Ölpreise nach Abwärtskorrektur wieder stabiler | Aktuelle Ölmarkt-News vom 10.08.2018

um 09:10 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben sich nach der Preiskorrektur vom Vortag wieder stabilisiert und sind auf den heutigen Freitag nur noch leicht gesunken. So gab die Nordsee-Ölsorte BRENT um weitere 0,6 $/b nach und notierte am Morgen mit 72 Dollar/Barrel auf einem Drei-Wochen-Tief. Die US-Ölsorte WTI ging ebenfalls um weitere 0,4 $/b zurück und wurde mit 66,7 Dollar/Barrel auf dem tiefsten Stand seit Mitte Juni gehandelt.

Im Wochenrückblick legten die Ölpreise in der ersten Wochenhälfte moderat zu und gaben in der Zweiten deutlich nach. Insgesamt verzeichnen die Ölnotierungen in dieser Woche somit ein Minus von rund zwei Prozent (BRENT) bzw. rund drei Prozent (WTI). Damit zeigt sich erneut, dass die Lage am Ölmarkt zurzeit volatil ist und Anleger nicht so recht wissen in welche Richtung sich der Ölpreis entwickeln wird. Die knappe Angebotslage lässt, zusammen mit den US-Sanktionen gegen den Iran, zwar steigende Ölpreise erwarten, doch in dieser Woche wurden die Ereignisse am Ölmarkt durch den Handelskonflikt zwischen den USA und China in den Hintergrund gerückt.

Der eskalierende Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt sorgte in dieser Woche für sinkende Ölpreise. Die Spirale von Strafzöllen und entsprechenden Gegenzöllen drehte sich weiter und weil sich zwei Staaten gegenüberstehen, bei denen der Politikstil zurzeit als unnachgiebig bezeichnet werden kann, ist eine Deeskalation zurzeit nicht in Sicht. Im Gegenteil wurden zuletzt neue Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren im Wert von jeweils 16 Milliarden Dollar im bilateralen Handel der beiden Länder angekündigt.

Die Sorge von Investoren wächst, dass sich der Zollstreit negativ auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken wird. Für den Ölmarkt bedeutet dies, dass einerseits das risikoreiche Handelsprodukt Öl tendenziell gemieden wird und dass andererseits erwartet wird, dass die Nachfrage nach Ölprodukten, im Falle eines globalen Konjunkturabschwungs, zurückgehen wird. Beides belastet die Ölpreise und führte zu einem deutlichen Preisrücksetzer. Zudem mehren sich Stimmen, die befürchten, dass sich der Handelsstreit in den kommenden Monaten sogar noch sehr viel deutlicher auf die Ölpreise auswirken könnte.

Weitere preisdrückende Impulse kamen in dieser Woche vom Devisenmarkt und vom US-Ölmarkt. Am Devisenmarkt legte die globale Ölwährung Dollar allgemein kräftig zu und schickte auch den €uro auf Talfahrt. Mit 1,146 Dollar/€uro notierte die Gemeinschaftswährung gegen den Dollar am Freitagmorgen auf dem tiefsten Stand seit über einem Jahr. Am Ölmarkt machte der starke Dollar Rohöl in anderen Währungsräumen teurer, was auf die Nachfrage drückte und die Ölpreise fallen ließ.

Der US-Ölmarkt verzeichnete in dieser Woche einen erneuten leichten Aufbau der Öllagerbestände auf knapp 767 Mio. Barrel. Dies brachte zwar leicht preisdrückende Impulse, doch insgesamt kann der US-Ölmarkt die globalen Ölpreise zurzeit nicht spürbar unter Druck setzen. Im Gegenteil ist die zuvor stetig steigende US-Ölproduktion zuletzt ins Stocken geraten, auch weil man in der wichtigsten US-Schieferölregion mit Pipeline-Engpässen zu kämpfen hat.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Auch globale gesehen steht einem anhaltenden Rückgang der Ölpreise weiterhin die knappe Angebotslage entgegen. Die drei größten Ölförderländer der Welt – Russland, USA und Saudi-Arabien, die zusammen mehr als ein Drittel des weltweiten Ölkonsums bedienen – fördern zurzeit mit jeweils rund elf Millionen Barrel so viel Öl wie niemals zuvor und haben dementsprechend wenig Spielraum für weitere Fördererhöhungen. Dies gilt auch für andere, politisch stabile Ölförderländer und in Krisenstaaten wie Venezuela oder Libyen geht die Ölförderung eher zurück.

Beim wohl wichtigsten Thema für die weitere Entwicklung der Ölpreise, dem drohenden, globalen Ölembargo gegen den Iran, hat sich die Lage zuletzt wieder zugespitzt. Seit Dienstagmorgen sind die umstrittenen US-Sanktionen gegen den Iran zum Teil wieder in Kraft getreten. Die Sanktionen gegen den Energiesektor des Iran folgen ab November. Auch gegen die Intervention der Euopäer, Russen und Chinesen, will US-Präsident Trump an seiner harten Vorgehensweise gegen den Iran festhalten und "maximalen wirtschaftlichen Druck" aufbauen. Dementsprechend hatte Trump via Twitter gewarnt dass „Jeder, der mit dem Iran Geschäfte macht, keine Geschäfte mit den Vereinigten Staaten machen wird".

Was den Ölmarkt anbelangt sichert sich Washington damit die Unterstützung Saudi-Arabiens, doch ob dies ausreicht um die Ölpreise im Falle eines massiven Rückgangs der iranischen Ölimporte zu kompensieren, ist mehr als fraglich. China hat bereits klargestellt, dass man die Ölimporte aus dem Iran nicht senken, aber auch keine Anhebung der iranischen Ölimporte vornehmen werde. Allerdings kann diese Aussage Pekings, vor dem Hintergrund des eskalierenden Handelskonfliktes zwischen den USA und China, mit einem Fragezeichen versehen werden.

Insgesamt rechnen zurzeit nur wenige Analysten damit, dass die BRENT-Ölnotierungen unter die 70-Dollar-Marke fallen werden. Im Gegenteil bürgen besonders die US-Sanktionen gegen den Iran das Potential, dass die Ölpreise kräftig anziehen könnten. Wie stark der Rückgang der iranischen Öllieferungen ausfallen wird, ist zurzeit noch nicht absehbar, aber angenommen wird bei der aktuellen Lage zumeist ein Rückgang zwischen einer und zwei Million Barrel pro Tag. Dies könnte den Weltölmarkt in den Wintermonaten in eine Unterversorgung schicken und die Ölpreise deutlich über die 80-Dollar-Marke klettern lassen.

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