Ölpreise nach kräftigem Rückgang wieder stabil | Aktuelle Ölmarkt-News vom 29.05.2018

um 08:38 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nach den kräftigen Preisrückgängen vom Freitag und Montag, haben sich die Ölpreise auf den heutigen Dienstag bereits wieder stabilisiert. Die Nordsee-Ölsorte BRENT verzeichnete eine leichte Gegenbewegung, legte um 0,4 $/b zu und stand am Dienstagmorgen bei 75,6 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI kletterte mit 0,7 $/b etwas deutlicher und wurde am Morgen bei 66,9 Dollar/Barrel gehandelt.

Vor knapp einer Woche hatten die Ölpreise den höchsten Stand seit November 2014 erreicht, danach stabilisierten sich die Preise zunächst und gaben dann kräftig nach, als das zurzeit am Ölmarkt taktgebende Duo aus OPEC-Leader Saudi-Arabien und Russland zeitgleich bekannt gab, dass die Ölförderung der 24 Ölförderländer, die an der aktuellen Förderkürzung beteiligt sind, in der zweiten Jahreshälfte wieder steigen könnte.

Damit reagiert das Ölkartell OPEC auf den seit drei Monaten anhaltenden Höhenflug der Ölpreise, der für einige Länder bereits zu einem konjunkturbelastenden Problem geworden ist. Außerdem liegt die Vermutung nah, dass Saudi-Arabien mit diesem Schritt das politische Ziel verfolgt gegen seinen Erzrivalen Iran vorzugehen. So würde ein sanktionsbedingter Rückgang der iranischen Ölförderung die Ölpreise steigen lassen, was die westlichen Industrienationen und China verhindern wollen um ihr Wirtschaftswachstum nicht zu gefährden. Durch die Kompensation der drohenden Ölexportrückgänge des Iran, nehmen die Saudis den Befürwortern des Atomabkommens nun ein wirtschaftliches Argument.

Grundsätzlich hat die OPEC ihren Einfluss auf den Ölmarkt zuletzt wieder deutlich ausgeweitet. Durch die seit eineinhalb Jahren laufende Förderkürzung hat das Ölkartell die globalen Öllagerbestände wieder auf einen Fünf-Jahresdurchschnitt abgesenkt und die Überversorgung des Weltölmarktes beendet. Im April soll die Förderkürzung sogar mit rund 150 Prozent überrschend deutlich übererfüllt worden sein. Hinzu kamen die ungeplanten Förderausfälle im Krisenstatt Venezuela, die Wiederbelebung der US-Sanktionen gegen den Iran und ein hinter den Erwartungen zurückbleibenden Ausbau der Schieferölindustrie in Nordamerika.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen


Aus diesen Gründen hat zurzeit lediglich die OPEC in Zusammenarbeit mit Russland die Möglichkeit die Lage auf dem Weltölmarkt so stark zu verändern, dass sich dadurch deutliche Preisbewegungen nach oben oder unten ergeben können. Die nächste Entscheidung zur weiteren Ölförderung steht Ende Juni beim kommenden OPEC-Meeting auf dem Plan. Aktuell sieht es nach einem Beschluss zur Lockerung der Förderobergrenzen aus, doch wie stark diese ausfallen wird, muss abgewartet werden. Der saudische Energieminister wies bereits darauf hin, dass eine Lockerung nur gering sein könne, um einen Marktschock zu vermeiden.

Insgesamt rechnen Marktbeobachter damit, dass das Ölkartell die Preise auf dem jetzigen Niveau stabilisieren wird, aber wohl keinen deutlichen Rückgang der Ölpreise, durch eine übermäßige Ausweitung des Ölangebotes, riskieren will. Immerhin haben die OPEC-Staaten in den vergangenen Jahren enorme Einbußen aus dem Ölgeschäft hinnehmen müssen, die sie nun wieder reinholen wollen. Ausgeschlossen ist ein Rückgang der Ölpreise jedoch nicht. Es bleibt abzuwarten wie Händler nun auf die neue Lage reagieren und ob es zu weiteren Gewinnmitnahmen und Spekulationen auf fallende Ölpreise kommen wird.

Vom Devisenmarktkennt der €uro zurzeit nur eine Richtung-Abwärts. Obwohl die €uro-kritische Regierungsbildung in Italien vorerst gescheitert ist, gab der €uro gegen den Dollar erneut spürbar nach und notierte am Dienstagmorgen mit 1,164 Dollar/€uro auf dem tiefsten Stand seit mehr als einem halben Jahr. Vermutlich ist die €uro-kritische Regierungsbildung in Italien auch nur verschoben, denn bei den nun anstehenden Neuwahlen in der drittgrößten Volkswirtschaft der EU wird erwartet, dass die jetzt gescheiterten Parteien wohl wieder die stärksten politischen Kräfte werden.

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