Ölpreise nach massiven Verluste mit Gegenbewegung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 03.11.2020

um 13:33 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Zum Monatsstart haben wir in der Vergangenheit bereits diverse Male die Möglichkeit genutzt auf die Entwicklung im jeweils zurückliegenden Monat zurückzublicken. Auch in den aktuellen Rohölstoff-News wollte unsere Redaktion ursprünglich auf die jüngste Preisentwicklung der beiden Rohöl-Sorten eingehen, jedoch kam es in den zurückliegenden Tagen zu, in dieser Form, unerwartet deutlichen Preisbewegungen. Auch wenn sich heute Morgen eine erste deutliche Aufwärtsbewegung andeutet, so wurden bei den vorherigen Preisrückgängen berechtigterweise Erinnerungen an den Corona-Crash im Frühjahr geweckt.

Nachdem die beiden Rohölpreise Mitte Oktober nach einem vierwöchigen Aufwärtstrend zunächst jeweils neue Höchststände erreichten und sich eine Stabilisierung des Ölmarktes angedeutet hatte, folgte der Übergang in eine Gegenbewegung, die zunächst bis vor einer Woche anhielt. Ähnlich wie in den Wochen zuvor bewegten sich die täglichen Preisschwankungen in einem vergleichsweise schmalen Preiskorridor. Während sich auch letzte Woche Mittwoch zunächst eine ähnliche Preisentwicklung andeutete, änderten sich die für den Ölmarkt relevanten Vorgaben im Nachmittagshandel schlagartig.

Während in den letzten Wochen und Monaten vermehrt wirtschaftliche Faktoren zu Auswirkungen am Ölmarkt führten, verschob sich der Fokus wieder in Richtung Politik. Als bereits Ende der Kalenderwoche 43 bekannt wurde, dass die ursprünglich für Freitag, den 30.10.2020 angesetzte Ministerpräsidenten-Konferenz (MPK) um zwei Tage vorverlegt werden soll, „sickerten“ erste Informationen über mögliche Pläne der deutschen Regierung durch. Nach dem Ende der Konferenz wurde die bereits zuvor befürchtete Maßnahme im Rahmen eines sogenannten „Lockdown light“ offiziell bestätigt und die Reaktion der Ölpreise ließ nicht lange auf sich warten.

Die Rohölpreise sackten von Mittwoch auf Donnerstag jeweils um mehr als drei Prozent ab, sodass die für Europa relevante Rohölsorte Brent die 40 €uro-Marke nicht mehr halten konnte. Und auch zum gestrigen Wochenstart haben die beiden Rohölpreise nochmals um jeweils rund fünf Prozent nachgegeben. Durch die heutige Gegenbewegung und dem damit verbundenen Preissprung von jeweils rund sieben Prozentpunkten konnten die Rohölpreise die vorherige Talfahrt zumindest vorerst stoppen. Vor den heutigen Preissteigerungen notierte der Preis der amerikanischen Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) mit 35,8,9 $/b auf dem den tiefsten Stand seit Juni dieses Jahres. Für vergleichbare Preise (37,2 $/b) bei der für Europa relevanten Sorte Brent mussten wir in unseren Statistiken sogar bis Ende Mai zurückgehen.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Den harten Maßnahmen zur Verlangsamung der zuletzt akut steigenden Corona-Neuinfektionszahlen in Deutschland gingen bereits einige, teils noch massivere Einschränkungen in anderen Industriestaaten voran. So wurde in Frankreich zunächst eine Hotspot-bezogene nächtliche Ausgangssperre verhängt, bevor der französische Präsident Macron am Mittwoch letzter Woche einen zweiten Lockdown im nahezu gleiche Ausmaß des Frühjahres bekannt gab. Um zu verhindern, dass das inländische Gesundheitssystem handlungsunfähig wird, hat die tschechische Regierung bereits vor einer Woche den Notstand ausgerufen und einen erneuten Lockdown verhängt.

Auch wenn aktuell noch nicht sichergestellt werden kann, dass die veranlassten Maßnahmen den erhofften Erfolg in Bezug auf die Verlangsamung der Virus-Verbreitung bringen, werden die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft bereits jetzt auf ein vergleichbares Niveau mit denen des Frühjahres geschätzt. Die stellenweisen massiven Maßnahmen und die damit verbundenen Einschränkungen treffen jedoch nicht nur die Nachfrage-, sondern in erster Linie die Angebotsseite. Um einen weiteren Preissturz zu verhindern, sehen Marktteilnehmer vor allem die OPEC+ in der Pflicht. Mithilfe einer zeitlichen Ausdehnung der aktuellen Fördermengenbeschränkungen würde eine mögliche Überflutung des aktuell angeschlagenen Marktes vorerst verhindern werden. Der heutige Preisanstieg am Ölmarkt beruht im Wesentlichen auf Spekulationen über eine Verlängerung der aktuellen Produktionsbeschränkungen.

Nachdem die Preisschwankungen in den zurückliegenden Wochen vermehrt übersichtlich ausgefallen waren, kam es nach der Ankündigung von teilweise massiven Corona-Maßnahmen in den letzten Tagen zu einem kräftigen Preisrutsch. Das Ausmaß der aktuellen Verluste wird an der jüngsten Entwicklung der beiden Ölsorten deutlich. So hat alleine der Preis der US-Sorte WTI auf Monatssicht um fast zwölf Prozent nachgegeben. Auch wenn aufgrund der aktuellen Vorgaben der Finanzmärkte eine Einschätzung der weiteren Ölpreis-Entwicklung schwerfällt, so gehen wir aktuell davon aus, dass der Markt kurzfristig auf die neue Situation reagiert und Maßnahmen einleitet, die einen weiteren Preisverfall vorerst verhindern sollten.

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