Ölpreise schlagen vorerst die Aufwärtsbewegung ein | Aktuelle Ölmarkt-News vom 06.03.2018

um 09:40 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Trotz steigendem Dollarkurs und der Meldung, dass die Förderung im größten Ölfeld Libyens wieder aufgenommen wurde, sind die Ölpreise zum Wochenauftakt deutlich gestiegen und haben auch am heutigen Dienstagmorgen ihre Gewinne erneut leicht ausgeweitet. Insgesamt kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT um weitere 0,8 $/b und stand am Dienstagmorgen bei 65,6 Dollar/Barrel. Auch die US-Ölsorte WTI legte um weitere 1,0 $/b zu und wurde am Morgen bei 62,7 Dollar/Barrel gehandelt.

Dass die Ölproduktion in Libyen gestern unterbrochen wurde, wirkte sich kaum auf den Ölpreis aus, denn die dortige Ölförderung fällt immer wieder mal aus, weil regionale Rebellengruppen die Ölfelder oder die Pipelines zum Hafen besetzen, um von der Regierung Geld zu fordern. Zumeist werden die Besetzungen durch Geldzahlungen schnell wieder beendet und die Ölproduktion wieder aufgenommen, denn letztlich haben auch die Rebellen ein Interesse an einer funktionierenden Einnahmequelle. Diese Situationen sind Libyen so normal geworden, dass der Ölmarkt kaum darauf reagiert.

Deutlich mehr Aufmerksamkeit wurde gestern dem Monatsbericht der Internationalen Energieagentur (IEA) zuteil. In diesem weist die IEA darauf hin, dass die USA den Weltölmarkt in den kommenden Jahren dominieren und eine noch stärker preisregulierende Rolle als Gegengewicht zur OPEC einnehmen werden.

 

Ölpreise, Ölnotierungen, Ölförderung, Ölimport

 



Auch in anderen Nicht-OPEC-Staaten, wie Brasilien, Kanada oder Norwegen wird das Ölangebot wachsen, so dass die IEA davon ausgeht, dass die weltweit steigende Ölnachfrage bis 2020 durch die den Anstieg der Ölförderung bei den Ölförderländern, die nicht der OPEC angehören, mehr als ausgeglichen werden wird. Bis 2020 werden alleine die USA rund 80 Prozent der zusätzlichen Nachfrage bedienen können.

Die Macht des Ölkartells wird dadurch in den kommenden fünf Jahren wohl weiter beschnitten werden, denn die Marktanteile der OPEC könnten in dieser Zeit von aktuell rund 40 Prozent auf weniger als 35 Prozent schrumpfen. Bereits im kommenden Jahr sieht die IEA eine deutlich sinkende Nachfrage nach OPEC-Rohöl, die rund 1,8 Mio. Barrel/Tag niedriger sein werde als man noch im vergangenen Jahr erwartet hatte.

Doch was bedeutet der IEA-Bericht für die Preisaussichten. Viele Analysten sehen in den aktuellen Ölpreisen, dass sich ein Gleichgewicht eingestellt haben könnte, welches uns über einen längeren Zeitraum begleiten könnte. Die Allianz rund um die OPEC und Russland hat ihr wichtigstes Ziel eines Ölpreises von gut 60 Dollar/Barrel erreicht.

Gleichzeitig deckelt die steigende US-Ölförderung den Ölpreis nach oben, weil durch diese die anziehende Ölnachfrage ausgeglichen werden kann. Gleichzeitig wird die, in den letzten Jahren stets unter massivem Preisruck arbeitende US-Schieferölindustrie aber wohl wenig Interesse daran haben, die Ölpreise wieder deutlich unter die 60-Dollar-Grenze zu drücken.

Auf der Seite der OPEC scheint man sich mit der neuen preisregulierenden Rolle der US-Ölindustrie abgefunden zu haben und verfolgt derzeit eine Strategie um mittel- bis langfristig wieder einen wachsenden Einfluss auf den Weltölmarkt zu haben. So bemüht sich das Ölkartell die Zusammenarbeit mit weiteren Ölförderländern, und hier vor allem mit Russland, zu intensivieren.

Zurück