Ölpreise mit deutlicher Gegenbewegung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 14.01.2020

um 11:21 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Trotz eines impulsarmen Handels befinden sich die Rohölpreise bereits seit Anfang Dezember in einer Aufwärtsbewegung mit übersichtlichen, jedoch fast kontinuierlichen Preisanstiegen. Der ablesbare Aufwärtstrend wurde zu Beginn der letzten Woche durch die jüngsten Meldungen im Nahen Osten nicht nur fortgesetzt, sondern führte durch einen massiven Preissprung zum höchsten Stand der Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) seit mehr als acht Monaten.

Nachdem es um die Spannungen im Nahen Osten bis zum Ende des vergangenen Jahres verhältnismäßig ruhig geworden ist, haben die Vorkommnisse am Persischen Golf fast zu einer Eskalation im Kräftemessen zwischen dem Iran und den USA geführt. Zu Jahresbeginn kam es im Irak bei Kampfhandlungen zur Tötung von US-Zivilisten, sodass die gezielte Tötung eines iranischen Generals im Iran als Reaktion der USA einzuordnen ist. Kurz nach dem Luftangriff, hat der Iran hat mit schweren Vergeltung gedroht, sodass eine neue Zuspitzung des Konfliktes befürchten wurde.

Kurz nach dem Luftangriff auf den hochrangigen General, folge ein Absturz eines ukrainischen Passagierflugzeuges über iranischen Staatsgebiet, dessen Ursache zunächst unklar war. Seitens des Irans wurde kurz nach dem Absturz von einer technischen Ursache berichtet. Nach tagelangen Dementis bzgl. eines möglicherweise versehentlichen Abschusses des Flugzeuges, räumte der Iran am Wochenende den irrtümlichen Abschuss ein. Der iranische Regierungs- sprecher Rabiei hat jegliche Vertuschungsversuche und Lügen seitens des Irans entschieden zurückgewiesen. Rabiei sicherte zu, alle Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und vor Gericht zu stellen.

Durch die Vorkommnisse am Persischen Golf haben Risikoaufschläge an den internationalen Finanzmärkten zu massiven Preisanstiegen der Notierungen geführt. Die darauffolgende Gegenbewegung hat jedoch bereits sämtliche Aufschläge ausgeglichen. Nach den kräftigen Preisrückgängen der letzten Tage, bewegen sich die Notierungen heute hingegen kaum. Die Nordsee-Ölsorte BRENT sank heute im frühen Handel auf 64,3 Dollar/Barrel und auch die Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) notiert mit 58,1 Dollar/Barrel fast auf Vortagesniveau.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen



Die zuletzt deutlich rückläufigen Rohölpreise sind auf eine tendenzielle Entspannung im Verhältnis der Vereinigten Staaten zum Iran zurückzuführen. Die kurz nach dem Luftangriff angekündigte Vergeltung seitens des Irans blieb bisher aus, wenn der Abschuss des Passagierflugzeuges als Versehen eingeordnet wird, das auf ein menschliches Versagen zurückzuführen sein soll. Ob die Abwärtsbewegung auch in den nächsten Tagen weiter fortgesetzt werden kann, hängt neben dem Konflikt am Persischen Golf jedoch auch von anderen Indikatoren ab.

Hinzu kommt auch, dass die Zahlen vom US-Ölmarkt zuletzt ebenfalls deutlich preisdrückend ausgefallen sind. So sind die gesamten US-Öllagerbestände in der ersten Januarwoche auf den höchsten Stand seit einem halben Jahr gestiegen. Dabei wurden in den vergangenen zwei Monaten vor allem die US-Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) um enorme 55 Mio. Barrel erhöht. Ob die Tendenz mit deutlich steigenden Vorräten weiter fortgesetzt werden kann, wird sich an den Zahlen des wöchentlichen Berichtes der US-Energiebehörde ab morgen ablesen lassen.

Nachdem vor gut einer Woche die Entwicklungen im Nahen Osten noch zu einer „Schockstarre“ am Ölmarkt geführt hat, die die Marktteilnehmer zu kräftigen Risikoaufschlägen bewegt haben, darf die Stimmung an den internationalen Finanzmärkten wieder als freundlicher und zuversichtlicher interpretiert werden. Die USA haben auf den Konflikt mit der Verhängung von neuen Sanktionen gegenüber dem Iran reagiert, grundsätzlich jedoch Gesprächsbereitschaft signalisiert, sodass die Kriegsangst merklich nachgelassen hat. Dennoch bleibt das Risiko einer neuen Eskalation am Persischen Golf weiterhin vorhanden und die aktuelle Lage wird von den Marktteilnehmern nicht aus den Augen gelassen.

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