Ölpreise nehmen Kurs auf 80-Dollar-Marke | Aktuelle Ölmarkt-News vom 10.07.2018

um 08:59 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Zum Start der neuen Handelswoche haben sich die Ölpreise zunächst uneinheitlich entwickelt, legten dann jedoch auf den heutigen Dienstag zu. Dabei kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT mit 0,9 $/b stärker als die US-Ölsorte WTI, die lediglich um leichte 0,1 Dollar/Barrel zulegte. BRENT notierte am Dienstagmorgen bei 78,6 Dollar/ Barrel und bewegt sich nun wieder klar in Richtung der 80-Dollar-Marke. WTI wurde am Morgen mit 74,3 Dollar/Barrel in der Nähe eines Langzeithochs gehandelt.

Am Weltölmarkt dominiert insgesamt eine knappe Angebotslage. Obwohl Saudi-Arabien seine Ölförderung im Juni spürbar angehoben hatte, blieb die Ölförderung der OPEC insgesamt unverändert, weil es im Juni zu ebenso starken Produktionsausfälle bei anderen Kartellmitgliedern gekommen ist.

Im Krisenstaat Venezuela will sich China zwar mehr engagieren und Milliarden in die Ölförderung investieren, dennoch rechnen Analysten nicht damit, dass dies noch in diesem Jahr zu einem Anstieg der Ölförderung führt. Im Gegenteil wird zunächst ein Rückgang auf etwa eine Million Barrel erwartet, obwohl die Ölförderung des Landes vor einigen Jahren noch bei rund drei Millionen Fass gelegen hatte.

In Libyen, dem ölreichsten Land Afrikas, rechnen Analysten aktuell mit einem Angebotsrückgang zwischen 0,5 und 1,0 Mio. Barrel pro Tag. Begründet wird diese Annahme damit, dass Rebellen zwei wichtigen Ölexporthäfen erobert haben und von dort aus nun Öl auf dem Weltmarkt verkaufen wollen. Da die bisherigen Ölabnehmer in Europa jedoch Geschäfte mit den Rebellen ablehnen, sind die Ölexporthäfen stillgelegt.

Insgesamt ist die zuletzt angekündigte Fördererhöhung der OPEC und Russlands, angesichts der zurzeit zu befürchtenden Förderrückgänge, schnell verpufft und die ohnehin schon angespannte Angebotslage auf dem Ölmarkt könnte zum Jahresende in eine deutliche Unterversorgung übergehen.

 

 

Auf den US-Ölmarkt wirken sich unterdessen die Lieferausfälle vom kanadischen Ölfeld bei Fort McMurray aus. Mindestens bis zum Ende des Monats wird das Ölfeld stillgelegt bleiben, was den US-Ölmarkt zur Hauptreisezeit hart trifft. Zuletzt wurden die US-Ölpreise jedoch leicht belastet, weil die jüngsten Zahlen zu den Ölbohraktivitäten in den USA einen Anstieg von fünf Bohrlöchern verzeichneten, nachdem in den Vorwochen stets ein Rückgang festgestellt wurde. Die US-Ölförderung und die US-Öllagerbestände haben sich zuletzt hingegen kaum verändert.

Nachdem US-Präsident Trump zuletzt Preissenkungen vom Ölkartell OPEC eingefordert hatte, hat Saudi-Arabien schnell reagiert und seine Ölpreise gesenkt. Zudem hat der saudische König Salman zugesichert, dass sein Land wenn nötig auf seine ständig vorhandene Reservekapazität von etwa zwei Millionen Barrel zurückgreifen wolle, um die Stabilität auf den Ölmärkten zu gewährleisten.

Beides zeigt deutlich, dass der OPEC-Leader die Beziehungen zu den USA stärken will, damit die USA ihre harte Linie gegen den saudischen Erzrivalen Iran beibehalten. So hatte die US-Regierung gefordert, dass alle Länder ihre Erdöleinfuhren aus dem Iran bis November dieses Jahres vollständigen einstellen sollen.

Abgesehen von Saudi-Arabien sieht sich die OPEC aber wohl nicht in der Pflicht weitere Schritte zu unternehmen. Laut dem Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate unternehme das Ölkartell bereits jetzt alles in seiner Macht stehende um eine weitere Angebotsverknappung auf dem Weltölmarkt zu vermeiden.

Allerdings wollen die Ölförderländer auch ein besseres Klima für Investitionen in Ölförderanlagen schaffen, was vor dem Hintergrund der niedrigsten Investitionsquote in der Ölbranche seit Jahrzehnten wohl auch notwendig ist. Denn wenn nicht bald in neue Ölförderprojekte investiert wird, dann könnte sich dies auf lange Sicht rächen. Laut einer großen amerikanischen Investmentbank könnten die Ölpreise sogar schon im kommenden Jahr wieder über die 100-Dollar-Marke steigen, wenn sich die Investitionsbedingungen nicht ändern.

Zurück