Ölpreise: Nachfragesorgen treiben Ölpreis auf tiefsten Stand seit Ende Mai | Aktuelle Ölmarkt-News vom 20.08.2021

um 10:27 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise stehen unter enormen Druck und haben über die Woche betrachtet in der Spitze um über 5 % nachgegeben. Aktuell haben sich die Ölpreise leicht stabilisiert, notieren aber unter den Schlusskursen vom gestrigen Handelstag. Zum Wochenausklang zeigt sich der Ölmarkt volatil und anfällig. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 63,73 $. Brent kostet 66,36 $ je Fass. Damit notiert der Ölpreis so niedrig, wie zuletzt Ende Mai.

Der Ölmarkt reagiert heftig auf die jüngsten Entwicklungen bei der weltweiten Corona-Pandemie. Lockdowns in mehreren asiatischen Ländern, allen voran Einschränkungen in Japan und China haben die Ölpreise diese Woche auf Talfahrt geschickt. Die Nachfragesorgen am Markt haben durch weitere Meldungen über schlechte Konjunkturerwartungen zugenommen. Einige Analysten glauben, dass sich dieser Trend auch in der kommenden Woche fortsetzen könnte.

Hintergrund ist die beschlossene weitere Ausweitung der Ölförderung durch die OPEC und ihre Verbündeten (OPEC+). Dabei hatte das Ölkartell aber nicht mit einem Rückgang der Nachfrage gerechnet, als die Quotenerhöhungen beschlossen wurden. Gerade in China und anderen südostasiatischen Ländern hat die Nachfrage nach Rohöl signifikant nachgelassen. Wegen der Delta-Variante ist es in dieser Region zu starken Einschränkungen gekommen.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Die Aussichten werden auch nicht besser, wenn man sich die US-Lagerbestände anschaut. Zwar hat es erneut bei Rohöl einen Bestandsabbau gegeben, allerdings sind die Benzin-Bestände gestiegen. Der Aufbau ist deshalb so schlecht auf dem Ölmarkt aufgenommen worden, weil die US-Fahrsaison ihren Höhepunkt bereits erreicht hat. Dies deutet darauf hin, dass die Nachfrage nach Benzin sich in den kommenden Wochen eher verschlechtern wird. Entsprechend ist der unerwartete Aufbau angenommen worden.

Einen ebenfalls wichtigen Faktor bei der aktuellen Preisgestaltung nehmen die weltweiten Finanzmärkte ein. Hier hatte es zunächst am Anfang der Woche nach sehr positiven Entwicklungen ausgesehen, ehe eine Randnotiz für einen regelrechten Ausverkauf und Flucht in sichere Anlagen sorgte. Die US-Notenbank FED kündigte quasi vorab an, dass die umfangreichen Anleihekäufe durch die Notenbank heruntergefahren werden (Tapering). Die FED hat sehr viel Geld in den Finanzmarkt gepumpt, was jetzt quasi beendet wird.

Weltweit und auch in Deutschland führte diese Meldung zu Kursrutschen. Anleger setzen jetzt vermehrt auf sicherere Anlagen. Rohöl gehört hier jedoch nicht dazu, sondern gilt wegen seiner Unsicherheiten als Spekulationsobjekt. Insofern belastet der globale Finanzmarkt zusätzlich die Entwicklungen beim Rohölpreis. Aktuell blicken die Anleger auch auf die EZB und warten auf Signale. Es könnte sein, dass die Inflation dabei wieder ein Thema wird und es zu Zinssteigerungen kommt. Der Markt ist jedenfalls gewarnt und agiert sehr verhalten.

Die jüngsten Entwicklungen beim Ölpreis haben vor allem für Verbraucher ihre guten Seiten. Verbraucher in Deutschland konnten sich in dieser Woche erneut über gefallene Heizölpreise und Benzinpreise freuen.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1686 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Im Vergleich zur Vorwoche hat der Dollar deutlich an Stärke gewonnen und schwächt damit ebenfalls die Rohöl-Nachfrage.

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