Ölpreise markieren neues Langzeittief | Aktuelle Ölmarkt-News vom 21.12.2018

um 09:06 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben in der Vorweihnachtswoche wieder die Abwärtsrichtung eingeschlagen und sind somit auf die tiefsten Stände seit September 2017 gefallen. So fiel die Nordsee-Ölsorte BRENT im Wochenverlauf um 6,1 $/b und notierte am Freitagmorgen mit 54,9 Dollar/Barrel sehr deutlich unter der 60-Dollar-Marke, die in den Wochen davor recht stabil gehalten wurde. Die US-Ölsorte WTI ging in dieser Woche ebenfalls um 5,9 $/b zurück und wurde am Freitagmorgen bei 46,4 Dollar/Barrel gehandelt.

Obwohl sich die Ölpreise in den vorherigen drei Wochen recht stabil gezeigt hatten, kann man rückblickend von einem anhaltenden Abwärtstrend seit Anfang Oktober sprechen. Seitdem stehen die Ölpreise unter Druck und sind bereits um fast 40 Prozent eingebrochen. Die Gründe dafür sind vor allem in der insgesamt schlechten Stimmung an den Aktienmärkten zu finden, aber auch aus fundamentaler Sicht sprechen zurzeit einige Faktoren dafür, dass das Angebot am Ölmarkt im kommenden Jahr weiterhin deutlich über der Nachfrage liegen wird.

Auf der Angebotsseite stehen Analysten der Frage skeptisch gegenüber, ob die vom OPEC+ Verbund beschlossenen Förderkürzung in Höhe von 1,2 Mio. Barrel pro Tag tatsächlich auch die Wirksamkeit entfaltet, die vom Ölkartell angenommen wurde. Besonders im Hinblick auf den Zeitpunkt zudem die beteiligten Ölstaaten die Produktionskürzungen umsetzen können, bleiben Marktbeobachter kritisch, denn Russland hatte zuletzt bekannt gegeben, dass man im Januar wohl nur ein Bruchteil der anvisierten Förderkürzung umgesetzt haben wird.

Neben der OPEC und Russland steht aktuell auch wieder die US-Ölindustrie im Fokus. Die dortige Schieferölförderung hat dazu geführt, dass die USA in diesem Jahr wieder zum größten Ölförderland der Welt aufgestiegen sind. Aktuell  befindet sich die US-Ölförderung auf einem Rekordhoch und soll im kommenden Jahr weiter ausgebaut werden. Laut US-Energiebehörde am wird US-Schieferölproduktion im Dezember erstmals die Marke von acht Millionen Barrel pro Tag knacken und Ende November wurde aus den USA zum ersten Mal seit mehreren Jahrzehnten wieder mehr Rohöl exportiert als importiert.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Zuletzt hatte der saudische Ölministers zwar darauf hingewiesen, dass die globalen Lagerbestände bis Ende des ersten Quartals 2019 abgebaut werden und dass die OPEC+ Staaten ihre beschlossene Förderkürzung in den April hinein verlängern werden, doch dies konnte ein einen weiteren Preisrutsch nicht verhindern. Wohl auch weil die jüngste Anhebung der US-Leitzinsen dafür gesorgt hatte, dass Anleger eine weitere Eintrübung der globalen Konjunktur befürchten. Die erneute Leitzinsanhebung auf nunmehr 2,0 bis 2,25 Prozent könnte neben der US-Konjunktur auch die Weltwirtschaft belasten und somit die Nachfrage nach Ölprodukten sinken lassen.

Neben der fundamentalen Marktlage, befindet sich der Ölmarkt zurzeit auch stark im Griff der eingetrübten Stimmung an den Börsen. In dem Zusammenhang sollte man nicht vergessen, dass Rohöl auch ein spekulatives Handelsprodukt ist, dessen Kursverlauf stark von der Stimmung an den Börsen abhängt. Allerdings könnte von den Finanzmärkten auch die Trendwende für den Ölmarkt kommen. Vor allem ein Ende im Handelsstreit zwischen den USA und China könnte die Aktienmärkte in eine Erholungsphase eintreten lassen, in deren Folge auch wieder spekulative Anleger an den Ölmarkt zurückkehren werden.

Aktuell bleibt die Lage am Ölmarkt aber eindeutig bärisch und daran wird sich bis zum Jahresende wohl auch nichts mehr ändern. Für das kommende Jahr zeigt der Trend zurzeit ebenfalls nach unten und die preisdrückenden Impulse überwiegen, dennoch sollte man die Entwicklungen am den Aktienmärkten und am Ölmarkt weiterhin verfolgen, um eine mögliche Trendwende nicht zu verpassen.

Zurück