Ölpreise setzen Erholung fort | Aktuelle Ölmarkt-News vom 24.03.2020

um 12:01 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Entwicklung der Rohölpreise in den zurückliegenden Wochen muss zusammenfassend als äußerst turbulent beschrieben werden. Vor gut zwei Wochen kam es am „schwarzen Montag“ bereits zum Start in den Handelstag mit Preisrückgängen von zwischenzeitlich mehr als 30 Prozent zu den massivsten Verlusten seit der Finanzkrise 2008. Mit dem heutigen Kenntnisstand waren diese Abwärtsbewegung jedoch lediglich der Beginn einer regelrechten Talfahrt der Rohölpreise an den internationalen Finanzmärkten.

Nachdem die Talfahrt der Notierungen in den letzten zwei Wochen nahezu ungebremst anhielt, wurde sie bis Sonntag nochmals beschleunigt. In Folge des anhaltenden Abwärtstrends war die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) in der Nacht auf Montag zwischenzeitlich noch unter die 20,- Dollar he Barrel-Marke gefallen. So gaben sowohl die Nordsee-Rohölsorte BRENT, als auch die amerikanische Sorte WTI von Freitag auf Montag um kräftige 9,5 bzw. sogar zwölf Prozentpunkte nach.

Auf die deutlichen Preisrückgänge vom Wochenende bei beiden Rohölsorten, folgte gestern im Laufe des Handelstages eine erste leichte Erholung. Die Aufwärtsbewegung wurde auch am Dienstmorgen weiter fortgeführt, sodass beide Sorten am Morgen um rund 6,4 Prozent stiegen. Zum Start in den heutigen Handel kostete ein Barrel der US-Sorte WTI 24,5 $/b und somit 1,2 Dollar/Barrel mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der für Europa relevanten Nordseesorte BRENT stieg mit 1,3 Dollar/Barrel sogar noch deutlicher, sodass die Sorte bei 28,3 $/b notiert.

Die aktuelle Aufwärtsbewegung der Notierungen ist auf das Hilfspaket der Fed zurückzuführen. Das Paket der US-Notenbank umfasst eine ganze Reihe von Maßnahmen, die die aus der Corona-Krise resultierenden wirtschaftlichen Folgen eindämmen soll. Das zentrale Inhalt des gestern Mittag bekannt gegebenen Paketes ist der Ankauf von Staatsanleihen und ausgewählter Wertpapiere. Außerdem umfasst das Programm Kreditprogramme, mit denen Unternehmen und Haushalte gestützt werden sollen.

Und auch die aus der Corona-Krise entstehenden wirtschaftlichen Folgen lassen sich aufgrund der rasanten Ausbreitung weiterhin kaum einschätzen. Als sicher gilt jedoch bereits jetzt, dass die globale Rohölnachfrage nachhaltig sinken wird. Nach Einschätzungen von Analysten könnte die Nachfrage in diesem Jahr um bis zu 20 Mio. Barrel pro Tag sinken. Speziell vor dem Hintergrund dieses Kenntnisstandes ist der jüngste Sinneswandel in Bezug auf die zukünftigen Fördermengenpolitik von Ländern wie Russland und Saudi-Arabien nicht nachzuvollziehen.

Auch wenn es heute erneut zu einer Gegenbewegung mit steigenden Rohölpreisen an den Finanzmärkten kommt, so muss weiterhin von schlechten Voraussetzungen für eine mittelfristige Erholungs- phase gesprochen werden. Das seitens der US-Notenbank Fed eingeleitete Hilfspaket wird am Ölmarkt als wichtigen Schritt in die richtige Richtung angesehen, jedoch ändert das Vorhaben nichts an der schlechten Nachfragesituation. Es bleibt also auch nach dem aktuellen Ansatz zur Erholung abzuwarten, ob der aktuelle Preisanstieg der Startschuss für einen wünschenswerten Aufwärtstrend ist, oder ob es sich lediglich um einen kurzweiligen Richtungswechsel handelt, dessen Effekt bereits zeitnah wieder nachlässt.

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