Ölpreise sinken auf 12-Monatstief | Aktuelle Ölmarkt-News vom 04.02.2020

um 11:01 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Bei der rückblickenden Betrachtung der Rohölpreis – Entwicklung wird deutlich, dass bei den Notierungen im ersten Monat des neuen Jahrzehntes eine ungewöhnliche Konstanz vorhanden war. Während in der Vergangenheit mittelfristige Abwärtstrends zumindest zeitweise von Gegenbewegungen unterbrochen wurde, sinken die Rohölpreise seit der zweiten Januarwoche nahezu kontinuierlich. Alle Stabilisierungsversuche wurden innerhalb weniger Tage wieder „wettgemacht“, sodass die Abwärtsbewegung weiter anhält.

Nach den teils massiven Preisbewegungen in zurückliegenden Januar, waren die Schwankungen der Rohölpreise in der letzten Woche vergleichsweise übersichtlich. So schwankten die Kurse der beider Rohölsorten nur in einem schmalen Preiskanal von maximal 1,3 Dollar/Barrel. Am Ölmarkt wurde daraufhin von einer vorübergehenden Stabilisierung gesprochen, deren mittelfristige Haltbarkeit jedoch von einigen Marktteilnehmern angezweifelt wurde.

Aufgrund des gestrigen Preisrutsches von deutlichen drei Prozent bei der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) und noch kräftigeren fünf Prozent bei der für Europa relevanten Ölsorte BRENT, war die Skepsis der Marktteilnehmer bezüglich der Stabilisierung am Ölmarkt offensichtlich berechtigt. Darüber hinaus wird die Abwärtsbewegung beider Rohölsorten auch heute weiter fortgeführt. So notierte die Nordsee-Sorte BRENT am Morgen bei 54,9 $/b und auch die US-Sorte WTI sank auf 50,7 $/b.

In der Nacht zum heutigen Dienstag sind die Rohölpreise auf die tiefsten Stände seit rund 12 Monaten gefallen, sodass die amerikanische Rohölsorte WTI erstmals seit Januar 2019 unter die 50 Dollar-Marke rutschte. Auch wenn der Rohölpreis die durchaus relevante Marke nicht halten konnte, bleibt festzuhalten, dass die Notierungen in den letzten vier Wochen um massive 21 Prozent nachgaben.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Ausschlaggebend für die deutlichen Kursverluste der letzten Wochen ist nach wie vor die Thematik des „Coronavirus“. Aufgrund der rasanten Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit beschränkt sich die Sorge vor den wirtschaftlichen Konsequenzen nicht mehr nur auf China, sondern „greift“ auf immer mehr Nationen außerhalb des „Ursprungsland" über. Auch wenn die Folgen weiterhin nicht abzuschätzenden sind, so rechnen Ökonomen zumindest mit einer Wachstums- verlangsamung im ersten Quartal des Jahres.

Auch wenn sich die Marktteilnehmer mit einer Prognose über die Folgen für die Weltwirtschaft weiterhin zurückhalten, trifft sich als Reaktion auf die kräftigen Preisrückgänge der Notierungen, am Dienstag und Mittwoch ein Fachkomitee von Vertretern aus Opec- und Nicht-Opec-Staaten. Hintergrund des Treffens ist die Beratung des Joint Technical Committee (JTC), ob die OPEC und deren Verbündete die Drosselung der Ölproduktion weiter fortführen oder sogar weiter ausbauen.

Während erste Teilnehmer letzte Woche noch davon ausgegangen sind, dass die Rohölpreise bereits einen Tiefpunkt erreicht haben und eine Stabilisierung mit steigenden Notierungen folgen sollte, spricht die jüngste Entwicklung gegen diese Annahme. Da die wirtschaftlichen Folgen der Virusverbreitung aus unserer Sicht nach wie vor kaum abzuschätzen sind, sind wir mit einer kurz- bis mittelfristigen Prognose über die weitere Entwicklung der Ölpreise vorsichtig.

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