsprechend mit einem zu hohen Stellenwert bewertet, als eigentlich notwendig.

Während in der Vergangenheit die Meldung über einen erneuten Rückgang von aktiven Bohranlagen in den USA noch einen preisstützenden Effekt an den internationalen Finanzmärkten hatte, ist der Einfluss der Meldung wenn überhaupt, nur kurzfristig zu bemerken. Angesichts des momentanen Stellenwertes von preisdrückenden Nachrichten, sind die Chancen einer nachhaltigen Einflussnahme sehr gering.

In der letzten Woche wurde noch vermehrt über den Einfluss des für Anfang Dezember angesetzten Treffen des OPEC + - Kartells in Wien diskutiert. Da eine Vielzahl von Marktteilnehmern aber bereits vorab davon ausgeht, dass die aktuell vereinbarten Fördermengen beibehalten bis auf Weiteres werden, wird auch dem Ergebnis des Treffens keine allzu große Einflussnahme zugesprochen.

Angesichts fehlender richtungsweisender Nachrichten und Ereignisse, ist eine mittel- bis langfristige Prognose zur Entwicklung der Rohölpreise schwierig. Sollte es auch in den nächsten Tagen und Wochen keine marktrelevanten Mitteilungen geben, die zu einem Preissprung führen, kann davon ausgegangen werden, dass sich die Rohölpreise weiterhin innerhalb eines recht schmalen Preiskanals bewegen und im aktuellen Seitwärtstrend verharren.

Zurück